„Sie arbeiten doppelt und verdienen die Hälfte“: Warnstreiks in Stuttgart und Region am Frauentag

Am internationalen Frauentag (8. März) stellt Ver.di bei Warnstreiks in Stuttgart und der Region die Frauen im öffentlichen Dienst in den Mittelpunkt. In der Landeshauptstadt selbst ist eine große Demo angekündigt.
Stuttgart - In der modernen Arbeitswelt sollte das Geschlecht eigentlich keinen Unterschied mehr machen. Die Realität sieht allerdings auch im Jahr 2023 noch immer anders aus. Eine aktuelle Studie der Auskunftei Schufa kommt der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zufolge zum Ergebnis, dass Frauen immer noch einfacher ihre eigene Chefin werden können als eine Top-Position in einem Unternehmen zu erreichen. Auch beim Softwarekonzern SAP haben Frauen kaum eine Chance, in Top-Positionen aufzusteigen.
Mit einflussreichen Managerinnen wie Barbara Frenkel (Porsche) oder Britta Seeger, Renata Jungo Brüngger und Sabine Kohleisen (Mercedes-Benz) gibt es zwar Ausnahmen der Regel, laut der Schufa ist die deutsche Wirtschaft aber nach wie vor fest in männlicher Hand. Die Gewerkschaft Ver.di will am internationalen Frauentag (8. März) in Stuttgart und der Region die Frauen im öffentlichen Dienst in den Mittelpunkt stellen und einen Schwerpunkt auf die Berufe legen, die noch immer überwiegend von Frauen getragen werden.
Große Demonstration am internationalen Frauentag in Stuttgart – „Frauen leiten den Löwenanteil“
Die Gewerkschaft Ver.di hat in Stuttgart erst am Freitag vergangener Woche (3. März) ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt, als der Warnstreik bei der SSB den gesamten Straßenbahn-Verkehr in der Schwaben-Metropole lahmlegte. Am 8. März werden zu einer Kundgebung und Demonstration Verhandlungsführerin Christine Behle, mehrere Tausend Streikende im öffentlichen Dienst in Stuttgart und den umliegenden Landkreisen sowie Frauen aus allen Branchen und Bereichen der Gesellschaft erwartet, wie der Ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg in einer Pressemitteilung erklärte. Vor einem Jahr zählte Ver.di bei Warnstreiks von Erziehungs- und Sozialdiensten bereits mehrere tausend Teilnehmer.
Gezielt zum Streik aufgerufen sind die Beschäftigten der Landeshauptstadt Stuttgart und den Städten und Gemeinden in den Landkreisen Ludwigsburg, Böblingen und dem Rems-Murr-Kreis in den Bereichen Sozial- und Erziehungsdienst und Kliniken, sowie in Verwaltung von Bädern, Service und anderen Bereichen. „Frauen leisten den Löwenanteil der bezahlten und unbezahlten Care-Arbeit“, sagt die stellvertretende Landesbezirksleiterin Hanna Binder. „Immer noch sind sie diejenigen, die die Hauptlast der Familienarbeit tragen.“ Frauen seien nach wie vor diejenigen, die ihre Arbeitszeit verringern, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. „Sprich: sie arbeiten doppelt und verdienen die Hälfte.“
Die Beschäftigten folgender Kreise und Kommunen sind neben den genannten am 8. März zum Warnstreik aufgerufen:
- Balingen: Beschäftigte des Zollernalb-Klinikums Standort Balingen, der Stadt Balingen, dem Landratsamt, Jobcenter, Bundesagentur für Arbeit und der Stadt Hechingen.
- Albstadt: Beschäftigte des Zollernalb-Klinikums Albstadt und der Stadt Albstadt.
- Mannheim: Beschäftigte in Sozial- und Erziehungsdienst (Kitas und Grundschulbetreuung sowie Jugendamt) und den Heidelberger Werkstätten.
- In den Städten Karlsruhe, Freiburg, Heilbronn, Ulm und Aalen.
Internationaler Frauentag: Kundgebungen in mehreren Städten in Baden-Württemberg angekündigt
Am 8. März setzen sich Frauen für die Aufwertung ihrer Berufe und bessere Bezahlung ein, für gleiches Entgelt bei gleichwertiger Arbeit, für die Beendigung jeglicher Gewalt gegen Frauen und Männer, für eine eigenständige Existenzsicherung von Frauen und für Frauenförderung, bis „die Hälfte“ erreicht ist, heißt es in der Mitteilung. „Gebt uns die Hälfte vom Kuchen – sonst holen wir uns die Bäckerei“. Insgesamt fordert Ver.di für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen eine Anhebung der Einkommen um 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von 12 Monaten.
Neben der Kundgebung und der Demonstration in Stuttgart sind am internationalen Frauentag weitere Aktionen der Gewerkschaft in Baden-Württemberg geplant. Die Ver.di Frauen Baden-Württemberg und der DGB Baden-Württemberg laden um 14 Uhr zu einem virtuellen Programm von über zwei Stunden ein, das live auf YouTube gestreamt werden soll.
Stadt | Zeitplan |
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Stuttgart | 15:30 Uhr: Streikgelderfassung und Streikversammlung auf dem Marktplatz |
16:30 Uhr: Kundgebung und anschließende Demonstration | |
Balingen | Ab 8:30 Uhr: Streikgelderfassung auf dem Rathausplatz |
9:00 Uhr: Kundgebung auf dem Rathausplatz | |
Albstadt | 11:30 Uhr: Streikgelderfassung auf dem Bürgertumplatz |
12:00 Uhr: Kundgebung auf dem Bürgertumplatz | |
Heilbronn | Kundgebung |
Freiburg | 8:00 Uhr: Treffen zum Kaffee im Gewerkschaftshaus |
10:00 Uhr: Kundgebung auf dem Platz der alten Synagoge | |
Mannheim | 13:30 Uhr: Kundgebung am Alten Meßplatz |