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Wetter: Wird es ausgerechnet 2022/23 richtig kalt? Experten wagen ersten Blick in die Zukunft

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Von: Franziska Schuster

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In den vergangenen Jahren fiel der Winter in Deutschland eher mild als kalt aus. Das würde dieses Jahr vielen Verbrauchern angesichts der großen Gaskrise in die Karten spielen.

Stuttgart - An Eis, Schnee und Kälte denken wir derzeit nur, wenn wir uns bei der aktuellen Hitze nach Abkühlung sehnen. Der Winter scheint beim Wetter in Deutschland noch weit entfernt. Nichtsdestotrotz ist die kalte Jahreszeit aufgrund der Gas- und Energiekrise gerade in aller Munde. Viele sorgen sich schon jetzt, ob die Heizkörper Ende des Jahres kalt bleiben. Was wäre da willkommener, als ein milder Winter? Erste Wettermodelle haben bereits Jahreszeitentrends herausgegeben. Dominik Jung, Diplom-Meteorologe bei wetter.net, gibt einen Ausblick, was uns laut den Berechnungen im Winter 2022/2023 bevorstehen könnte.

Erste Trends geben Hinweise darauf, wie warm oder kalt der Winter 2022/2023 wird

„Bekommen wir mitten in der Krise einen schneereichen Eiswinter oder wir haben Glück und es kommt ein milder Winter?“, fragt sich auch Dominik Jung in seinem neuesten Wettervideo. Milde Temperaturen würden angesichts der möglicherweise ausbleibenden Gaslieferungen vielen Menschen in Deutschland Erleichterung verschaffen. Wer auf Nummer sicher gehen will: Auf der Verbraucher-Seite von BW24 finden sich clevere Spartricks für Strom, Gas und Öl.

Der Meteorologe wirft in seinem Video einen genaueren Blick auf die Jahreszeitentrends der verschiedenen Wettermodelle. Dominik Jung betont vorab: „Das ist keine klassische Wettervorhersage, das sind klimatologische Trends.“ Das Climate Forecast System (CFS) berechnet alle sechs Stunden das Wetter für die kommenden neun Monate. Für Heiligabend hat der Lauf von NOAA eisige Kälte berechnet. Von Nordosteuropa bis hinunter nach Spanien sollen demnach Extremtemperaturen herrschen. Laut Dominik Jung ist diese Berechnung derzeit jedoch „nicht für bare Münze zu nehmen“.

Weitaus zutreffender sind da die gemittelten Werte der Berechnungen. Diese zeigen, was uns ab Oktober klimatologisch bevorstehen könnte. Allgemein lässt sich sagen: Die Winter sind in den vergangenen Jahrzehnten immer wärmer geworden. Experten warnen angesichts der immer häufiger auftretenden Hitzewellen, dass wir beim Klimaschutz „viel zu langsam sind“. Anhand von den bereits erwähnten Jahreszeitenprognosen lassen sich auch für den kommenden Winter Trends bestimmen. Dabei sind jedoch keine Wettervorhersagen für einzelne Tage möglich. „Wir können nur ganze Monate versuchen abzuschätzen“, erklärt Dominik Jung.

Modelle berechnen Temperaturen im kommenden Winter: Das sind Jahreszeitentrends

Bei den Jahreszeitentrends handelt es sich um sogenannte Klimaprojektionen, die einen Trend abgeben, ob die Monate wärmer oder kälter als das langjährige Klimamittel ausfallen. „Dementsprechend ist es eben nur eine grobe Abschätzung.“

Was sind Jahreszeitentrends?

(Quelle: wetter.net)

Im Oktober sinken die Temperaturen meist wieder ab, es muss oftmals schon geheizt werden. Der amerikanische Wetterdienst NOAA hat mit seinem CFS-Modelle die Temperaturabweichungen für Oktober 2022 berechnet. In Hinblick auf das Klimamittel der Jahre 1991 bis 2020 soll der Oktober zu mild ausfallen. 0,5 bis 1 Grad könnte der Monat über dem Klimamittel liegen. „Immerhin ein klein wenig im Plus, wenn auch nicht wirklich viel“, bewertet Dominik Jung den Trend.

Relativ ähnlich sieht es auch für den November 2022 aus. „Auch da keine große Kälte - aber auch keine große Wärme“, sagt der Meteorologe. In weiten Teilen Europas und auch in Deutschland könnte der November 0,5 bis maximal 1 Grad zu warm ausfallen, im süddeutschen Raum, unter anderem in Baden-Württemberg, wären auch 1 bis 2 Grad zu hohe Durchschnittstemperaturen möglich.

Spannend wird es laut Dominik Jung im ersten meteorologischen Wintermonat, dem Dezember 2022. Auch dieser Monat könnte leicht zu warm werden. Laut dem CFS-Modell liegen die Werte im Dezember maximal 0,5 bis 1 Grad über dem langjährigen Klimamittel. „Das ist wirklich verschwindend gering“, meint der Wetterexperte.

Winter 2022/2023: Amerikanische und europäische Modelle sind sich uneinig über Verlauf

Der Januar 2023 macht da schon mehr Hoffnung auf milde Temperaturen. 1 bis 2 Grad zu warm soll der Monat laut den Amerikanern ausfallen. Auch der Wintertrend von Dezember bis Februar zeigt laut Dominik Jung „durchaus Chancen für einen milden Winter“. Besonders ihn der Landesmitte sowie im Süden Deutschlands könnte der gesamte meteorologische Winter 1 bis 2 Grad zu warm werden. „Immerhin: Kein Eiswinter, was da die NOAA berechnet.“ Nach dem derzeit herrschenden Extrem-Sommer ist eine Eiseskälte auch kaum vorstellbar. Die beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen erleben aktuell das extremste Wetter seit 1.200 Jahren.

Kind fegt mit einem Besen Schnee von einem Auto
Müssen wir uns diesen Winter auf viel Schnee und Kälte einstellen? Jahreszeitentrends geben erste Bewertungen für 2022/2023 ab. © Franz Neumayr/dpa

Mit diesen Prognosen stimmt das europäische Wettermodell ECMWF jedoch nicht überein. Für den Oktober 2022 geht das Modell von lediglich 0,5 bis 1 Grad zu hohen Temperaturen aus. Im November ist die Temperaturabweichung beim ECMWF-Modell ebenfalls bei 0,5 bis 1 Grad über dem Klimamittel. „Also nur mäüßig wärmer als normal“, erklärt Dominik Jung.

Anders als NOAA gehen die Europäer zudem nicht von einem milden Dezember aus. „Ganz im Gegenteil. Es soll maximal ganz normale Temperaturen geben“, sagt der Meteorologe weiter. „Das wäre schon einmal kühler als der vergangene Dezember 2021. Da müsste also deutlich mehr geheizt werden als im letzten Dezember.“ Auch der Trend für den Januar ist laut ECMWF alles andere als mild. In den meisten Landesteilen soll der Januar 2023 normal temperiert ausfallen, lediglich im Westen Deutschlands könnten die Werte 0,5 bis 1 Grad höher als sonst liegen.

„Ein extremer Mild-Winter ist für Deutschland nicht in Sicht“, fasst Dominik Jung die Jahreszeitentrends zusammen. „Da gibt es wohl nicht so viel Heizkosten zu sparen. Wahrscheinlich müssen wir deutlich mehr heizen als im Vorgänger-Winter 2021/2022.“

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