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Trotz Ukraine-Krise und Inflation: Deutsche Wirtschaft landet 2022 im Plus - Rezessionsgefahr 2023 schwindet

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Von: Thomas Schmidtutz

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Baustelle in Berlin: Trotz heftigen Gegenwinds aus der Energiekrise, Rekordinflation und Lieferengpässen hat sich die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr überraschend gut geschlagen.
Baustelle in Berlin: Trotz heftigen Gegenwinds aus der Energiekrise, Rekordinflation und Lieferengpässen hat sich die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr überraschend robust gezeigt. © Monika Skolimowska/dpa

Die deutsche Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr trotz heftigen Gegenwinds überraschend gut geschlagen. Für das laufende Jahr hellen sich die lange düsteren Perspektiven allmählich auf.

München - Die deutsche Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr unerwartet robust gezeigt. Trotz Inflation, Ukraine-Krieg und anhaltender Lieferketten-Probleme wuchs die Wirtschaftsleistung 2022 um 1,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag auf Basis erster Berechnungen mitteilte. Damit übertraf die Wirtschaftsleistung erstmals wieder das Vorkrisenniveau. Im abgelaufenen vierten Quartal stagnierte das BIP aber, wie die neue Behördenchefin Ruth Brand bei einer Pressekonferenz in Berlin mitteilte.

Konjunktur: Aussichten hellen sich auf

Die Aussichten für 2023 schätzen viele Volkswirte inzwischen nicht mehr ganz so trüb ein wie nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine. Die lange Zeit befürchtete Rezession dürfte vergleichsweise mild ausfallen. So erwarten etwa die Wirtschaftsweisen für 2023 ein BIP-Minus von 0,2 Prozent. Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute waren in ihrer Herbstprognose im vergangenen von einem Rückgang um 0,4 Prozent ausgegangen.

Weil der Staat Privathaushalte und Unternehmen mit Milliardensummen bei den kräftig gestiegenen Kosten für Energie entlastet, erwarten manche Institute inzwischen sogar ein leichtes Wirtschaftswachstum in Deutschland im laufenden Jahr.

Konjunktur: Hoffnung auf Rücklagen der privaten Haushalte

Als Stabilisator erweisen sich dabei auch die Rücklagen vieler Haushalte. Während der Pandemie fielen viele Reisen, Restaurant-Besuche und andere Freizeitaktivitäten aus. Daher haben viele Verbraucher inzwischen im Schnitt mehr Geld auf der hohen Kante als noch vor dem Corona-Ausbruch.

Bruttoinlandsprodukt

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein zentraler Wirtschaftsindikator. Es misst den Wert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums – in der Regel in einem Quartal oder einem Jahr – in einem Land hergestellt werden. Damit ermöglicht das BIP Aussagen über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes. (utz)

Zwar drücken die weiterhin hohen Energiekosten und die deutlich gestiegene Inflation auf den Konsum, doch dürfte sich die Lage zur Jahresmitte allmählich entspannen. Zudem erwarten Ökonomen eine wieder anziehende Nachfrage nach Waren „Made in Germany“ aus dem Ausland.

Öffentliche Haushalte: Staat gibt weiter mehr Geld aus als er einnimmt

Allerdings dürften die staatlichen Hilfsprogramme das deutsche Staatsdefizit 2023 weiter nach oben treiben. 2022 haben Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen nach Berechnungen des Bundesamtes erneut mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Das Minus summierte sich auf 101,6 Milliarden Euro.

Immerhin: Nach zwei Ausreißern in den Corona-Jahren 2020 (4,3 Prozent Defizit) und 2021 (3,7 Prozent Defizit) hielt Deutschland im Vorjahr die europäische Verschuldungsregel wieder ein: Bezogen auf die gesamte Wirtschaftsleistung betrug das Defizit den vorläufigen Berechnungen zufolge im vergangenen Jahr 2,6 Prozent.

Der europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt erlaubt den EU-Staaten ein Haushaltsdefizit von höchstens drei Prozent und eine Gesamtverschuldung von höchstens 60 Prozent des nominalen BIP. Wegen teurer Corona-Hilfsprogramme haben die EU-Staaten diese Regeln vorübergehend ausgesetzt. Vorgesehen ist nach derzeitigem Stand, dass der Pakt von 2024 an wieder regulär greift. (dpa/utz)

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