Alarmrufe aus Italien: „Der Gardasee ist in einer Situation, die er seit Menschengedenken nicht erlebt hat“
Auf den Hitze-Sommer 2022 folgt der trockene Winter. Für Italiens Gardasee verheißt das nichts Gutes. Die Verantwortlichen beschließen erste Konsequenzen.
München/Rom - Es war schon im vergangenen Sommer ein Anblick voll Tristesse. Die Pfosten der Stege ragten einen ganzen Meter mehr aus dem Gardasee als üblich. Und um ein kühlendes Bad zu nehmen, mussten sich Urlauber an zahlreichen Stellen zunächst durch das Geröllufer kämpfen, weil der See um einige Meter kleiner geworden war. Und nun plagen die Verantwortlichen in Italien neue Sorgen.
„Der Gardasee ist in einer Situation, die er seit Menschengedenken nicht erlebt hat“
„Es hat seit über einem Monat nicht mehr geregnet. Der Gardasee verzeichnet also eine Situation, die er seit Menschengedenken nicht mehr erlebt hat. Mitte Februar lag der Gardasee noch nie mehr als 40 Zentimeter über dem hydrometrischen Nullpunkt in Peschiera, erklärt Pierlucio Ceresa, der Generalsekretär des Verbands der Gardasee-Gemeinden, bei focus.de. „Wir registrieren ein Wasservolumen, das in der Vergangenheit nie so niedrig gewesen ist“, wird er zudem bei tagesschau.de zitiert.
Nach dem trockenen Sommer 2022 und dem ausbleibenden Niederschlag im Winter trafen sich die Vertreter der Kommunen am Gardasee nun Mitte Februar zu einer Krisensitzung zum Thema Trockenheit - früher als jemals zuvor. Und sie haben umgehend reagiert und erste Sparmaßnahmen beschlossen. Die Wasserzufuhr für einige Kanäle wurde gedrosselt, in den Fluss Mincio geht nur das vorgeschriebene Minimum.

Gardasee-Verband stimmt Italiener ein: „Jeder muss Opfer bringen“
Die Beratungen mit Vertretern der Wasser-, Landwirtschafts- und Tourismuskonsortien ergaben zudem: Um im Frühjahr der Landwirtschaft in der Po-Ebene die Bewässerung zu ermöglichen und im Sommer die Wasserversorgung in den Gemeinden rund um den Gardasee für die Millionen Touristen zu gewährleisten, müsse nun jeder „Opfer bringen und so viel Wasser wie möglich sparen müssen. Aber die einzige Lösung besteht darin, auf Gott zu vertrauen, der Schnee und Wasser bringt, weil der Mensch nicht mehr kann“, sagt ein verzweifelter Ceresa bei focus.de.
Die derzeitige Phase des Jahres ist entscheidend für die Wassersituation in Norditalien im Sommer, heißt es. Die Lage am größten See Italiens bleibt also besorgniserregend. Ceresa betont jedoch auch, dass die touristische Nutzung des Sees, das Baden und die Schifffahrt, trotzdem gewährleistet werden kann. Alarmierend wie spektakulär aber ist, dass durch die Folgen der Dürre die Landenge, welche die kleine Insel San Biagio mit dem Festland verbindet, wieder aufgetaucht ist. Die Sorge vor einem weiteren Dürre-Jahr schreckt die Landwirtschaft in Italien auf. „Die Situation ist schlimmer als im letzten Jahr“, warnt der Landwirtschaftsverband Coldiretti. (mke)