Erfindung aus Norwegen verwandelt Wüsten in Gärten
Ein norwegisches Start-up hat eine Technik entwickelt, mit der trockene Wüstenflächen binnen weniger Stunden in fruchtbares Ackerland verwandelt werden können.
Norwegen – Nicht bloß in Deutschland werden die Sommer immer heißer und trockener. Insbesondere Wüstenländer wie Ägypten oder die Vereinigten Arabischen Emirate bekommen die Auswirkungen des Klimawandels immer stärker zu spüren. Speziell Staaten wie Dubai haben oft gar keine andere Möglichkeit und müssen einen Großteil ihrer benötigten Lebensmittel importieren.
Gerade in ärmeren Regionen ist das aber ein großes Problem. Sollten Hitze und Trockenheit in Zukunft weiter zunehmen, könnten in Staaten wie Südafrika Hungersnot und Wasserknappheit die Folge sein. Umso wichtiger ist es, Möglichkeiten zu finden, die solchen Staaten eine langfristige Lösung gewährleisten.
Nilfluten in Ägypten inspirieren norwegische Forscher zu genialer Erfindung
Das Start-up „Desert Control“ aus Norwegen bietet mittlerweile eine solche Lösung an, die in ersten Wüstenstaaten zum Einsatz kommt. Um das Prinzip der Innovation zu verstehen, hilft ein Blick in die Vergangenheit.
Bevor der Assuanstaudamm 1960 errichtet wurde, sorgten Wasserfluten und Schlamm für fruchtbares Ackerland und machten das Reich der Pharaonen zur grünen Ader Afrikas. Nach der Fertigstellung von Assuan konnten zwar die Nilfluten simuliert werden, der fruchtbare Schlamm wurde aber zurückgehalten. Die Folge: Nach zehn Jahren waren die Felder erschöpft – doch der Fehler führte laut „Stern“ zu einer wichtigen Entdeckung, die sich „Desert Control“ zunutze macht.
Unternehmen | Desert Control |
Hauptsitz | Norwegen |
Gründung | 2017, Norwegen |
CEO | Ole Kristian Sivertsen |
Technologie | Nanoton-Partikel |
Trockener Wüstenboden plötzlich fruchtbar – Grundlage ist ein simpler Naturstoff
Das Geheimnis der fruchtbaren Nilfluten war der Schlamm, der neben Nährstoffen sowie Mineralien riesige Mengen fein geriebener Partikel aus Ton auf die Felder gespült hatte. Auf Grundlage der Tonpartikel entwickelte „Desert Control“ eine Technologie, die auf trockenen Wüstenboden aufgetragen blühende Landschaften ermöglicht. Der Schlüssel ist Lehm, der schon seit Jahrhunderten in der Landwirtschaft zur Verbesserung von Böden eingesetzt wird.
Wird Lehm wegen Grabens untergemischt, wird dabei auch das unterirdische Ökosystem der symbiotischen Beziehung zwischen Pflanzen und Pilzen beschädigt. Ist der Lehm weg, werden die Felder über kurz oder lang unfruchtbar. Kristian Olesen, ein Wissenschaftler aus Norwegen, erfand 2000 auf Grundlage der Erkenntnis eine neue Technologie, die Lehm in eine Flüssigkeit verwandelt, die in etwa so dünn wie Wasser ist.
Nanoton-Partikel auf Wüstensand spritzen – ein Gartenschlauch reicht aus
„Desert Control“ macht sich die Technologie von Olesen zunutze, um Nanoton-Partikel auf Wüstensand zu spritzen. Die Tonpartikel werden per Schlauch auf den Sandboden gespritzt und versickern. Die Tonschicht legt sich dabei um die Sandpartikel – unter dem Mikroskop sieht das Sandkorn-Ton-Gebilde aus wie eine Schneeflocke. Dies hat praktischerweise zur Folge, dass Nährstoffe und vor allem Wasser leichter an der Struktur haften und nicht einfach absickern.
Der Vorteil der Technologie von „Desert Control“ ist die Einfachheit. Der flüssige Nanoton kann innerhalb kürzester Zeit mit allen auf der Welt bekannten Bewässerungstechniken aufgetragen werden. „Man könnte sogar einen Gartensprinkler verwenden“, erzählte Ole Sivertsen, Geschäftsführer von Desert Control, vor einiger Zeit im Interview mit BBC. Schon nach sieben Stunden kann auf mit Ton-Partikel bespritzen Flächen losgepflanzt werden.
Experiment aus Dubai liefert erstaunliches Ergebnis – 40 Tage bis zur Ernte
Wasser und Dünger sind nach wie vor nötig, deren Einsatz sei laut „Desert Control“ aber effizienter möglich. Wie vielversprechend die Technologie aus Norwegen ist, zeigt ein Experiment von März 2020 in Dubai. Nur 40 Tage dauerte es vom Aufbringen der Ton-Partikel auf unfruchtbarem Sandboden bis zur Ernte eines Feldes mit reifen Wassermelonen. Für einen Wüstenstaat wie Dubai ist das eine bahnbrechende Innovation und eröffnet ganz neue Möglichkeiten bei der Versorgung.
Noch sind die Kosten für die neue Technologie mit 1,50 Euro pro Quadratmeter aber teuer und für die ärmeren Regionen der Welt unbezahlbar. „Desert Control“ hofft, die Kosten in Zukunft auf 20 Cent senken zu können. Unabhängig davon ist die Technologie aus Norwegen aus Sicht mancher Facebook-Nutzer nicht zukunftsfähig. „Schön, wenn es funktioniert – aber Wasser fehlt in der Wüste trotzdem“, so die Meinung einer Userin.
Facebook-User sind skeptisch und kritisieren einen wichtigen Punkt
Ein anderer Nutzer ergänzt dazu: „Auf kurz oder lang muss sich die Menschheit anpassen und nicht die Erde.“ Kritisiert wird zudem, dass die Technologie viel zu teuer für ärmere Länder und deshalb keine Option sei. „Das Projekt ist so teuer, dass keiner von denen – die es wirklich benötigen – es sich leisten kann“, schreibt ein Nutzer und bekommt dafür viel Zuspruch. Interessant wird es also wahrscheinlich erst, wenn sich die Technologie in der großen Masse einsetzen lässt.