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„Moderne Hexenjagd“ im Fall Luise (†12): TikTok-Videos zeigen angebliche Täterinnen

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Von: Katja Becher

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Der Tod von Luise (†12) löst eine Welle von Falschmeldungen und Hass gegen die Mädchen aus, die die Gewalttat gestanden haben. Die Ermittler warnen vor gefährlichen Spekulationen.

Fast eine Woche ist der gewaltsame Tod der zwölfjährigen Luise aus Freudenberg (NRW) nun her. Die kleine Stadt ringt um ein bisschen Normalität – doch viele Fragen der Trauernden nach dem Hintergrund der Tat werden wohl unbeantwortet bleiben. Unterdessen sehen sich Polizei und Staatsanwaltschaft veranlasst, gegen Falschmeldungen in die Offensive zu gehen. Denn in sozialen Netzwerken wie TikTok werden immer mehr Spekulationen und auch Drohungen und Hass gegen die zwölf und 13 Jahre alten Täterinnen veröffentlicht, wie LUDWIGSHAFEN24 berichtet.

Getötete Luise (†12): Motiv weiter unklar – unzählige Spekulationen im Netz

Die Behörden sagen weiterhin nichts zu den zahlreichen Spekulationen über die Motive der beiden zwölf und 13 Jahre alten Mädchen, die die Tat an Luise gestanden haben. Mit zahlreichen Messerstichen sollen sie die Zwölfjährige am Samstag in einem abgelegenen Wald an der Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen getötet haben. Ein Polizist mit seinem Hund fand die Leiche von Luise am 12. März in dem Waldstück, wie tz.de berichtet.

Mit Verweis auf den Persönlichkeitsschutz des Opfers und der minderjährigen mutmaßlichen Täterinnen halten sich die Ermittler mit Informationen zu der Tat sehr zurück. Doch in den sozialen Netzwerken häufen sich die Spekulationen – und auch Drohungen und Hass gegen die beiden jugendlichen Täterinnen.

Fall des getöteten zwölfjährigen Mädchens aus Freudenberg
Kerzen und Blumen liegen in einem Wald im südlichen Nordrhein-Westfalen. © Oliver Berg/dpa

Fall Luise (†12): TikTok-Videos zeigen vermeintliche Täterinnen

„Wenn man nach den Hashtags sucht, findet man schon einiges“, so ein Sprecher der Polizei Siegen-Wittgenstein. So machte zum Beispiel bereits ein Video auf TikTok und anderen Plattformen die Runde, dass die vermeintlichen Täterinnen zeigen soll – inklusive der Namen und Profile der beiden Mädchen. Darunter zahlreiche hasserfüllte und anklagende Kommentare und Drohungen.

Die Behörden haben inzwischen dafür gesorgt, dass die Seiten der beiden tatverdächtigen Mädchen in sozialen Netzwerken nicht mehr auffindbar sind. „Uns bekannte Social-Media-Kanäle wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft geschlossen“, sagte ein Sprecher der Polizei Siegen-Wittgenstein am Freitag.

„Moderne Hexenjagd“ im Fall Luise (†12): BDK warnt vor Verbreitung von Daten und Bildern

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) warnt in diesem Zusammenhang davor, Namen oder angebliche Social-Media-Profile der mutmaßlichen Täterinnen im Internet zu teilen. „Die Verbreitung von persönlichen Daten oder Bildern mutmaßlicher Beschuldigter durch private Personen in sozialen Medien stellt eine moderne Form der Hexenjagd dar“, sagte BDK-Chef Dirk Peglow dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Die Gefahr sei groß, dass Menschen öffentlich mit der Tat in Verbindung gebracht werden, die gar nichts mit ihr zu tun hätten. Und es bestehe die Gefahr, dass angeprangerte Menschen verbal oder gar körperlich angegangen werden.

Fall des getöteten zwölfjährigen Mädchens aus Freudenberg
Polizisten suchen in der Nähe des Fundorts des getöteten Mädchens Luise nach weiteren Hinweisen. © Roberto Pfeil/dpa

Ermittler mahnen Schutz der Persönlichkeitsrechte im Fall Luise an

„Durch das breite Interesse der Öffentlichkeit und die damit verbundene Anteilnahme kommen immer wieder Gerüchte über die mutmaßlichen Hintergründe des Vorfalls auf“, kritisiert die Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein am Freitag (17. März) in einer Mitteilung. „Offenkundig gibt es besonders in den sozialen Medien Spekulationen, die sich nicht mit dem aktuellen Stand der Ermittlungen decken.“ Die Ermittlungsbehörden bitten ausdrücklich darum, sich daran nicht zu beteiligen „und die Diskussionen über die Hintergründe des Vorfalls, auch zum Schutz der Angehörigen, nicht zu befeuern“.

Die beiden zwölf und 13 Jahre alten mutmaßlichen Täterinnen sind wegen ihres Alters noch nicht schuldfähig und können nicht vor Gericht angeklagt werden. Die beiden Jugendlichen leben jedoch vorerst nicht bei ihren Eltern. Die beiden zwölf- und 13-Schülerinnen seien „außerhalb des häuslichen Umfeldes untergebracht“, teilt der zuständige Kreis Siegen-Wittgenstein mit. Auch mit der Folge, dass „die Kinder nicht ihre bisherigen Schulen besuchen.“ (kab/dpa)

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