IG Metall erhöht wegen Leiharbeitern Druck auf Arbeitgeber – „Immer die gleichen Ausreden“

Die IG Metall verhandelt mit Arbeitgebern über eine Inflationsausgleichsprämie für Leiharbeiter. Weil die Verhandlungen zu scheitern drohen, erhöht die Gewerkschaft den Druck.
Stuttgart - Neben den Festangestellten sind bei großen Unternehmen meist auch Leiharbeiter von Fremdfirmen angestellt. Der Autokonzern Mercedes-Benz hatte im März angekündigt, aufgrund der anhaltenden Lieferprobleme 500 Leiharbeiter in Bremen entlassen zu müssen. Obwohl Leiharbeiter bei Mercedes, Daimler Truck oder auch Bosch meistens besser bezahlt werden als bei vielen anderen Unternehmen, sind sie im Vergleich mit den Festangestellten dennoch im Nachteil. Die Arbeitnehmergewerkschaft IG Metall kämpft seit einiger Zeit bundesweit dafür, dass auch Leiharbeiter eine Inflationsausgleichsprämie erhalten. Die Verhandlungen stocken jedoch und drohen sogar zu scheitern.
Die Gewerkschaft IG Metall hat als Arbeitnehmervertreter in der deutschen Industrie einen hohen Stellenwert. In Baden-Württemberg kämpft die IG Metall derzeit um die Erhaltung der Jobs, da immer mehr Autozulieferer Produktionsschritte ins Ausland verlagern. Für die Festangestellten der Metall- und Elektroindustrie in Deutschland hatte die Gewerkschaft angesichts der Inflation eine Ausgleichsprämie von 3.000 Euro erstritten. Nach inzwischen drei Verhandlungsrunden lehnen die Arbeitgeber eine solche Zahlung für Leiharbeiter aber weiterhin ab. Die IG Metall hat deshalb bundesweit zu Aktionen aufgerufen, um den Druck auf die Arbeitgeber weiter zu erhöhen.
Inflationsausgleich für Leiharbeiter: Arbeitgeber wollen sich Verantwortung entziehen
Aufgrund der Forderung nach einer Inflationsausgleichsprämie für Leiharbeiter hatte die IG Metall den Tarifvertrag über Branchenzuschläge gekündigt. Im Rahmen der zweiten Verhandlungsrunde mit den Leiharbeitgeberverbänden IGZ und BAP fanden am 3. Mai auch in Wörth (Rheinland-Pfalz), dem größten Produktionsstandort des schwäbischen Fahrzeugkonzerns Daimler Truck, Aktionen statt. „Wir als Stammbeschäftigte haben die Inflationsausgleichsprämie (IAP) in Höhe von 3.000 Euro in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie im vergangenen Jahr erkämpft“, erklärte Moritz Römmele, Vorsitzender der Vertrauenskörperleitung in einer Mitteilung zu der Verhandlungsrunde. „Es kann nicht sein, dass die Leiharbeitsbeschäftigten hier leer ausgehen.“
Name | Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) |
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Gründung | 1. September 1949 |
Sitz | Frankfurt am Main |
Branchen | Metall- und Elektroindustrie, Dienstleistungen |
Aufgaben | Vertretung der Interessen der Beschäftigten, Tarifverhandlungen, Sozialpolitik, Bildung |
Vorsitz | Jörg Hoffmann |
Mitglieder | 2.146.815 |
Römmele erklärte weiter, dass Leiharbeiter aufgrund ihrer Arbeitssituation deutlich mehr von den Folgen der Inflation betroffen seien, wie das Stammpersonal. „Sie leisten die gleiche Arbeit und haben die IAP genauso verdient.“ Die zweite und auch die dritte Verhandlungsrunde führten allerdings nicht zu einer Einigung mit den Leiharbeitgeberverbänden, die sich laut der IG Metall der Verantwortung entziehen wollen. „Sie schieben die Schuld ihren Kunden, der Metall- und Elektroindustrie zu“, schreibt die Gewerkschaft in der aktuellen Mitteilung. „Doch auch die Metallarbeitgeber wollen nichts für ihre Leihbeschäftigten zahlen.“
IG Metall will Druck auf Arbeitgeber erhöhen – auch Stammbelegschaft solidarisiert sich
Um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, hat die IG Metall deshalb in dieser Woche bundesweit Leihbeschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie zu Aktionen aufgerufen. „Immer nur die gleichen Ausreden“, kritisierte IG Metall-Verhandlungsführer Juan-Carlos Rio Antas. „Die Haltung der Arbeitgeber ist ignorant, ungerecht und respektlos. Das müssen wir jetzt in den Betrieben deutlich machen!“ 2.650 Mitarbeiter des Daimler Truck-Werks in Wörth am Rhein haben sich mit den Leiharbeitern solidarisiert und dem Personalleiter am 23. Mai gesammelte Unterschriften überreicht. Auch sonst unterstützen die Stammbelegschaften der Betriebe die Forderung der IG Metall nach einer Inflationsausgleichsprämie für Leiharbeiter.
In Baden-Württemberg hatte die IG Metall im vergangenen Jahr bis zu 24 Prozent mehr Lohn für die Leihbeschäftigten der Entgeltgruppen 1 bis 2b in drei Schritten erstritten. Im Oktober war der Stundenlohn von 10,88 Euro auf 12,43 Euro gestiegen, bis Januar 2024 soll er auf 13,50 Euro steigen. Und auch im Kfz-Handwerk erzielte die Gewerkschaft eine Einigung: der neue Tarifvertrag bedeutet mehr Geld für rund 55.000 Angestellte in Baden-Württemberg.