Firma aus Baden-Württemberg verkauft Rasenfarbe - „imitiert grünen Rasen, den Sie eigentlich nicht haben“

Durch die extreme Hitze der vergangenen Wochen ist der Rasen vielerorts vertrocknet. Eine Firma aus Baden-Württemberg hat dafür eine Lösung: den Rasen einfach bemalen.
Endingen am Kaiserstuhl - Die hohen Temperaturen und der mangelnde Niederschlag forderten in Deutschland in den vergangenen Wochen vielerorts ihren Tribut. Durch die Trockenheit führten Flüsse in Baden-Württemberg Niedrigwasser. Auch die Vegetation litt zunehmend unter der Hitze, es kam sogar ortsweise zu Waldbränden. Im eigenen Garten oder auf öffentlichen Flächen kann der Trockenheit mit ausgiebigem Gießen beigekommen werden. Durch den ausbleibenden Niederschlag sind aber auch die Regentonnen seit Wochen leer und beim Garten gießen mit Trinkwasser gibt es einiges zu beachten.
Die Firma Rilit aus Endingen am Kaiserstuhl (Kreis Emmendingen) bietet eine Lösung an, die vertrockneten Rasen ganz ohne Gießen wieder grün werden lässt, dabei aber vollkommen am eigentlichen Problem vorbeigeht. Mit dem „Green Grass Water“, einer umweltfreundlichen Hecken- und Pflanzenfarbe, sei das Problem von vertrocknetem oder beflecktem Gras „in wenigen Minuten und für viele Wochen gelöst“, heißt es auf der Seite. Konkret verkauft die Lackfabrik eine Pflanzenfarbe, mit der der gelbe Rasen schlicht und ergreifend wieder grün bemalt werden kann.
Rasenfarbe schadet Pflanzen laut Hersteller nicht - hilft aber auch nicht gegen die Trockenheit
Blumen, Gras, oder Hecken mit Farben besprühen, klingt im ersten Augenblick ungewöhnlich, ist aber beileibe keine neue Erfindung. In den USA ist ein solches Vorgehen weit bekannt und auch bei Rilit wurde die Methode bereits vor gut 20 Jahren entdeckt. In der Kleinstadt im Südwesten Baden-Württembergs kam damals eine Anfrage eines Golfplatzbetreibers aus Frankreich an, der sich an einen pflanzenfreundlichen Blumenlack erinnerte, wie Capital berichtet. „Somit wurde die Entwicklung von Green Grass Water auf der gleichen Basis forciert“, erklärte Rilit-Vertriebsleiter Thomas Urbanczyk dem Portal.
Das Unternehmen bietet die „Green Grass Water“-Rasenfarbe auf seiner Homepage in einer Ein-Liter-Flasche an, zum Nachfüllen gibt es 2,5, 5, oder 10 Liter-Kanister. Die genaue Zusammensetzung der Farbe ist ein Betriebsgeheimnis, sie soll den Pflanzen allerdings nicht schaden. Den Pflanzen helfen kann die Farbe allerdings auch nicht, denn ohne Wasser kann die Fotosynthese, also der Stoffwechselprozess, nicht stattfinden. Dabei kann man mit ein paar Tipps auch im Garten Wasser sparen.
Kunden wollen Auswirkungen des Klimawandels mit Rasenfarbe verdrängen, sagt Vertriebsleiter
Dass „Green Grass Water“ nur kosmetische Zwecke erfüllt, ist aber offenbar auch dem Unternehmen bewusst. Die Kunden legen „Wert auf einen schönen Rasen“, sagte Urbanczyk. Sie wollen demnach vor allem das Auge befriedigen. „Die Farbe imitiert einen grünen Rasen, den Sie eigentlich gar nicht haben.“ Man könne durchaus sagen, dass sie die Auswirkungen des Klimawandels verdrängen wollten, so der Vertriebsleiter von Rilit gegenüber Capital. Das Kernproblem, also den Klimawandel, der immer zu noch extremeren Wetterlagen führt, kann die Farbe also nicht bekämpfen. Aber immerhin ist der Rasen wieder grün.
Per Sprühflasche wird die Pflanzenfarbe von Rilit einfach auf den vertrockneten Rasen gesprüht und hält laut Herstellerangaben drei Monate, bevor man nachsprühen muss. Ein 5 Liter-Kanister reicht für 25 bis 30 Quadratmeter Fläche, wobei das grün umso intensiver werden soll, je mehr Farbe man aufträgt. Auf der Seite von „Green Grass Water“ scheinen die Kunden mit dem Produkt durchaus zufrieden zu sein und auch Vertriebsleiter Thomas Urbanczyk sagte, dass die Verkaufszahlen aktuell steigen. Verkauft wird die Pflanzenfarbe von Rilit zum Großteil über Zwischenhändler, wie beispielsweise Clinaya aus Straßburg.
Im Netz stößt das Konzept mitunter auf Ablehnung: „Idiotischer Unsinn!“, „Hirnloser Quatsch“ oder „Rasenfarbe, wie bescheuert wird es eigentlich noch?“, kommentieren etwa drei verständnislose Nutzer auf Twitter. Andere kritisieren, dass die Methode nur ein Versuch sei, die Folgen des Klimawandels zu verdrängen. So schreibt etwa ein Kommentator: „Mein Gott, wie tief sinkt die Menschheit noch!? Pinseln den Tod an, damit er hübscher aussieht. Dumm nur, dass der Tod der Tod bleibt, auch wenn er grün lackiert ist.“