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Erschreckendes Studienergebnis: Jede Reinfektion mit Corona steigert Risiko von Long Covid

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Von: Franziska Schuster

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Scan einer Lunge eines Covi-Patienten
Die Folgen einer Coronaerkrankung sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Vor allem Reinfektionen können fatal sein. © Sebastian Gollnow/dpa

Immer mehr Menschen stecken sich mehrmals mit dem Coronavirus an. Das kann einer Studie zufolge das Risiko für Long Covid deutlich erhöhen.

Stuttgart/St. Louis - Hohe Temperaturen locken beim aktuellen Wetter in Deutschland die Menschen nach draußen. Viele hatten sich nach den Einschränkungen durch die Pandemie seit langem mal wieder auf einen unbeschwerten Sommer gefreut. Doch stattdessen finden wir uns aktuell in einer Sommerwelle wieder, die es in sich hat. Denn obwohl viele Aktivitäten nun vorrangig im Freien stattfinden, steigen die Infektionszahlen stark an. Schuld ist der Omikron-Subtyp BA.5, der den Immunschutz geschickt austrickst. Der Großteil der Infizierten ist aktuell nicht zum ersten Mal von Corona betroffen. Sogenannte Reinfektionen, also Wiederansteckungen, lassen die Zahlen in Deutschland explodieren. Die Ministerien bereiten sich bereits auf eine Herbst-Welle vor.

Experten gingen bisher davon aus, dass solche Reinfektionen milder verlaufen als Erstinfektionen. Viele waren auch davon überzeugt, dass man mit jeder überstandenen Infektion besser vor einer weiteren Ansteckung geschützt sei. Eine neue Studie widerlegt diese Annahmen nun jedoch. Ein Ergebnis der Wissenschaftler beunruhigt besonders: Auch Geimpfte und Geboosterte sind vor den Folgeerkrankungen nicht geschützt.

Studie zu Long Covid: Mehrmalige Coronaerkrankungen haben fatale Folgen für die Gesundheit

Schon lange ist klar: Eine Impfung schützt nicht vor einer Ansteckung oder Wiederansteckung mit Covid-19. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, an dem Virus zu sterben oder einen schweren Verlauf zu haben, gemindert. Aktuell sind es allerdings die Reinfektionen, die den Experten Sorgen bereiten. Diese gingen bisher davon aus, dass die Symptome und Verläufe mit jeder weiteren Infektion harmloser werden. Dass dem nicht so ist, belegt nun eine Studie von Ziyad Al-Aly von der Washington University in St. Louis und seinem Team. Wie der MDR berichtet, hat das Forschungsteam Daten der Krankenkasse der Veteranen der US-Armee ausgewertet. Diese ist das größte US-Gesundheitssystem.

Die Forscher analysierten die Daten von insgesamt 5,6 Millionen Menschen und teilten sie in drei Gruppen ein:

257.427 Personen davon hatten sich nachweislich einmal mit dem Coronavirus infiziert. Von diesen Infizierten hatten 36.417 (12 Prozent) zweimal Covid-19, 2.263 (0,76 Prozent) dreimal und 246 (0,08 Prozent) sogar viermal oder öfter. Die Forscher untersuchten diese Zahlen speziell im Hinblick auf verschiedene Folgeerkrankungen in den sechs Monaten nach der Diagnose. Diese wiederum verglichen sie mit der jeweiligen Häufigkeit in einer Gruppe von 5,4 Millionen nicht infizierten Personen. Experten in Deutschland beklagten zuletzt die schlechte Corona-Datenlage, durch die man die ergriffenen Schutzmaßnahmen nur schwer beurteilen könne.

Das erschreckende Ergebnis der Auswertungen: Corona-Reinfektionen erhöhen im Vergleich zur einmaligen Erkrankung das kurz- und langfristige Risiko für die Gesundheit deutlich. Gegenüber den nur einmal Infizierten verdoppelte sich das allgemeine Sterberisiko von Reinfizierten und betraf in der Gruppe der mindestens zweimal Angesteckten rund 23,8 von 1.000 Personen. Das Risiko eines Krankenhausaufenthaltes stieg um ein dreifaches. Eine andere Studie untersucht unterdessen die Behandlung von Long Covid mit Cortison.

Reinfektionen haben ein erhöhtes Gesundheitsrisiko zur Folge - auch Impfungen schützen nicht

Bei Reinfizierten tauchten zudem Schäden an Atemorganen oder dem Herz-Kreislauf-System doppelt so häufig auf. Auch Diagnosen wie Diabetes, dauerhafte Erschöpfung, Verdauungsstörungen, psychische Probleme und weitere Covid-Symptome wurden bei den Reinfizierten weitaus häufiger gestellt - alles Anzeichen von Long Covid. Ein erhöhtes Risiko gab es bei Reinfizierten auch für Gerinnungs- und Blutbildungsstörungen, Nierenstörungen sowie neurologische Probleme.

Laut der Studie waren die besagten Symptome bei den Reinfizierten während der Infektion am stärksten ausgeprägt. Allerdings hielten diese auch nach der Genesung weiter an, die meisten waren auch sechs Monate nach der Infektion noch vorhanden. Mit jeder Ansteckung stieg das Risiko von Folgeschäden, so die Forscher. „Es gab einen graduellen Zusammenhang, das bedeutet, das Risiko nachteiliger gesundheitlicher Folgen nahm mit der Zahl der Infektionen zu“, schreiben die Autoren in ihrem Bericht.

Besonders beunruhigend dürfte der Fakt sein, dass selbst eine Impfung das Risiko von Folgeerkrankungen bei Reinfektionen nicht verringern kann. Das steigende Risiko zeige sich sowohl bei Ungeimpften, als auch bei Geimpften und sogar Geboosterten, so die Forscher. Die Folgen von mehrmaligen Ansteckungen mit der Lungenkrankheit sind somit nicht zu unterschätzen.

 

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