Das „tödlichste Tier der Welt“ ist laut Forschern intelligenter als gedacht
Von Moskitos geht eine tödliche Gefahr aus. Vielerorts werden Pestizide eingesetzt, um die Insekten in Schach zu halten. Doch das könnte bald nicht mehr wirken.
Stuttgart/Staffordshire - Nicht nur Forschern zufolge sind Moskitos weitaus gefährlicher, als viele glauben. Auch Bill Gates warnte 2014 vor dem „tödlichsten Tier der Welt“. Mücken, wie etwa die asiatische Tigermücke, übertragen schlimme Krankheiten wie das Denguefieber.
Immer häufiger wird die Tigermücke auch in Deutschland gesichtet. In Baden-Württemberg breitet sich das Insekt ebenfalls immer weiter aus. Um die Zahl in Schach zu halten, bekämpft Ludwigsburg das Insekt mit Bakterien-Tabletten - eine gute Alternative zu Pestiziden. Denn diese könnten in Zukunft keine Wirkung mehr bei den Plagegeistern zeigen, wie Forscher herausfanden: Stechmücken verändern ihr Verhalten, um Pestiziden zu entgehen. Somit sind die gefährlichen Insekten intelligenter, als wir bisher gedacht haben. Und das könnte es noch schwieriger machen, sie und die Krankheiten, die sie übertragen, loszuwerden.
Studie enthüllt: Stechmücken lernen, Pestizide zu vermeiden
Schon seit Jahrzehnten rätseln Wissenschaftler, wie es den Insekten gelingt, den tödlichen Dosen zu entkommen und sich ihnen zu widersetzen. Britische Wissenschaftler untersuchten zwei Mückenarten, die „Aedes aegypti“ oder auch Gelbfiebermücke genannt, und die südliche Hausmücke („Culex quinquefasciatus“), die Krankheiten wie Denguefieber, das Zika-Virus und West-Nil-Fieber verbreiten, berichtete das US-amerikanische Nachrichtennetzwerk ABC NEWS. Dabei fanden sie Erstaunliches heraus: Weibchen lernten nach einem einzigen, nicht tödlichen Kontakt mit Pestiziden, diese zu meiden.

Darüber hinaus war die Überlebensrate der Mücken, die zuvor schon einmal in Kontakt mit Pestiziden kamen, mehr als doppelt so hoch, wie die der nicht zuvor exponierten Mücken. Die Ergebnisse der Forscher deuten darauf hin, dass Mücken, die nicht tödlichen Dosen von Pestiziden ausgesetzt waren, lernen, diese Pestizide zu meiden. Infolgedessen suchen sie möglicherweise sicherere Nahrungsquellen und Ruheplätze auf, um zu überleben und sich zu vermehren.
Anmerkung der Redaktion
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 21. März 2022. Da er für unsere Leser noch immer eine Relevanz hat, hat die Redaktion ihn aktualisiert.
In den Tests wurde dies laut ABC News deutlich, da die vorbelasteten Mücken sich eher in einem Behälter aufhielten, der nach einer Kontrollsubstanz roch, als in einem Behälter, der nach einem Pestizid roch. „Mücken haben dazugelernt. Wir wussten es nur nicht“, sagte Frederic Tripet, ein Verhaltensökologe und Direktor des Zentrums für angewandte Entomologie und Parasitologie an der Universität Keele in Staffordshire (Großbritannien), gegenüber ABC News. Nicht nur in Asien ist die Tigermücke weit verbreitet, auch in Stuttgart und im baden-württembergischen Heilbronn ist das tödliche Tier bereits angekommen.
Britischer Forscher warnt: „Wenn wir sie nicht auf Anhieb töten, lernen sie, uns zu entkommen“
Bereits 2012 war Frederic Tripet Mitautor einer weiteren Studie, die zeigte, dass Mücken lernfähig sind. Und nicht nur das: Sie können verschiedene Muster, visuelle Hinweise oder Gerüche mit einer positiven oder negativen Erfahrung in Verbindung bringen. Diese Forschungsergebnisse legten nahe, dass das Lernen für ihre Beziehung zu Pestiziden relevant sein könnte, so der Wissenschaftler. Er warnte: „Wenn wir sie nicht auf Anhieb töten, lernen sie, uns zu entkommen.“

Die Lernfähigkeit in Verbindung mit der physiologischen Resistenz gegen die Pestizide erschwere die Bekämpfung der Mücken mit Pestiziden, so der Brite. Daher werden neue Lösungen notwendig sein, um die Mückenpopulationen besser zu kontrollieren. Eine Möglichkeit könnte darin bestehen, eine chemische Verbindung zu entwickeln, die eine verzögerte Reaktion hervorruft, sodass das Insekt den Geruch nicht mit einer negativen Erfahrung assoziiert. Das Lernen könne auch gestört werden, indem man einen attraktiven Geruch hinzufügt, so Frederic Tripet. In Baden-Württemberg gibt es bereits Bestrebungen, das tödlichste Tier der Welt mit Gammastrahlen auszurotten.