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Er geht 140 Kilometer in die Rente

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Auf geht’s in den Ruhestand: Max Felsch mit seinen Kollegen beim Start vor dem BMW-Gebäude.
Auf geht’s in den Ruhestand: Max Felsch mit seinen Kollegen beim Start vor dem BMW-Gebäude. Foto: Oliver Bodmer © Oliver Bodmer

Viele Jahre lang ist Max Felsch (62) hier mit Poloshirt oder Hemd und Jeans eingelaufen, heute steht er mit Wanderschuhen, Hut und Rucksack vor dem Forschungs- und Innovationszentrum von BMW in der Knorrstraße. Einige Mitarbeiter laufen irritiert vorbei. Max Felschs Vorhaben ist tatsächlich ungewöhnlich: Heute ist sein letzter Arbeitstag nach 35 Jahren bei BMW – und er geht in Rente.

Und das wortwörtlich: knapp 140 Kilometer vom Arbeitsplatz bis zu seiner Heimat Julbach im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn.

VON NINA BAUTZ

„Die Idee kam mir, weil ich damals bei der Marine nach fünf Monaten auf hoher See ziemlich abrupt abgereist bin“, erzählt der Sachbearbeiter im Bereich Prototypenbau. Das habe ihn überfordert. „Diesmal wollte ich es anders machen: Es sollte ein Abschied auf Etappen werden, bei dem ich mich an den Gedanken gewöhnen kann, dass dieser Abschnitt nun vorbei ist.“

Womit Felsch nicht gerechnet hat: Gleich mehrere Kollegen entschlossen sich spontan, ihn zu begleiten. Einer davon ist Martin Gland (62). Er sagt: „Max ist einfach ein außergewöhnlicher Kollege: freundlich, hilfsbereit und er hat immer einen guten Spruch drauf. Ich will ihm meinen Respekt zollen und ihn gebührend verabschieden.“ Los ging es zu siebt mit der ersten, kürzeren Etappe von 24 Kilometern am Dienstag, an der Isar entlang bis zu einem Gasthof in Hallbergmoos, in dem die Truppe sich stärkte und übernachtete. „Ohne Mampf kein Kampf“, sagt Felsch.

Am nächsten Morgen erzählt der frisch gebackenen Rentner, der zwar sportlich ist und Taekwondo macht, aber im Laufen nicht sonderlich geübt ist, der tz: „Das Wandern macht richtig Freude und hat gleich geholfen – nachdem der Abschied in München schon emotional war.“ Er und vor allem die älteren Kollegen seien aber schon froh gewesen, als sie angekommen sind. Felsch: „Wir waren recht müde und die meisten sind schon gegen 21 Uhr ins Bett gegangen.“ Die restlichen drei Etappen werden nun länger. Nach der zweiten verlassen ihn die Kollegen, dann geht Felsch alleine weiter, heim zur Lebensgefährtin. „Die hält mich für ein wenig verrückt.“

Im Ruhestand will Max Felsch im Haus und Garten werkeln, vielleicht Englisch lernen und mehr Taekwondo machen. „Vielleicht finde ich ja Gefallen daran, weite Strecken zu gehen und wage mich eines Tages noch auf den Jakobsweg, wer weiß?“

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