Böhmermann über Razzia gegen „Letzte Generation“: „Was Deutschland alles kann, wenn es um fucking Autos geht“

Satiriker Jan Böhmermann hat sich auf Twitter zu der Razzia bei der „Letzten Generation“ geäußert und spottet, dass in Deutschland Autos wohl immer noch das höchste Gut sind.
Stuttgart/Berlin - Dass der Klimawandel eine ernst zu nehmende Bedrohung ist, steht außer Zweifel. „Wenn wir eine Chance haben wollen, die weltweite Überhitzung auf 2 Grad zu begrenzen, dann müssen wir Energie so effizient wie möglich einsetzen“, hatte jüngst auch IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger in Bezug auf den Industriestandort Baden-Württemberg erklärt. Die Methoden der Protestbewegung „Letzte Generation“, die sich bundesweit immer wieder auf Straßen festklebt, um gegen den Verkehr zu protestieren, werden allerdings stark kritisiert. Die Polizeigewerkschaft bezeichnete die „Letzte Generation“ sogar als kriminelle Vereinigung.
Im Zuge eines Ermittlungsverfahrens gegen die Klimaprotestgruppe haben Beamte von Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch (24. Mai) in mehreren Bundesländern Objekte der „Letzten Generation“ durchsucht. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, wird mehreren Mitgliedern vorgeworfen, dass sie eine Spendenkampagne zur Finanzierung weiterer Straftaten für die „Letzte Generation“ organisiert und so mindestens 1,4 Millionen Euro eingesammelt haben sollen. Auf Twitter schlug die Razzia gegen die hauptsächlich aus Studenten bestehende Gruppierung hohe Wellen. Auch Satiriker Jan Böhmermann äußerte sich.
Razzia bei „Letzte Generation“: Jan Böhmermann reagiert auf Twitter – „was Deutschland alles kann“
Die Proteste der Klimabewegung „Letzte Generation“ brachte den Mitgliedern bereits einiges an Ärger ein. Aufgrund von Straßenblockaden standen Klimaaktivisten beispielsweise auch in Stuttgart vor Gericht. In Bezug auf eine bundesweite Razzia haben viele allerdings weniger Verständnis. „Was Deutschland alles kann, wenn es um fucking Autos geht“, schrieb ZDF-Moderator Jan Böhmermann auf Twitter und spielte damit offenbar darauf an, dass die Autoindustrie in Deutschland nach wie vor einen ganz besonders hohen Stellenwert hat. „Man würde sich fast wünschen, dass die Politik kriminelle Schwerverbrecher, Nazis und Hochverräter genauso hasst wie Umweltschützer...“, kommentierte ein Twitter-Nutzer.
Jan Böhmermann ist dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen – und das nicht nur in seiner Sendung Neo Magazin Royale. Beispielsweise lästerte Böhmermann bei einem Besuch über Stuttgart und nannte Tesla-Boss Elon Musk vor der Twitter-Übernahme einen „reichen Wichser“. In Bezug darauf, dass es in Deutschland derzeit andere Baustellen als die Klimaproteste der „Letzten Generation“ gibt, stimmen ihm viele Twitter-Nutzer allerdings zu. „Man könnte ja fast meinen, Autos wären heilig in diesem Land“, schreibt einer. Ein anderer reagiert nur mit dem Ton-Steine-Scherben-Zitat: „Macht kaputt, was euch kaputt macht.“
Klimabewegung „Letzte Generation“ spaltet Gesellschaft und Politik
Die „Letzte Generation“ spaltet seit dem Beginn der bundesweiten Protestaktionen die Meinungen in Politik und Wirtschaft. Grünen-Chefin Ricarda Lang nahm die Aktivisten für ihre Straßen-Blockaden in Schutz, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte eine Blockade der Abfahrt der A5 bei Freiburg im Februar 2022 dagegen scharf kritisiert. In Bezug auf die bundesweiten Durchsuchungen bei der Protestbewegung, die im Übrigen von der Generalstaatsanwaltschaft München und dem Bayerischen Landeskriminalamt initiiert wurden, meldete sich auf Twitter auch Bernd Riexinger (Linke), Mitglied des Bundestags für den Wahlkreis Stuttgart, zu Wort. „Haben die Polizei- und Justizbehörden eigentlich nichts Besseres zu tun!?“
„Verkehrte Welt: heute eine bundesweite Razzia gegen die Letzte Generation“, schrieb der in Leonberg geborene Politiker und Ver.di-Gewerkschafter weiter. „Wie wäre es gegen diejenigen vorzugehen, die täglich unseren natürlichen Lebensgrundlagen wie Boden, Wasser und Luft zerstören?“ Laut der dpa wurden bei der Razzia insgesamt 150 Objekte durchsucht und die Homepage der Bewegung abgeschaltet. Gegen sieben Menschen im Alter zwischen 22 und 38 Jahren liegt der Vorwurf zur Bildung einer kriminellen Vereinigung vor.
Dass die Methoden der Klimabewegung aufgrund ihrer Radikalität mitunter auf deutliche Kritik stoßen, verwundert dagegen wenig. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich jüngst kritisch geäußert. „Ich finde das völlig bekloppt, sich irgendwie an ein Bild festzukleben oder auf der Straße“, sagte der Regierungschef. Selbst die Klimabewegung „Fridays for Future“, die auch in Stuttgart regelmäßig Proteste durchführt, distanzierte sich laut dpa kürzlich deutlich. „Die Klimakrise braucht gesamtgesellschaftliche Lösungen und die finden und erstreiten wir nur gemeinsam und nicht, indem wir Menschen im Alltag gegeneinander aufbringen“, hatte eine Sprecherin erklärt.
Derweil gibt es bei Tesla offenbar akute Probleme mit selbstfahrenden Autos. Das Sicherheitsrisiko scheint enorm.