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„Bedrohung und Erpressung“: Verfassungsschutz warnt vor russischen Angriffen auf Mitarbeiter deutscher Firmen

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Von: Julian Baumann

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Ein Passwort wird auf einem Laptop über die Tastatur eingegeben.
Der Bundesverfassungsschutz warnt vor Cyberangriffen der russischen Nachrichtendienste auf deutsche Unternehmen (Symbolbild). © Oliver Berg/dpa

Im Zuge des Ukraine-Krieges ist der Zugriff Russlands auf westliche Technologien stark eingeschränkt. Der Verfassungsschutz warnt vor Angriffen auf deutsche Firmen.

Stuttgart/Berlin - Nach dem unrechtmäßigen Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine Ende Februar belegten die westlichen Staaten den Aggressor mit drastischen Sanktionen. Die Wirtschaft in Russland ist seitdem stark beeinträchtigt und auch der Zugang zu Hightech-Technologien aus dem Westen wurde eingeschränkt. Der Software-Konzern SAP aus Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) hat seine Dienste in Russland zunächst nicht eingestellt und wurde unter anderem von ukrainischen Medien deshalb kritisiert. Inzwischen hat sich SAP aber auch zurückgezogen.

Im Gegenzug reagierten die russischen Nachrichtendienste auf die westlichen Sanktionen mit Spionage- und Hackerangriffen. Die Cyberangriffe auf deutsche Rüstungsfirmen nehmen zu, „die Gefahr ist hoch“, sagte der Chef von Heckler & Koch. Und auch Elon Musks Internetversorgung für die Ukraine ist betroffen, konnte sich bislang aber gegen die Angriffe wehren. Der Bundesverfassungsschutz warnt in einem „Sicherheitshinweis für die Wirtschaft“ nun vor Bedrohungs- und Erpressungsversuchen der Nachrichtendienste gegen russische Staatsbürger, die bei deutschen Hightech-Firmen angestellt sind und im Rahmen des Ukraine-Krieges nach Deutschland gekommen waren.

Verfassungsschutz: Russische Nachrichtendienste „scheuen vor Methoden wie Bedrohung und Erpressung nicht zurück“

Laut dem Schreiben des Bundesamtes für Verfassungsschutz verlassen derzeit vermehrt russische Staatsangehörige ihre Heimat in Richtung Deutschland. Das umfasst auch Angestellte von deutschen oder europäischen Unternehmen, da die Arbeit am russischen Standort aufgrund der Sanktionen stark heruntergefahren oder ganz eingestellt wurde. Durch die erheblich eingeschränkte Wirtschaftssituation versuchen die Nachrichtendienste verstärkt, Zugang zu Menschen mit einschlägigen Kenntnissen und zu Technologien von Bedeutung für Russland zu erhalten, heißt es weiter. Der SAP-Chef sagte bereits, dass der Ukraine-Krieg auch ein Cyber-War sei.

Beschäftigte mit russischem Hintergrund seien von solchen Bestrebungen besonders betroffen. Die Kontaktaufnahme biete sich beispielsweise bei den oftmals notwendigen Kontakten der russischen Beschäftigten in Deutschland zu den diplomatischen Behörden und Einrichtungen ihres Heimatlandes. „Sie können aber auch versuchen, über Repressalien gegenüber in Russland gebliebenen Verwandten oder Bekannten Druck auszuüben“, warnt der Bundesverfassungsschutz in dem Schreiben. „Generell scheuen die russischen Nachrichtendienste bei Bedarf auch vor Methoden wie Bedrohung und Erpressung nicht zurück.“

Handlungsempfehlungen des Verfassungsschutzes gegen Spionageangriffe aus Russland

In dem Schreiben nennt der Bundesverfassungsschutz empfohlene Maßnahmen gegen eine Kontaktaufnahme oder gar einen Erpressungsversuch gegen russische Angestellte deutscher Firmen durch die russischen Nachrichtendienste. Personalverantwortliche der Unternehmen sollten die neu eingestellten Beschäftigten mit russischer Staatsangehörigkeit auf die Möglichkeit von Kontaktversuchen hinweisen und Meldewege für Verdachtsfälle etablieren. „Zögern Sie nicht, Kontakt zum Verfassungsschutz aufzunehmen, wenn Sie den Verdacht haben, dass Beschäftigte Ziel von Ausforschungs- oder Anbahnungsversuchen werden sollen oder bereits geworden sind“, schreibt das Bundesamt. „Das gilt insbesondere, wenn es zu konkreten Bedrohungen kommt.“

Für Beschäftigte der deutschen Unternehmen empfiehlt das Bundesamt für Verfassungsschutz grundsätzlich diskret mit Informationen über das Unternehmen, über Kollegen und geschäftlichen Zusammenhängen umzugehen. „Besondere Vorsicht ist im Kontakt mit Ihnen unvertrauten Ansprechpartnerinnen und -partnern geboten.“ Sollten Angestellte den Verdacht haben, das Ziel von Anbahnungsversuchen zu werden oder bereits geworden zu sein, wird empfohlen, die Meldewege des Unternehmens in Anspruch zu nehmen. Auch Baden-Württemberg hat die Systeme gegen Cyberangriffe aus Russland verstärkt.

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