„Düstere Sommerprognose“: Wetterexperte warnt vor Aussichten
Was erwartet uns im Sommer 2023? Der Europäische Wetterdienst hat seine neueste Prognose herausgegeben. Vor allem der August könnte laut Meteorologe Dominik Jung brenzlig werden.
Stuttgart - Der vergangene Sommer hat sich nicht nur sprichwörtlich ins Gedächtnis gebrannt. Wochenlange Hitze, Dürre und Waldbrände machten das Wetter in Deutschland im Sommer 2022 aus. Von Monat zu Monat purzelte bei Extremtemperaturen ohne Regen ein Rekord nach dem anderen. Der Sommer 2022 ging schließlich in die Geschichte ein – als einer der trockensten und heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Auch der Winter 2022/2023 war so ganz anders, als wir es uns gewünscht hätten. Anstatt verschneiter Winterlandschaften waren die Monate November bis März eher mild. Viele fragen sich bei dem ungewöhnlichen Wetter der vergangenen Monate: Wie wird da erst der Sommer 2023? Nachdem die amerikanische Wetterbehörde NOAA eine Schreckensprognose für 2023 geliefert hat, zieht nun der Europäische Wetterdienst nach. Diplom-Meteorologe Dominik Jung von wetter.net wirft einen Blick auf die Trends. So viel vorab: Das Wettermodell birgt laut dem Experten eine „düstere Sommerprognose“.
Wetter 2023: Milder Winter, nasser Frühling – und heißer Sommer?
Auf das Wetter in Deutschland kann man sich derzeit nur schwer einstellen. Auf einen milden Winter folgte ein kalter Start in den Frühling. Zum meteorologischen Frühlingsbeginn am 1. März flutete kalte Polarluft Deutschland. Anstatt Sonne und angenehmen Temperaturen stehen Schnee und regional Starkregen auf dem Programm. Über den Regen sollten wir uns noch so lange wie möglich freuen. Denn trifft die Sommerprognose des Europäischen Wetterdienstes zu, haben wir ab Juni nur wenig davon.
Anfang März hat das ECMWF-Modell neue Berechnungen für die Sommermonate Juni, Juli und August angestellt und dabei einen Trend für die Temperaturabweichungen gegeben. „Relativ unspektakulär“, sagt Dominik Jung mit Blick auf die Wetterkarte für Juni. „Völlig normal temperiert, weder deutlich zu warm, noch deutlich zu kalt“, erklärt er die grauen Farben der Temperaturskala. Bei den Temperaturen im Mittel gesehen könnte es demnach ein „entspannter“ Juni werden. Aber der Experte betont: „Das schließt natürlich nicht einzelne sehr kalte Tage oder auch Hitzetage aus. Das kann diese Monatsprognose einfach nicht hergeben.“
So hoch sollen die Temperaturabweichungen in den Sommermonaten 2023 laut ECMWF-Modell ausfallen:
Monat | Temperaturabweichung zum Klimamittel |
Juni | normal temperiert |
Juli | 0,5 bis 1 Grad, regional bis zu 1,5 Grad |
August | 0,5 bis 1 Grad, regional bis 1,5 Grad |
(Quelle: wetter.net)
Im Juli „zieht es schon langsam an“, meint der Meteorologe. Das ECMWF-Modell geht für den zweiten Sommermonat von einer Abweichung von 0,5 bis 1 Grad über dem langjährigen Klimamittel aus. Im Südwesten könnte es zum Teil bis zu 1,5 Grad wärmer werden. „Der Monat könnte schon etwas wärmer als üblich ausfallen“, schätzt Dominik Jung. Im August 2023 steigert sich die Temperaturabweichung weiter. „Der ist dann verbreitet deutlich zu warm.“ Bis zu 1,5 Grad wärmer als das Klimamittel könnte es vor allem in der Mitte und der Südhälfte Deutschlands werden. „Die Wärme könnte sich vor allem zum August hin deutlich aufbauen“, sagt Dominik Jung. Nach Norden hin soll die Temperaturabweichung allerdings wie schon im Juli bei 0,5 bis 1 Grad bleiben.
Trockenheit und Dürre könnten im Sommer 2023 wieder zum Problem werden
Unabhängig von der Temperaturentwicklung stellt sich natürlich auch die Frage: Wird es erneut ein trockener, oder doch ein nasser Sommer? Für den Juni sieht es ziemlich trocken aus. Laut dem ECMWF-Modell soll der Juni in weiten Landesteilen nur wenig Niederschlag bringen. „Das könnte in der Fläche eher ein trockener erster Sommermonat werden.“ Anders sehen es die Vorhersagen für den Frühling 2023: Das Frühjahr soll deutlich nasser werden, als wir es gewohnt sind.
Im Juli hingegen betrifft die Trockenheit eher den Nordwesten und Norden sowie Teile Ostdeutschlands und Südostdeutschlands. Nur im äußersten Südwesten im Grenzgebiet zu Frankreich könnte es ein klein wenig zu nass werden. Von Mecklenburg-Vorpommern bis runter nach Rheinland-Pfalz fällt insgesamt die normale Niederschlagsmenge, erklärt Dominik Jung die Vorhersage.

Und der August? Auch hier sollen die Regenmengen größtenteils normal für den Monat ausfallen, stellenweise aber auch zu trocken. „Es geht schon ein klein wenig tendenziell in die Richtung zu trockener Sommer 2023“, fasst Dominik Jung die Berechnungen der Europäer zusammen. Aber er betont: „Das schließt natürlich nicht einzelne Unwetter aus, oder Starkregenereignisse.“ Diese Wetterereignisse könnten von solch einer Monatsprognose nicht erfasst werden, erklärt der Diplom-Meteorologe. Weitere Artikel rund um die aktuelle Wetterlage und spannende Wetterphänomene gibt es auf der Wetter-Seite von BW24.