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„Bei 4-Tage-Woche ändert sich nicht viel“: Managerin von Porsche-Tochter testet 3-Tage-Woche in Teilzeit

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Von: Julian Baumann

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Immer mehr Firmen setzen auf eine 4-Tage-Woche. Eine Managerin der Porsche-Tochter MHP aus Ludwigsburg geht noch einen Schritt weiter.

Ludwigsburg - Das Konzept der 4-Tage-Woche ist nicht neu, wird von großen Unternehmen aber noch immer skeptisch gesehen. Lidl bietet eine 4-Tage-Woche beispielsweise nur „ausgewählten“ Mitarbeitern an, währen ein kleineres Unternehmen aus dem Kreis Karlsruhe ganz auf das System umstellte – bei gleicher Bezahlung. Eine Managerin des IT-Beratungsunternehmens MHP mit Hauptsitz in Ludwigsburg hält sogar eine 4-Tage-Woche nicht für eine ausreichende Maßnahme und testet eine Reduzierung von 100 auf 60 Prozent pro Woche.

In vielen großen Unternehmen stellt sich aktuell, nach der Aufhebung der Corona-Maßnahmen, die Frage, wie viele Tage pro Woche im Homeoffice gearbeitet werden darf und an wie vielen eine Anwesenheitspflicht gilt. Auch Porsche-Chef Oliver Blume will seine Manager wieder öfter im Büro sehen. Die MHP ist ein Tochterunternehmen des Stuttgarter Sportwagenherstellers Porsche, bei dem Vorhaben von Managerin Katharina Vollus geht es allerdings nicht um die Reduzierung der Anwesenheitszeit, sondern um eine Reduzierung der Arbeitszeit. Laut dem Wirtschaftsmagazin CIO testet sie mit ihrem Team eine 3-Tage-Woche in Teilzeit bei entsprechend angepasstem Gehalt.

Porsche-Tochter MHP testet 3-Tage-Woche mit dem Ziel, einen Ausgleich zur Arbeit zu schaffen

Das Konzept der 4-Tage-Woche soll den Mitarbeitern mehr Freizeit und Zeit für die Familie ermöglichen. Laut Katharina Vollus reicht das aber nicht aus. „Bei einer 4-Tage-Woche ändert sich meiner Meinung nach nicht viel“, sagte die MHP-Managerin. „Im Grunde erledigt man dieselben Aufgaben wie bisher, nur für weniger Geld.“ Deshalb hat sie sich mit der 3-Tage-Woche für eine noch radikalere Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit entschieden. „So war jedem klar, dass ich wesentliche Teile meiner Aufgaben als Führungskraft abgeben muss“, sagte sie. Ein mutiger Schritt, da es für Frauen laut einer aktuellen Studie noch immer schwierig ist, bei Unternehmen eine Top-Position zu erreichen.

Katharina Vollus, Associated Partner bei der MHP, mit ihrer Auszeichnung „Beste Beraterin des Jahres“ beim Wettbewerb Best of Consulting 2022.
MHP-Managerin Katharina Vollus testet mit ihrem Team eine 3-Tage-Woche. © MHP

Besonders bei Software-Firmen wie der SAP ist der Aufstieg von Frauen in Top-Positionen schwierig, Vollus ist laut CIO allerdings der Meinung, dass es für die Mitarbeiter ein Gewinn sei, wenn sie einen Teil ihrer Aufgaben übernehmen. Die MHP-Managerin leitet laut dem Wirtschaftsmagazin seit vier Jahren ein wachsendes Team aus aktuell 25 Mitarbeitern und ist Mutter einer neunjährigen Tochter. Aus Erfahrungen von Unternehmen, die bereits eine 4-Tage-Woche eingeführt haben, weiß man, dass gerade Mitarbeiter mit Kindern von der Maßnahme profitieren. Katharina Vollus geht es nach eigener Aussage aber insgesamt darum, einen Ausgleich zur Arbeit zu schaffen. „Es gibt ja viele Aspekte, die einen als Mensch ausmachen.“

3-Tage-Woche bei der MHP: Unternehmen unterstützt Testprojekt

Eine Arbeitszeitreduzierung von 40 Prozent ist allerdings auch kein Schritt, der von heute auf morgen umgesetzt werden kann. Bei der MHP ist das Projekt bereits zu Jahresbeginn gestartet, bis sich alles einpendelt, wird es aber noch dauern. Da Katharina Vollus als Führungskraft kürzertritt, muss geklärt werden, wer welche Aufgaben aus dem Team übernimmt. „Bis das so ist, und da bin ich total zuversichtlich, dass wir das noch im ersten Quartal erreichen, ergeben sich für alle tolle Chancen“, sagte die Managerin. Dabei könne sich jedes Teammitglied mit seinen Stärken einbringen, da es nicht so sei, dass ein Mitarbeiter allein ihre Aufgaben übernehmen müsse.

Wie eingangs erwähnt stehen manche Unternehmen auch der 4-Tage-Woche noch immer skeptisch gegenüber, bei einer 3-Tage-Woche würde sich bei vielen wohl noch mehr Widerstand bilden. Die Porsche-Tochter aus Ludwigsburg unterstützt das Test-Projekt von Katharina Vollus und ihrem Team jedoch, da sich durch die Rollenumverteilung de facto für den Arbeitgeber nichts ändert. Zudem spart der Arbeitgeber durch die Reduzierung der Arbeitszeit auch bei den Gehaltszahlungen. Eine Arbeitszeitreduzierung soll jedoch nicht nur der Chefin zugutekommen, sondern für alle Teammitglieder umsetzbar sein, sagte Vollus. Die Managerin gab aber auch zu, dass es für Führungskräfte einfacher sei, ihre Arbeit zu reduzieren. Ein Business-Experte glaubt ebenfalls an die Zukunft von Maßnahmen wie einer 4-Tage-Woche.

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