Das Wetter ringt zwischen Winter und Frühling – „Lage stellt sich um“
Am Wochenende sollen Sturm und Schnee den Winter nach Deutschland zurückbringen. Der Frühling steht laut einem Wettermodell aber in den Startlöchern.
Stuttgart - Nach monatelangem Schmuddelwetter mit Regen, Schnee und grauem Himmel sehnen viele den Frühling herbei. Im letzten meteorologischen Wintermonat Februar dreht die kalte Jahreszeit jedoch häufig nochmal richtig auf. Frost, Schnee sowie extreme Kälte von -36 Grad sind in der Vergangenheit im Februar durchaus schon vorgekommen. Solch ein Wintereinbruch wird in diesem Monat hierzulande jedoch immer seltener. Der Trend ist eindeutig: Der Februar wird von Jahr zu Jahr wärmer. Temperaturen im zweistelligen Bereich läuten immer früher den Frühling ein.

Eigentlich kennt man solch ein gegensätzliches Wetter eher vom April. Nicht ohne Grund lautet eine alte Bauernregel: „Der April macht, was er will“. Der Februar macht dem April jedoch Konkurrenz. Das Wetter in Deutschland ist in diesem Monat sehr gegensätzlich, von Extremkälte bis hin zu Frühsommertemperaturen ist alles möglich. Auch im Februar 2023 liefern sich die Jahreszeiten einen Kampf. Welche wird sich durchsetzen? Meteorologe Martin Puchegger von wetter.com kennt die aktuellen Prognosen.
Wetter in Deutschland: erst Schnee und Schmuddelwetter, dann steigende Temperaturen
Derzeit zeigt sich das Wetter in Deutschland von seiner ungemütlichen Seite. Bei grauem Himmel, heftigen Windböen, teils sogar Orkanböen und Regen verbringt man die Tage lieber drinnen als draußen. Am Wochenende (4. und 5. Februar) herrscht über Deutschland eine kalte, nach Westen hin eine milde Wetterlage durch eine Nordströmung aus Osteuropa. Diese sibirische Kältepeitsche soll Anfang der kommenden Woche (Montag, 6. Februar) Deutschland überrollen. Doch die Wettermodelle rudern bei dieser Prognose bereits zurück. Anstatt in der kommenden Woche soll es schon zum Wochenende ungemütlich und kalt werden, aber bei weitem nicht so extrem, wie ursprünglich vorhergesagt.
Durch die unterschiedlichen Wetterlagen bildet sich eine Luftmassengrenze über Deutschland. Am Samstag (4. Februar) herrschen im Westen milde Temperaturen bei bewölktem Himmel und Regen, während in der Osthälfte die Wolken immer mehr auflockern, dort ist es jedoch deutlich kühler. Am Alpenrand kommen unterdessen „große Schneemengen“ vom Himmel, sagt Martin Puchegger voraus. Die Höchstwerte erreichen am Samstag 3 bis maximal 12 Grad.
Wochentag | Temperaturen in Grad Celsius |
Samstag (4. Februar) | 3 bis 12 Grad |
Sonntag (5. Februar) | 1 bis 10 Grad |
(Quelle: wetter.com)
Am Sonntag (5. Februar) bringt ein heranziehendes Tiefdruckgebiet den nächsten Wetterwechsel. Dann kehrt gebietsweise sogar der Winter zurück. „Das bringt nach Osten hin teils Schnee oder Schneeregen bis in tiefe Lagen“, erklärt Martin Puchegger. Im Westen ist es unterdessen milder, Wind und Sturm bestimmen dort weiterhin das Wettergeschehen. Die Temperaturen gehen leicht zurück auf 1 Grad an der Oder und bis zu 10 Grad im Rhein-Main-Gebiet.
Winter vs. Frühling: Wettermodelle sind sich bei Prognosen uneinig
Zum Beginn der kommenden Woche „stellt sich die Wetterlage um“, wie der Meteorologe sagt. Unsicher sei jedoch noch, welche Wetterlage sich genau einstellen wird. Das CFS-Modell (Climate Forecast System) der amerikanischen Wetterbehörde NOAA geht derzeit davon aus, dass Deutschland im Zustrom polarer Kaltluft liegt. Von den Hochdruckgebieten über Skandinavien werde eine kalte Ostströmung nach Deutschland gelenkt. Ganz anders sagt es das Modell des europäischen Wetterdienstes voraus. Demnach bekommen wir milde Luft von Nordwesten her ab, die Temperaturen würden durch diese wieder steigen.
„Es wird zunehmend ruhig, unter Hochdruckeinfluss nicht viel Niederschlag, in den Nächten frostig. Aber tagsüber bleibt es eben bei zarten Plusgraden“, fasst Martin Puchegger die Vorhersagen des ECMF-Modells zusammen. Auch in Ostdeutschland steigen die Temperaturen dann im Laufe der Woche wieder an. Schneefälle sind bei solchen Werten nicht mehr zu erwarten.
Wochentag | Temperaturen in Grad Celsius |
Montag (3. Februar) | 4 bis 8 Grad |
Dienstag (4. Februar) | 5 bis 8 Grad |
Mittwoch (5. Februar) | 5 bis 8 Grad |
(Quelle: wetter.com)
Laut der Ensemble-Prognose des europäischen Wettermodells kehrt der Winter auch nicht mehr so schnell zurück. Bis zum 18. Februar liegen etwa die Tagestemperaturen im Norden bei rund 2 bis 5 Grad. Selbst Frost ist bei solchen Werten nicht möglich. Auch in West- und Ostdeutschland soll es bis zum 18. Februar bei durchschnittlich 5 bis 6 Grad bleiben. Eine längere trockene Phase macht Schneefall im Westen und Osten unwahrscheinlich. Das gleiche Bild zeigt sich in der Mitte des Landes. Am höchsten sollen die Temperaturen im Süden, in Baden-Württemberg und Bayern, auf bis zu 8 Grad steigen.
Diese Vorhersagen spiegelt auch die Monatsprognose von NOAA für den gesamten Februar wider. Der letzte Wintermonat soll insgesamt ein bis zwei Grad zu warm ausfallen, im Nordosten des Landes sogar zwei bis drei Grad zu warm. Es könnte also durchaus sein, dass zum Ende des Monats die Temperaturen nochmals weiter ansteigen. Dem Frühling stünde somit nichts mehr im Wege. Der Frühling soll 2023 „rekordwarm“ werden.