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Forscher sichten Wal-Baby, das Hoffnung für eine vom Aussterben bedrohte Spezies macht

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Von: Franziska Schuster

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Orca-Mutter und ihr Kalb
Nach mehreren Jahren ohne ein einziges überlebendes Orca Baby wurde nun wieder eines in den Gewässern der Salish Sea gesichtet. © Tamara Kelley/Orca Conservancy

Lediglich 74 Exemplare des Salish Sea Orcas schwimmen noch durch kanadische Gewässer. Nun wurde zum ersten Mal seit Jahren ein Baby-Wal gesichtet.

Washington (Kanada) - Ganz eng schwimmt es neben seiner Mama her, immer wieder ist seine Rückenflosse an der Wasseroberfläche zu sehen: K-45 wurde das Orca-Baby genannt, das nun in den Binnengewässern entlang der Bundesstaaten Washington und British Columbia gesichtet wurde. Die Geburt des kleinen Wals ist eine Sensation, denn zum ersten Mal seit 2011 schwimmt ein Killerwalbaby in den Gewässern der Salish Sea. Salish Sea Orcas, auch als im Süden ansässige Killerwale bezeichnet, zählen zu den am stärksten gefährdeten Meeressäugetieren Kanadas. Nur 74 Exemplare sind noch übrig.

Nach mehreren Jahren ohne ein einziges überlebendes Orca Baby, macht das neue Kalb den Forschern Hoffnung, dass sich die bedrohte Spezies in ihrem Bestand doch wieder erholen könnte. Jedoch reicht ein Kalb allein nicht aus, um die Sorgen der Forscher und Naturschützer gänzlich zu zerstreuen.

Salish Sea Orcas vom Aussterben bedroht - nur noch 74 Tiere

Die Zahl in den kanadischen Gewässern ansässigen Killerwale geht stetig zurück. Nachdem Tierschützer den Tod eines 2013 geborenen Kalbs betrauerten, kam 2019 erneut ein Kalb zur Welt. Seither wurde jedoch kein weiteres Jungtier mehr gesichtet - bis jetzt. Mit dem Orca-Baby K-45 keimt Hoffnung bei den Forschern auf, dass es den Tieren wieder besser geht.

Der Kopf eines Orcas ragt aus dem Wasser
Ein Killerwal auf Lanzarote: Orcas können bis zu neun Meter lang werden. © dpa

Wie die Wissenschaftler in den vergangenen Jahren durch Beobachtungen herausgefunden haben, deuten Gesundheitsindikatoren wie Stresshormonspiegel und Körpergewicht in der gesamten Orca-Population darauf hin, dass erfolgreiche Geburten immer seltener werden. „Wir wissen aus den vergangenen Jahrzehnten, dass diese Weibchen alle drei Jahre gebären konnten, und das ist jetzt einfach nicht mehr der Fall“, sagt Deborah Giles, Wissenschafts- und Forschungsdirektorin der in Washington ansässigen Gruppe „Wild Orca“, laut popsci.com.

2017 fand das Forscherteam heraus, dass 69 Prozent der Schwangerschaften der Walweibchen in den letzten Jahren nicht ausgetragen werden. Die Gründe: Die Tiere sind chronisch gestresst und unterernährt. Die Killerwalpopulation in den kanadischen Gewässern ist von 89 Exemplaren 2005 auf mittlerweile 74 Tiere geschrumpft. Umso größer ist die Freude über den Baby-Orca. „Das neue Kalb ist so wunderbar“, sagt die Wissenschaftlerin. Forscher entdeckten im Mittelmeer kürzlich einen Hai, der in den Gewässern als längst ausgestorben galt.

Lärm, Umweltbelastungen, mögliche Kollisionen mit Booten und ein Mangel an Beute bedrohen Orcas

Dennoch bereitet der geringe Walbestand den Wissenschaftlern Sorgen. Lärm, Umweltbelastungen, mögliche Kollisionen mit Booten und ein Mangel an Beute bedrohen die Orca-Population noch immer. Die Hauptnahrungsquelle der Wale macht der Königslachs aus. Der ist jedoch ebenfalls vom Aussterben bedroht. Überfischung, steigende Wassertemperaturen, Dammbehinderungen und die Zerstörung von Lebensräumen lässt die Zahl der Lachse stetig sinken.

Zwar ernähren sich die Orcas auch von anderen Fischarten, wie etwa der Regenbogenforelle oder dem Rotlachs, jedoch hat der bereits erwähnte Königslachs schon immer den Hauptteil ihrer Ernährung ausgemacht. Die Killerwale haben Schwierigkeiten, genügend Beute zu finden. Alle Bemühungen zum Schutz der gefährdeten Killerwale beinhalten somit auch den Schutz des gefährdeten Königslachses. Ein eingeschleppter Fisch wird unterdessen im Bodensee zur Bedrohung für heimische Arten.

Um die Wale zu schützen, wurde vom Bundesstaat Washington nun ein Gesetz erlassen, nachdem Walbeobachtunsgboote sich den Tieren nur noch eine halbe Seemeile nähern dürfen. Ein guter erster Schritt zum Schutz der Wale, doch laut Deborah Giles gehen die Maßnahmen noch nicht weit genug. „Jetzt müssen wir uns mit Strategien befassen, die sich auf das Fischereimanagement konzentrieren“, sagt sie. 

Was viele außer Acht lassen: Bei den Schutzmaßnahmen geht es um mehr als nur die Erhaltung der Salish Sea Orcas. Die Tiere stehen an der Spitze der Nahrungskette. Sterben sie aus, zieht das einen Rattenschwanz hinter sich her. „Das bedeutet, dass das gesamte darunter liegende Ökosystem versagt, was sich letztendlich auch auf die menschliche Bevölkerung auswirkt“, macht die Forscherin deutlich. Nicht nur in Kanada, sondern auch in Baden-Württemberg erobern sich immer mehr Tiere ihren Lebensraum zurück. So auch ein ausgerottet geglaubtes Raubtier: Nach 94 Jahren wurden wieder Fischotter an Land gesichtet.

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