FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sagte am Montagabend der dpa, das Ergebnis des Gipfels sei durch die Gazprom-Ankündigung schon wieder überholt. «Kretschmanns 20-Prozent-Einspar-Rechnung basierte auf einer 40-Prozent-Lieferannahme durch Putin. Mit dieser Halbierung wird nun klar, dass durch homöopathische Einsparungen allein eine Gasmangellage nicht verhindert werden kann.» Rülke forderte, man müsse dringend darüber reden, die Gasverstromung zu beenden und durch eine Laufzeitverlängerung der drei Atomkraftwerke zu ersetzen. Auch AfD-Fraktionschef Bernd Gögel hält diese Maßnahme für erforderlich.
Kretschmann sagte, beim Gipfel sei die AKW-Laufzeitverlängerung kein Thema gewesen. Er zeigte sich nach dem Gipfel überzeugt, dass Baden-Württemberg bei einer echten Mangel-Lage nicht benachteiligt werde. Im Gespräch mit dem Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, habe man noch mal hinterlegt, dass die starken Unternehmen im Südwesten nicht die «Gekniffenen» sein dürften. Auch hier sei das Energiesparen eine wichtige Voraussetzung. «Ich bin zuversichtlich, dass das nicht eintreten wird, wenn wir das machen, was wir uns jetzt vorgenommen haben.» Walker erklärte: «Der Südwesten ist weder geografisch, noch was die Netzsituation angeht, abgehängt.» Es sei ganz schwer vorherzusagen, was bei einer Zuspitzung der Lage passiere.
CDU-Landeschef Strobl forderte den Bund auf, eine Benachteiligung des Südwestens unbedingt zu vermeiden. «Es ist ganz wichtig, dass der Bund, die Bundesnetzagentur, für eine gleichmäßige, bedarfsgerechte und damit gerechte Verteilung des Gases im gesamten Netz der Bundesrepublik sorgt.»
Netzagentur-Chef Müller, der per Video zum Gipfel zugeschaltet war, hält das Ziel eines Gasspeicher-Füllstands von 90 oder 95 Prozent zum 1. November für unrealistisch. Im besten Fall seien maximal 80 bis 85 Prozent zu erreichen, sagte er nach Angaben von Teilnehmern. Und das klappe auch nur, wenn das Gas durch Nord Stream 1 weiter zu 40 Prozent ströme. Derzeit liegt der Füllstand bei 65,9 Prozent. Er gab demnach zu bedenken, dass die Füllstände in vielen Nachbarländern niedriger seien. Das Ziel der Bundesregierung und der Netzagentur sei ebenfalls, 20 Prozent Gas einzusparen, um sich für den Winter vorzubereiten. «Wir liegen im Moment bei etwa 14 Prozent Einsparung. Ohne zusätzliche Anstrengung kommen wir da im Winter nicht hin», sagte Müller.
Der Chef der Netzagentur versicherte, dass man dafür sorgen wolle, eine Gasmangel-Lage in Deutschland zu verhindern. Auch habe er im Blick, dass der Süden nicht benachteiligt werde. Grundsätzlich haben Privathaushalte bei Ausfällen der Gasversorgung Vorrang vor Unternehmen. Die Frage ist aber, welche Firmen als systemrelevant eingestuft und dann weiterversorgt werden. Hier werde es eine Plattform geben, auf der Unternehmen ihre Bedürfnisse einspeisen können, erklärte Müller.