Leberkäs-Semmel zu teuer? Unterhachinger Metzger reagiert mit wütendem Facebook-Post - „Vielleicht schadet es nicht ...“

Sind 2,10 Euro zu teuer für eine Leberkäs-Semmel. Der wütende Facebook-Post eines Münchner Metzgers zeigt, was der Corona-Skandal um Tönnies bedeutet.
- Der Corona-Skandal im Fleischwerk Tönnies hat viele sensibilisiert.
- Ein Metzger aus München machte nun seiner Wut auf Facebook Luft.
- Gutes Fleisch darf nicht billig sein, so das Fazit.
Unterhaching/Grünwald - Wenn der Corona-Skandal im nordrhein-westfälischen Fleischwerk Tönnies eins gezeigt hat, dann vor allem das: Die Produktion von Billigfleisch schadet sowohl Mensch als auch Tier und ist nur unter unwürdigen Bedingungen für beide Parteien möglich. Der Vorfall hatte in der Bevölkerung große Empörung hervorgerufen und viele Menschen hatten zum Boykott von Billigfleisch-Produkten aufgerufen.
Corona-Skandal um Tönnies: Leberkäs-Semmel zu teuer? - Münchner Metzgerei wütend über schlechte Bewertung
Wer reuelos Fleisch verzehren möchte, der sollte also auch bereit sein, einen gewissen Preis dafür zu bezahlen, sollte man meinen. Einem Metzger aus Grünwald bei München platzte deshalb nun der Kragen. In einer Google-Bewertung der Metzgerei hatte es eine Beschwerde über den Preis von 2,10 Euro für eine Leberkäs-Semmel gegeben, da dies im allgemeinen Durchschnitt der Preise für Leberkäs-Semmeln in Bayern recht weit oben angesiedelt ist.
Die Qualität sei zwar top, aber „saftige Preise“ gebe es. „Und dann so ne Scheibe, ist schon derb“, so das Fazit des enttäuschten Leberkäs-Junkies. Dies nahm Korbinian Rausch, Marketing-Manager der Metzgerei Marcus Bauch in Grünwald und Unterhaching zum Anlass, einen deutlichen aber auch emotionalen Facebook-Post zu verfassen.
Nach Corona-Skandal bei Tönnies: Münchner Metzgerei erklärt den Weg einer Leberkäs-Semmel
Um die Preise der Metzgerei nachvollziehen zu können, solle man sich einmal den Produktionsweg einer Leberkäs-Semmel anschauen, so Rausch. Zwar schimpfe alle Welt über billige Fleischpreise und Skandale wie den bei Tönnies, sei dann aber am Ende nicht bereit, für ein qualitativ hochwertiges Produkt wirklich ausreichend Geld zu bezahlen. „Wenn wir schlecht bewertet werden, weil eine Leberkäs-Semmel 2,10€ kostet, dann ist dies kein Auslöser für Traurigkeit und Reue, sondern Empörung und Wut.“
Es könne nicht schaden, sich einmal anzuhören, was alles geschehen müsse, bis eine warme Leberkäs-Semmel in der Tüte landet, schreibt Rausch, und beginnt seine Aufzählung. „Ein Schwein muss geboren, gefüttert […] , aufgezogen und geschlachtet werden. […] Das Fleisch muss zerlegt werden. Die Gewürze im Leberkäse müssen in verschiedenen Ländern angebaut, geerntet, getrocknet und zu uns transportiert werden. Ein Metzgermeister muss mit viel Erfahrung […] das Brät herstellen.“ Einen ebenso langen Produktionsweg hätten auch die frischen Bäckersemmeln, in denen der Leberkäs der Metzgerei Bauch verkauft werde.
Leberkäs-Semmeln zu teuer: Münchner Metzgerei wehrt sich - und verweist auf Corona-Eklat bei Tönnies
Regionalität ist dem Betrieb wichtig, verrät Betreiber Marcus Bauch im Gespräch. Die Tiere leben bei Landwirten im Umkreis von 100 Kilometer vom Münchner Schlachthof entfernt. Das Schweinefleisch beispielsweise komme zum größten Teil aus Niederbayern. „Wir arbeiten schon jahrelang mit den Bauern zusammen“, sagt Marketing-Manager Rausch, der schon seit 2010 bei der Metzgerei Bauch arbeitet.
Dass 2,10 Euro zu teuer sein sollen für eine gute und qualitativ hochwertige Leberkäs-Semmel, kann Bauch nicht verstehen. „Manche Metzger verlangen deutlich mehr“, sagt Inhaber Marcus Bauch. Doch die Metzgerei in Unterhaching und auch die Filiale in Grünwald sollen nicht als Premium-Geschäft wahrgenommen werden. „Wir sind für jedermann da“, sagt Bauch.
Video: Wird Fleisch jetzt teurer? NRW will gegen zu niedrige Preise vorgehen
Leberkäs-Preis - Kunden mit viel Zuspruch für Münchner Metzgerei
Hinzu kämen noch die Kosten für die Geräte vor Ort, wie zum Beispiel die Umlufttheke, der den Leberkäs warm hält und das Gehalt der Angestellten. Alles in allem seien 2,10 Euro also eher ein Schnäppchen, denn Wucher. „Wenn 100g warmer Leberkäse in einer ordentlichen Bäckersemmel für 2,10€ als zu teuer wahrgenommen werden, bitte ich inständig darum, sich diesen Text in Erinnerung zu rufen. Vielleicht relativiert sich die Wahrnehmung etwas“, schreibt Rausch.
Der Post erntet viel Zuspruch im Internet. Die Mitarbeiter der Metzgerei Marcus Bauch hoffen nun, dass bald ein Umdenken in Bezug auf die Fleisch-Produktion in der Bevölkerung stattfindet, sodass künftig mehr Leute bereit sind, die Preise für gute Fleischqualität zu bezahlen und sich solche Skandale wie bei Tönnies nicht wiederholen.
Den besten Leberkäs Bayerns gibt es übrigens in Kirchheim bei München. Dort zumindest wurde die Metzgerei Baumgartner gerade offiziell gekürt. Bei industriell hergestelltem Leberkäs-Brät muss man jedoch aufpassen. Ein Junge in Bayern machte im vergangenen Jahr einen erschreckenden Fund.
Ein ARD-Tagesthemen-Kommentar beschäftigt sich mit den Ergebnissen des „Fleischgipfels“ von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Nicht nur die Politik sei in der Pflicht.