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Jogger in Italien getötet: Gerichtsentscheidung über Todesspritze für Bärin Gaia gefallen

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Von: Johannes Welte

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Die Bärin Gaia, die den Jogger tötete, sollte schon 2020 getötet werden
Die Bärin Gaia, nachdem sie 2020 eingefangen wurde. Danach ließ man sie wieder frei. © Autonome Provinz Trentino

Vor dem Verwaltungsgericht Trient läuft die Verhandlung über die Zukunft der Bärin Gaia, die im Trentino einen Jogger getötet haben soll. Darf sie getötet werden?

Update vom 26. Mai, 11.14 Uhr: Bärin Gaia aus der norditalienischen Region Trentino-Südtirol darf weiter nicht getötet werden. Ein Gericht in Trient hat den Abschussbefehl der Provinzregierung erneut ausgesetzt, vorerst bis 27. Juni. Das teilte das Verwaltungsgericht in einem Beschluss am Freitag mit. Das Gericht gab damit den Einsprüchen verschiedener Tierschutzvereine - allen voran LAV - statt.

Das Bärenweibchen, das auch JJ4 genannt wird, hatte laut offiziellen Angaben Anfang April einen 26-jährigen Jogger an einem Forstweg in dem bei Wanderern und Touristen beliebten Val di Sole im Trentino angegriffen und getötet. Daraufhin erließ Maurizio Fugatti, der Präsident der Region Trentino-Südtirol, ein Dekret zur Tötung der Bärin. Nach einer Klage von Tierschützern setzte ein Gericht diese Anweisung Mitte April bereits vorerst aus. Auch ein späterer zweiter Tötungsbefehl wurde abgelehnt.

Update vom 25. Mai, 15.03 Uhr: Der Plan, die Bärin Gaia in den Bärengnadenhof bei Bad Füssing zu verlegen, ist bei der Verhandlung des Verwaltungsgerichtes Trient offenbar gut angekommen: „Die Richter haben sich den Vorschlag, den Bären in ein ausländisches Schutzgebiet zu überführen, aufmerksam angehört“, berichtete der Anwalt des Tierschutzverbandes LAV, Claudio Linzola, nach der Anhörung gegenüber ildolomiti.it. Weiter: „Der Schutz der Umwelt und der Schutz der öffentlichen Sicherheit sind nur scheinbar zwei gegensätzliche Interessen.“ Die Anwälte der Tierrechtler hätten die schlechte Informationspolitik der Bevölkerung über das Verhalten gegenüber den Bären betont. Vielleicht hätten bestimmte Vorfälle, einschließlich der jüngsten Tragödie, mit umfassenderen und seriöseren Informationen vermieden werden können.“

Der Münchner Anwalt Arpád von Gaál, der auch Vorstandsvorsitzende der Gewerkschaft für Tiere ist, will Gaia in seinem Bärengnadenhof aufnehmen. Er ist zuversichtlich, dass Gai leben darf: „Der Abschuss oder die Einschläferung sind die Ultima Ratio, die letztmögliche Lösung, das entspricht nicht einer ausgewogenen und verhältnismäßigen Entscheidung.“ Es müsse immer das mildeste Mittel angewandt werden. Von Gaál: „An unserem Angebt kommt das Gericht bei objektiver Betrachtung nicht vorbei.“

Verhandlung über Todesspritze für Bärin Gaia: Richter hört interessiert dem Plan zu, sie nach Bayern zu schicken

Update vom 25. Mai, 13.40 Uhr: Die Verhandlung über das Schicksal der Bärin Gaia und des zweiten Bären MJ5 („The Boss“) wurde gegen Mittag nach Tumulten am Gerichtsgebäude unterbrochen. Tierschützer wurden nach eigenen Angaben nicht in den Gerichtssaal gelassen. Dennoch gab es eine Demonstration mit rund 50 Teilnehmern an der Piazza Venezia in der Nähe des Gerichtsgebäudes, die Freiheit für Gaia forderte. Das Gerichtsgebäude selbst wurde laut ladige.it von schwer bewaffneten Polizisten abgeriegelt. Auch die Gegenseite war vor Ort: Einer der Bürgermeister, der für die Tötung der Tiere ist, soll die Tierrechtler mit den Worten beschimpft haben. „Ich hoffe, sie werden einmal von einem Bären angegriffen.“

Demonstranten halten Transparente hoch, die Freiheit für Gaia fordern.
Tierrechtler demonstrieren in der Nähe der Verwaltunsgerichtes Trient. © Facebook Animaliberaction

Gegen Mittag wurde der Prozess unterbrochen: „Der Ausgang des Prozesses wird erst morgen früh entschieden“, berichtete gegen Mittag der Anwalt des Tierschutzverbandes LAV, Claudio Linzola dem Portal trentotoday.

Jogger in Italien getötet: Urteil über Todesspritze für Bärin Gaia fällt morgen – oder kommt sie nach Bayern?

Erstmeldung vom 25. Mai, 11.24 Uhr: Trient - Der Fall sorgte weltweit für Aufsehen: Am 5. März wurde am Rande des Orts Caldes im Trentino der Jogger Andrea Papi (26) von einem Bären getötet. Die Behörden in Italien gingen davon, dass es die Bärin Gaia (Kürzel JJ4) war, die ihre Jungen gegen den vermeintlichen Eindringling glaubte verteidigen zu müssen. Gaia wurde gefangen und wartet im Bärengehege Casteller bei Trient in Italien auf eine Todesspritze. 

Auch ein zweiter Bär aus Italien soll getötet werden

Maurizio Fugatti von der rechten Partei Lega Nord hatte ihre Tötung angeordnet, ebenso soll auch ein weiterer Bär mit dem Kürzel MJ5 getötet werden, den die Einheimischen m Val di Sole „The Boss“ nennen. Er hatte im März einen Gassigeher in der Region angegriffen und verletzt.

Der Tierschutzverband LAV klagte gegen die Tötungsanordnungen, das Verwaltungsgericht Trient setzte sie aus, auch eine zweite Anordnung der Provinz wurde aufgehoben. Ein erster Termin für die Hauptverhandlung wurde vom 11. Mai auf heute verschoben.

Im Vorfeld hatte eines forensisches Gutachten zweier Veterinärmediziner für Aufsehen gesorgt, dass die Tierschützer in Auftrag gegeben hatten: Demnach könne Gaia gar nicht für den tödlichen Angriff verantwortlich sein, hieß es. Das forensische Gutachten ergab, dass die Bisswunden des toten Joggers von einem männlichen Tier herrühren und somit Gaia gar nicht für dessen Tod verantwortlich sein kann.

Bekommt die Bärin Asyl in Bayern?

Die Münchner Gewerkschaft für Tiere, die einen Bärengnadenhof in Bad Füssing bei Passau betreibt, hat angeboten, Gaia aufzunehmen. Provinzpräsiden Fugatti hatte das mit Hinweis auf die Transportkosten abgelehnt, doch die würde die Gewerkschaft für Tiere übernehmen. Auch das Argument, man müsse die Bärin aus Gründen der öffentlichen Sicherheit töten, wäre mit einem Umzug nach Bayern hinfällig.

Die Anhörung des Gerichts wird Beobachtern vor Ort zufolge mehrere Stunden andauern.

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