Wetter-Experte wagt Prognose: Frühling wird „rekordwarm“
Dem Winter geht schon im Februar die Puste aus. Alle Zeichen stehen auf den nahenden Frühling. Der scheint in diesem Jahr rekordverdächtig warm zu werden, wie Meteorologe Dominik Jung verrät.
Stuttgart - In den vergangenen Wochen sanken die Temperaturen beim Wetter in Deutschland zunehmend. Vor allem nachts fielen die Werte vielerorts unter den Gefrierpunkt, auch Schnee brachte einen Hauch von Winter zurück. Zum Start in den sonst so kalten und eisigen Februar steigen die Temperaturen allerdings wieder an. Eis, Schneemengen oder Kälte sind da vorerst nicht in Sicht. „Das große Wintermärchen – es scheint sich einfach nicht einstellen zu wollen“, sagt Dominik Jung, Diplom-Meteorologe bei wetter.net, zu den aktuellen Aussichten. Schon vor Wochen warnte der Experte vor einem totalen „Winter-Blackout“.
Auch ein Blick ferner in die Zukunft verspricht wenig Winterwetter: Laut Langzeitprognosen wird der Frühling 2023 deutlich zu warm. Die Modelle gehen für die Monate März, April und Mai von Rekordwerten aus.
Wetter in Deutschland: Im Februar bleibt ein Wintereinbruch aus
Zwar fühlte es sich nicht so an, doch der Januar 2023 lag mit den durchschnittlichen Temperaturen über dem langjährigen Klimamittel. Heißt: Trotz Minusgraden und niedrigen Werten war der erste Monat des Jahres deutlich zu warm. Die mittlere Temperatur lag bis zum 28. Januar bei +3,8 Grad. Im Vergleich zum neuen Klimamittel von 1991 bis 2020 lag dieser gemittelte Wert +2,9 Grad über dem langjährigen Klimamittel. Vertraut man auf alte Bauernregeln, drohen durch die milden Temperaturen im Januar Gefahren für den Rest des Jahres.
Im Februar scheint sich dieser Trend fortsetzen zu wollen. Die längerfristigen Wettertrends gehen bis Mitte Februar und auch hier wird kein Wintereinbruch angekündigt. Die amerikanische Wetterbehörde NOAA berechnet den gesamten Februar als 1 bis 2 Grad zu warm. Schon zum Start in den Februar stiegen die Temperaturen in den Plus-Bereich.
Wochentag | Temperaturen in Grad Celsius |
Mittwoch (1. Februar) | 4 bis 7 Grad |
Donnerstag (2. Februar) | 4 bis 7 Grad |
Freitag (3. Februar) | 5 bis 10 Grad |
Samstag (4. Februar) | 3 bis 9 Grad |
Sonntag (5. Februar) | 2 bis 8 Grad |
Montag (6. Februar) | 2 bis 7 Grad |
(Quelle: wetter.net)
Bis zum 13. Februar hatte der Europäische Wetterdienst Ensemble-Vorhersagen herausgegeben. In allen Landesteilen werden bis zur Monatsmitte maximal 5 bis 7 Grad erreicht. Schnee hat bei solchen Werten keine Chance.
Frühling 2023: Wetterbehörde NOAA geht von Rekordtemperaturen aus
In den Folgemonaten geht es warm weiter. Der meteorologische Frühling beginnt am 1. März und endet am 31. Mai. Der Frühlingsstart lässt sich laut NOAA auch an den Temperaturen ausmachen. Für die Monate März, April und Mai hat NOAA in seinem CFS-Modell (Climate Forecast System) Berechnungen angestellt. Mit einem verspäteten Kälteeinbruch muss offenbar auch dann nicht gerechnet werden. „Der Frühling 2023 könnte in Deutschland ein bis zwei Grad wärmer ausfallen als das neue Klimamittel der Jahre 1991 bis 2020“, erklärt Dominik Jung die Prognose. „Das wäre tatsächlich wieder der Bereich eines sehr warmen Frühjahres“, sagt der Wetterexperte weiter.

Man könne sogar von einem „rekordwarmen“ Frühling ausgehen, der es möglicherweise unter die fünf wärmsten Frühjahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 schafft. Bei den Niederschlägen berechnet NOAA einen Normalwert. Von März bis Ende Mai soll es weder zu nass, noch zu trocken werden. Vor allem der erste Frühlingsmonat März soll laut NOAA zu warm ausfallen. Demnach ist mit einer positiven Abweichung von etwa 2 Grad zu rechnen. Wie RUHR24 berichtet, hat das Wetter im März laut Bauernregeln einen Einfluss auf den restlichen Frühling. Im April soll die Abweichung nur noch 0,5 bis 1 Grad betragen, im Mai könnten die Temperaturen im Durchschnitt liegen.
Durchschnittstemperaturen der Frühjahre 2018 bis 2022:
Mitteltemperatur | Abweichung vom langjährigen Klimamittel 1961 bis 1990 | |
Frühling 2018 | 10,3 Grad | +2,6 Grad |
Frühling 2019 | 9 Grad | +1,3 Grad |
Frühling 2020 | 9,2 Grad | +1,5 Grad |
Frühling 2021 | 7,2 Grad | -0,5 Grad |
Frühling 2022 | 9 Grad | +1,3 Grad |
(Quelle: Deutscher Wetterdienst)
Alles in allem könnte das Frühjahr 2023 deutlich zu mild werden. Auch 2022 bescherte das Wetter im März, April und Mai einen zu trockenen und warmen Frühling. Im vergangenen Jahr wurde in Baden-Württemberg sogar ein Rekord geknackt. In Freiburg im Breisgau wurden am 20. Mai 2022 33,7 Grad gemessen – der deutschlandweit höchste Frühlingswert seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Dass die Temperaturen im Frühling hierzulande immer weiter steigen, ist in Zeiten des Klimawandels nichts Ungewöhnliches. Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch, dass auch im Frühling 2023 neue Rekorde geknackt werden.