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Fashion-Start-up entwickelt Tarnjacke, die unsichtbar machen soll

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Von: Nadja Pohr

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Prototyp einer Tarnjacke des Fashion-Start-ups Vollebak
Aktuell besteht die Tarnvorrichtung der Jacke aus 42 außen angebrachten mehrschichtigen Graphen-Panels, die jeweils rund fünf Quadratzentimeter groß sind. Durch sie wird der Träger auf einer Infrarotkamera unsichtbar. © Screenshot YouTube/Vollebak

Das britische Fashion-Start-up Vollebak entwickelt mit Experten eine Jacke, die ihren Träger unsichtbar machen soll. Dies geschieht mithilfe einer speziellen Technologie.

London - Die Technik macht mittlerweile vieles möglich und bringt die wildesten Technologien zum Vorschein. So präsentierte etwa ein Unternehmen den Prototyp eines fliegenden Motorrads. Einmal unsichtbar sein - davon hat jeder sicherlich schon einmal geträumt. Das britische Fashion-Start-up Vollebak will Unsichtbarkeit nun tatsächlich ermöglichen und arbeitet an einer Jacke, die ihren Träger verschwinden lassen soll.

Die beiden Gründer von Vollebak, die Zwillinge Steve und Nick Tidball, haben sich bei ihrem Modeunternehmen auf die Kleidung der Zukunft konzentriert. Sie präsentierten bereits einige Jacken, die nicht für den normalen Alltag gedacht sind, wie etwa eine virenabwehrende „Full Metal Jacket“ oder Kleidung für den Mars mit „Antischwerkraft-Tasche“. Nun wagen sich die Zwillinge zusammen mit Experten an einen Mantel, der, ähnlich wie in den „Harry Potter“-Filmen, unsichtbar machen soll.

Graphen ermöglicht Tarnjacke von Fashion-Start-up

Das britische Start-up Invisibility Shield entwickelte mithilfe eines optischen Tricks bereits ein unsichtbar machendes Tarnschild. Vollebak will dies jedoch mit Graphen, dem dünnsten Material der Welt, ermöglichen. Es ist stabil und gleichzeitig biegsam, leicht und fast transparent und leitet zudem Strom besser als Kupfer, wie t3n.de schreibt. Gemeinsam mit Graphen-Experten der University of Manchester arbeitet Vollebak nun an der der Entwicklung der Tarnjacke.

Zunächst habe man die Arbeit mit Textilien unterschätzt, wie Cokun Kocabas, einer der Entwickler, erklärt. Deshalb dauerte es drei Jahre, bis der erste Prototyp fertig war. Aktuell bestehe die Tarnvorrichtung der Jacke aus 42 außen angebrachten mehrschichtigen Graphen-Panels, die jeweils rund fünf Quadratzentimeter groß sind. In den Panels werden Ionen in einer Flüssigkeit eingelagert und durch Einleitung einer Spannung aufgeladen. „Konkret kontrollieren wir das Elektron im Graphen“, sagt Kocabas.

Das Ergebnis: Die absorbierenden Graphen wandeln sich in ein reflektierendes Material um, wenn es um infrarote Wärmestrahlung geht. Vergleichbar sei es mit steuerbaren Pixeln auf einem Display, die man aus- und einschalten könne - so wird der Träger der Jacke schließlich unsichtbar. Vorerst jedoch nur auf einer Wärmebildkamera.

Wissenschaftler zweifeln an Tarn-Technologie durch Graphen

Dass im Zusammenhang mit der Graphen-Technologie ein Tarnmantel entstehen werde, zweifeln Wissenschaftler aktuell noch an. Kritik kommt unter anderem von der Physik-Professorin Andrea Alù von der City University in New York. Sie hatte bereits 2016 dargelegt, dass ein Tarnmantel unmöglich zu entwickeln sei. Die Idee von Vollebak will sie jedoch erst bewerten, wenn ein begutachtetes Papier dazu vorliegt.

Graphen-Forscher Mario Pelaez-Fernandez von der Uni Lille hält die Idee zwar für genial und räumt die Machbarkeit des Technologie-Einsatzes ein, sieht aber noch große Unterschiede zwischen Infrarot- und sichtbarer Strahlung. Aus seiner Sicht sei es eher möglich, eine Technologie zu entwickeln, die sich an der farblichen Wandelbarkeit eines Chamäleons orientiere. Außerdem würden Menschen, die diese Art von Tarnjacke tragen, immer noch einen Schatten werfen. Auch die Vollebak-Gründer wissen, dass sie noch weit entfernt von dem Durchbruch mit ihrer unsichtbar machenden Jacke sind. Möglicherweise könnten noch Jahrzehnte vergehen.

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