1. bw24
  2. Wissen

Tausende Unterwasser-Vulkane entdeckt – „Fenster zum Erdmantel“

Erstellt:

Von: Tanja Banner

Kommentare

Nördlich von Japan liegt der Unterwasser-Vulkan Kaitoku. Er befindet sich etwa 100 Meter unter der Wasseroberfläche, auf der Aufnahme aus dem Januar 2023 ist einer der drei Gipfel des Vulkans aktiv.
Nördlich von Japan liegt der Unterwasser-Vulkan Kaitoku. Er befindet sich etwa 100 Meter unter der Wasseroberfläche, auf der Aufnahme aus dem Januar 2023 ist einer der drei Gipfel des Vulkans aktiv. © IMAGO/NASA Earth

Ein Forschungsteam entdeckt auf dem Meeresboden tausende bisher unbekannter Unterwasser-Vulkane. Die können den Forschenden ein „Fenster zum Erdmantel“ eröffnen.

San Diego – Die Ozeane sind ein wichtiger Bestandteil der Erde, 70 Prozent des Planeten sind von Meeren bedeckt. Trotzdem wissen wir über die Tiefsee und den Meeresboden erschreckend wenig – gerade einmal fünf Prozent von 300 Millionen Quadratkilometern Meeresboden sind erforscht, berichtete die Deutsche Welle. Das liegt unter anderem daran, dass es ab etwa 200 Metern Tiefe sehr dunkel und kalt ist, außerdem ist der Druck sehr hoch – was die Erforschung ungeheuer schwierig macht.

Doch nun ist es einem Forschungsteam von der Scripps Institution of Oceanography an der University of California in San Diego gelungen, einen Teil des Meeresbodens trotzdem zu untersuchen, ganz ohne hinabzutauchen. Das Team nutzte Daten von Radarsatelliten, um Vulkane auf dem Meeresgrund zu kartieren. Die Studie wurde im Fachjournal Earth and Space Science veröffentlicht. Nach Angaben in der Forschungsarbeit wurden bisher erst 20 Prozent des Meeresbodens von Schiffen kartiert.

Neue Studie: Tausende Unterwasser-Vulkane existieren in den Ozeanen

Die Forschungsgruppe hat für ihre Studie 19.325 neue Unterwasser-Vulkane (sie werden in der Studie auch „Unterwasserberge“ genannt) entdeckt und damit die Anzahl der bekannten Vulkane im Meer fast verdoppelt. Bisher waren 24.643 Unterwasserberge bekannt. Die neu entdeckten Berge im Meer haben der Studie zufolge eine Höhe zwischen 421 Metern und 2.500 Metern.

„Es gibt eine Handvoll Studien, die vorhergesagt haben, dass es Tausende von Bergen auf dem Meeresgrund gibt. Selbst dann sind 19.000 neue Unterwasserberge immer noch unglaublich“, betonte die Studien-Co-Autorin Julie Gevorgian gegenüber Newsweek. Besonders beeindruckt fand die Forscherin, dass die Berge so hoch sind und dass sie trotzdem bislang unentdeckt geblieben sind.

Studie: Unterwasser-Vulkane sind ein „Fenster zur Zusammensetzung des Erdmantels“

Unterwasser-Vulkane entstehen genau wie Vulkane an Land durch eine Kollision tektonischer Platten oder durch eine vulkanische Eruption. Zu wissen, wo sich ein Unterwasserberg befindet, kann wichtig sein – beispielsweise für U-Boote auf ihrem Weg in einem Ozean. Die Kartierung der Berge hilft der Forschung darüber hinaus, die tektonischen Platten und das geomagnetische Feld der Erde zu verstehen. „Aus einer geologischen Perspektive sind Unterwasserberge besonders wichtig, weil sie Fenster zur Zusammensetzung und Temperatur des Erdmantels sind“, schrieb die Forschungsgruppe in der Studie.

Genau wie oberirdische Vulkane können auch Unterwasser-Vulkane ausbrechen. Tatsächlich finden drei Viertel der irdischen vulkanischen Aktivitäten nach Angaben der US-Ozeanbehörde NOAA unter Wasser statt. In der Regel sind Vulkanausbrüche von Unterwasser-Vulkanen nicht so explosiv wie Ausbrüche von Vulkanen an Land. Das liegt unter anderem am großen Wasserdruck – statt einer heftigen Explosion entsteht ein passiver Lavafluss auf dem Meeresboden.

Die Explosion eines Unterwasser-Vulkans bei Tonga schickte Schockwellen um die Erde. (Archivbild)
Die Explosion eines Unterwasser-Vulkans bei Tonga schickte Schockwellen um die Erde. (Archivbild) © imago images/Cover-Images

Ausbrüche von Unterwasser-Vulkanen können gefährlich sein

Es gibt jedoch auch Ausnahmen: Manche Ausbrüche von Unterwasser-Vulkanen können gefährlich sein, denn sie können beispielsweise Tsunamis auslösen, wenn sie nah genug an der Oberfläche sind. Der Ausbruch des Unterwasser-Vulkans bei Tonga war ein Beispiel dafür. Die Schockwellen nach dem Ausbruch wanderten um die Erde, die Explosion hatte nach Nasa-Angaben die Sprengkraft von etwa zehn Megatonnen TNT – mehr als das 500-Fache der Atombombe, die auf Hiroshima geworfen wurde. (tab)

Auch interessant

Kommentare