Wetter-Experte: Gute Chancen für weiße Weihnachten -„sieht gar nicht so schlecht aus“
Viele fragen sich schon jetzt: Gibt es dieses Jahr weiße Weihnachten? Meteorologe Dominik Jung wirft einen Blick auf die Prognosen der Wetterdienste.
Stuttgart - Der Oktober hat erst begonnen, schon reihen sich Lebkuchen, Spekulatius und Stollen in den Supermärkten in den Regalen. Zeitgleich mit den Weihnachtsleckereien kommt bei vielen dann auch eine ganz bestimmte Frage auf: Bekommen wir in diesem Jahr weiße Weihnachten? Schnee über die Feiertage ist beim Wetter in Deutschland zur Seltenheit geworden. Die vergangenen Jahre war es an Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen viel zu warm für Schnee im Flachland und selbst in höheren Lagen fiel kaum eine Flocke vom Himmel.
Zuletzt durften wir uns 2010 über weiße Weihnachten freuen. Damals brachte eine außergewöhnliche und seltene Wetterlage eine Kaltfront zu uns. In Zeiten des Klimawandels entsteht solch eine Wetterlage immer seltener - ist jedoch nie ganz ausgeschlossen, wie Dominik Jung, Diplom-Meteorologe bei wetter.net, verrät. Der Wetterexperte wirft einen Blick auf die Prognosen und erklärt, wie die Chancen auf Schnee an Heiligabend stehen.
Wetter: Meteorologe wagt Prognose für Weihnachten - „sieht nicht schlecht aus für Schnee“
Das Wetter in Deutschland fiel in diesem Jahr extrem aus. Nach einem Rekord-Hitze-Sommer folgte im September der Kältesturz mit viel Regen. Der Oktober 2022 soll unterdessen zu warm werden. Was erwartet uns da erst im Winter? Im November soll es laut der Langzeitprognose des amerikanischen Wetterdienstes NOAA ebenfalls zu warm werden. Verglichen mit dem langjährigen Klimamittel von 1991 bis 2020 sollen die Durchschnittstemperaturen 2 Grad zu warm ausfallen. „Ein früher Winter, ein kalter November, scheint eher unwahrscheinlich zu sein“, sagt Dominik Jung. Dass dennoch zwischendurch einzelne sehr kalte Tage auftreten können, ist trotz der Prognose nicht ausgeschlossen.

Für den Dezember 2022 sieht NOAA keine Wetteränderung, führt der Meteorologe weiter aus. Auch in diesem Monat sollen die Temperaturen 1 bis 2 Grad über dem Klimamittel liegen. „Das wären zwei energiesparsame Monate, die da auf uns zukommen würden.“ Diese Vorhersagen des CFS-Models (Climate Forecast System) werden jeden Tag viermal, also alle sechs Stunden, neu berechnet. Die Monatsprognosen setzen sich aus vielen dieser Einzelläufe zusammen, „um ein Mittel zu bilden“, wie Dominik Jung erklärt. Diese Prognosen bilden laut dem Meteorologen einen Trend ab, wie die Monate verlaufen könnten. Der Wetterdienst rechnet allerdings mit einem rekordverdächtigen Winter für die Zeit von Dezember bis Februar.
Und wie sieht es für das Weihnachtswetter aus? Für einzelne Tage so weit im Voraus Prognosen zu treffen, ist auch für Meteorologen nicht leicht. Wettermodelle, wie auch das Klimamodell CFS, können Berechnungen für bestimmte Tage anstellen. „Dieses Modell macht Prognosen bis neun Monate in die Zukunft“, erklärt Dominik Jung. Der Wetterexperte hat einen Blick auf die Berechnung für den 25. Dezember 2022 um 13 Uhr geworfen. Laut des Modells sollen die Temperaturen dann lediglich um 0 Grad liegen. „Also durchaus kaltes Wetter“, meint Dominik Jung. „Das sieht gar nicht so schlecht aus für Schnee an Weihnachten“
Laut Statistik: alle siebeneinhalb bis achteinhalb Jahre gibt es Schnee an Weihnachten
Für den 25. Dezember geht das Modell auch von Niederschlägen aus. Bei Temperaturen von knapp 0 Grad könnte dieser dann als Schnee fallen. Auch in Skandinavien und Osteuropa soll extreme Kälte herrschen. Bis zu -18 Grad soll es am ersten Weihnachtsfeiertag in Skandinavien zum Teil geben. Doch Dominik Jung betont: „Es ist wirklich extrem viel ‚könnte‘ mit dabei.“ Schließlich würden solche Prognosen alle sechs Stunden neu berechnet und könnten sich daher auch schnell wieder ändern.
Laut Statistik ist an Weihnachten alle siebeneinhalb bis achteinhalb Jahre in tieferen Lagen und alle fünf bis sieben Jahre in mittleren Lagen eine Schneedecke zu erwarten. Die bislang letzten verschneiten Weihnachtsfeiertage gab es 2010. Schnee zum Fest ist also längst überfällig - doch leider hält sich das Wetter nicht an Statistiken und Zahlen.
Es muss also noch abgewartet werden, welche Wetterlage bis Ende Dezember in Deutschland herrscht. Doch noch ein Hoffnungsschimmer für alle Schneefreunde: Mit seinen Prognosen lag der Wetterdienst NOAA in der Vergangenheit richtig. Sowohl der Sommer wurde wie von NOAA vorhergesagt extrem trocken und heiß, als auch trafen die Prognosen für einen verregneten und ungewöhnlich kalten September zu. Womöglich können wir uns also über ein klein wenig mehr Schnee in diesem Winter freuen.