Neandertaler jagten riesige Elefanten, von denen 100 Erwachsene einen Monat essen konnten

Untersuchungen haben ergeben, dass Neandertaler früher Waldelefanten als Nahrung gejagt haben. Die riesigen Säugetiere waren größer als Mammuts.
Neumark - Neandertaler haben in Mitteleuropa vor 125 000 Jahren Europäische Waldelefanten gejagt - das größte Landsäugetier der jüngeren Erdgeschichte. Das schließt ein Forschungsteam um Sabine Gaudzinski-Windheuser von der Universität Mainz im Fachblatt „Science Advances“ aus der Analyse von Funden bei Halle.
Europäische Waldelefanten (Palaeoloxodon antiquus) durchstreiften Europa und Westasien bis vor etwa 100 000 Jahren und waren mit einer Schulterhöhe von bis zu 4 Metern und einem Gewicht von bis 13 Tonnen größer als Afrikanische Elefanten und Mammuts. Am Fundort Neumark-Nord etwa zehn Kilometer südlich von Halle wurden Ende des 20. Jahrhunderts bei Arbeiten in einer Braunkohlegrube die Überreste von Dutzenden Tieren entdeckt.
Neandertaler jagten vorwiegend männliche Waldelefanten
Dabei handelt es sich fast nur um erwachsene Elefanten und überwiegend um Bullen. „Die Altersstruktur und Geschlechterverteilung konnte man anfangs nicht erklären“, sagte Gaudzinski-Windheuser der Deutschen Presse-Agentur. Nachdem die Archäologin an Knochen Schnittspuren entdeckt hatte, nahm das Team die Überreste von 57 Elefanten unter die Lupe.
Die Forschenden gehen davon aus, dass die damaligen Jäger gezielt Bullen nachstellten, die vermutlich - ähnlich wie heutige Elefanten - eher Einzelgänger und damit nicht von einer Herde geschützt waren. Für die Jagd spricht auch, dass die Elefanten sofort zerlegt wurden, noch bevor sich fleischfressende Tiere daran zu schaffen machten.
In kleinen Gruppen hätte Fleisch eines Waldelefanten drei Monate gehalten
Das Forscherteam hat laut eines Berichts von New Scientist berechnet, dass das Fleisch eines der riesigen Waldelefanten etwa 100 Erwachsene für einen Monat ernähren könnte. Weitere Untersuchungen und Studien zum Leben der Neandertaler weisen darauf hin, dass sie wohl in kleinen Gruppen von bis zu 25 Personen gelebt haben. Klare Beweise dafür gibt es allerdings nicht, wie Clive Finlayson gegenüber der Fachzeitschrift mitteilte. Geht man jedoch von dieser Gruppengröße aus, hätten sie etwa drei bis vier Tage gebraucht, um das gesamte Fleisch vom Knochengerüst zu entfernen, um es anschließend für die Lagerung zu konservieren. Damit hätten sie Fleischvorräte für mindestens drei Monate gehabt. (red/dpa)