Update vom 14. Oktober 19.59 Uhr: Im Kampf gegen steigende Corona-Zahlen wird in Frankreich der Gesundheitsnotstand von diesem Samstag an wieder eingeführt. Das teilte die Regierung am Mittwoch in Paris nach einer Kabinettssitzung mit. Die Pandemie sei eine gesundheitliche Katastrophe, die aufgrund ihrer Art und Schwere die Gesundheit der Bevölkerung gefährde, hieß es. Der Ausnahmezustand im Gesundheitsbereich bietet einen rechtlichen Rahmen für Beschränkungen, zu denen auch Ausgangssperren gehören können.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron äußerte sich am Abend in einem TV-Interview und gab neue Beschränkungen bekannt. Für Paris und zahlreiche weitere große Städte im Land wurden dabei nächtliche Ausgangssperren angekündigt. Diese Ausgangssperren würden ab Samstag zwischen 21 Uhr abends bis 6 Uhr morgens für mindestens vier Wochen gelten, sagte Macron.
Neben dem Großraum Paris seien die Metropolen Grenoble, Lille, Rouen, Lyon, Aix-Marseille, Saint-Étienne, Toulouse und Montpellier betroffen, so Macron. Die Sperre gelte unter anderem für Kinos, Restaurants, Theater. Über diese Maßnahme war bereits zuvor spekuliert worden. Es werde Kontrollen und Strafen geben, kündigte der Staatschef an.
Das Ziel sei es, das Wirtschaftsleben weiter am Leben zu halten - Hilfen für die Unternehmen würden fortgeführt. „Wir werden weiter arbeiten“, betonte Macron. „Wir haben die Kontrolle nicht verloren“, betonte er außerdem, aber die Situation sei „besorgniserregend“.
Die Corona-Lage im Land verschlechtert sich seit Wochen. Frankreich mit seinen rund 67 Millionen Einwohnern hatte am Wochenende annähernd 27 000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet - ein Rekord.
Update vom 14. Oktober, 18.57 Uhr: Knapp 20.000 Menschen in Großbritannien haben sich innerhalb von 24 Stunden nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Das entspricht einem Anstieg von etwa 2.500 im Vergleich zum Vortag. Besonders stark betroffen von der Pandemie sind der Norden Englands, Nordirland, Schottland und Teile von Wales. Die tatsächliche Zahl der Neu-Infektionen dürfte aber noch höher liegen, da nicht genügend Tests zur Verfügung stehen.
Update vom 14. Oktober, 16.15 Uhr: Die Region Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona hat zur Eindämmung der stark steigenden Infektionszahlen die Schließung aller Bars und Restaurants angeordnet. Die regionale Gesundheitsministerin Alba Vergés erklärte, dass die Anweisung am Freitag in Kraft trete und zunächst für 15 Tage gelte. Nach den jüngsten Zahlen des spanischen Gesundheitsministeriums in Madrid wurden binnen der vergangenen sieben Tage in Katalonien fast 11.000 Neuinfektionen registriert. Die 7-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei einem Wert von 142. In Deutschland beträgt dieser Wert, trotz steigender Zahlen, derzeit knapp 30.
Der geschäftsführende katalanische Regionalpräsident Pere Aragonès rief die etwa 7,6 Millionen Einwohner Kataloniens auf, ihre Wohnung möglichst nur noch aus dringendem Grund zu verlassen und soziale Kontakte einzuschränken. „Familienbesuche können auch ein wenig warten, wenn wir umfassenden Ausgangsbeschränkungen vermeiden wollen“, sagte Aragonès. Zudem müssen Einkaufszentren und größere Supermärkte die Zahl der Kunden auf 30 Prozent ihrer üblichen Kapazität beschränken. Für Fitnessstudios, Kinos und Theater gelte eine Beschränkung auf 50 Prozent. Darüber hinaus müssten Spielplätze ab 20 Uhr geschlossen werden.
Am Mittwoch verzeichnete Kroatien einen Rekordwert an Corona-Neuinfektionen. Innerhalb eines Tages habe es 748 neue Corona-Fälle gegeben, teilte der Krisenstab der Regierung in Zagreb mit. Bisher lag die höchste Zahl am 8. Oktober bei 542 Corona-Neuinfektionen. Vier Menschen starben demnach in den letzten 24 Stunden in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung.
Die kroatischen Behörden zeigen sich besorgt, dass viele Menschen die Empfehlungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie nicht beachten würden. „Empfehlungen reichen nicht aus, wir brauchen Maßnahmen, die durchgesetzt werden“, sagte der Chef des Krisenstabs für die Hauptstadt Zagreb, Pavle Kalinic. „Ansonsten werden die Zahlen weiter steigen, der Plafond ist noch nicht erreicht“, erklärte er gegenüber dem Nachrichtensender N1.
Das benachbarte Slowenien, das lediglich 2,1 Millionen Einwohner hat, meldete am Mittwoch 707 Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Dort lag die bisher höchste Zahl am 10. Oktober bei 411 neuen Corona-Fällen innerhalb eines Tages. Regierungssprecher Jelko Kacin sagte auf einer Pressekonferenz in Ljubljana: „Die aktuellen Daten zeigen, dass die Lage zunehmend ernst wird.“ Es bestehe Handlungsbedarf, da die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichten, erklärte er weiter. Konkrete neue Maßnahmen erwähnte Kacin allerdings nicht.
Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus hat in Polen erstmals die Marke von 6000 überschritten. Innerhalb von 24 Stunden meldete das polnische Gesundheitsministerium 6526 neue Corona-Fälle, die meisten in der Region um die Hauptstadt Warschau mit 1188 neuen Ansteckungen. Im gleichen Zeitraum starben 116 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus.
Im britischen Landesteil Nordirland werden die Corona-Maßnahmen deutlich verschärft. Alle Pubs und Restaurants müssen für vier Wochen schließen. Die Schulen werden für zwei Wochen geschlossen. Die nordirische Regierungschefin Arlene Foster sagte am Mittwoch in Belfast, man müsse die Ausbreitung des Coronavirus bremsen. In der Stadt Derry und Umgebung, wo viele Menschen an der Grenze zum EU-Land Irland leben, gibt es besonders viele Infektionen.
Weitere britische Regionen, darunter der Norden Englands, Schottland und Teile von Wales, sind ebenfalls stark von der Pandemie betroffen. Jeder Landesteil Großbritanniens entscheidet über seine eigenen Corona-Maßnahmen. In England gilt seit Mittwoch ein Drei-Stufen-System, das die Maßnahmen nach dem Risikograd - mittel, hoch, oder sehr hoch - einstuft. Premierminister Boris Johnson wollte damit die Kriterien vereinheitlichen. Kritiker bezeichnen sein Vorgehen allerdings als unzureichend.
Update vom 13. Oktober, 11:59 Uhr: Die EU reagiert auf die Entwicklung: Wie eine Mehrheit der Europaminister am Dienstag in Luxemburg beschloss, soll es künftig eine Ampelkarte geben, die über die aktuelle Corona-Lage in Europa informiert. Demnach werden die verschiedenen Regionen je nach Infektionsgeschehen entweder grün, orange oder rot markiert.
Zukünftig werden keine Einreiseverbote mehr für grüne Bereiche, die niedrige Infektionszahlen kennzeichnen sollen, mehr verhängt. Die europäische Gesundheitsagentur ECDC soll die Ampelkarte erstellen und wöchentlich aktualisieren. Grundlage soll die Zahl der neu gemeldeten Fälle pro 100 000 Einwohner in den letzten 14 Tagen sein, dazu kommen die Quote positiver Tests sowie die Anzahl durchgeführter Tests pro 100 000 Einwohner.
Bei den verschiedenen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus gehen alle Länder unterschiedliche Wege. Demnach verfolgt jedes EU-Land weiterhin keine einheitlichen Regelungen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass auch die jetzige Einigung keine gemeinsamen Standards für Reisende aus stärker betroffenen - also orange oder rot markierten - Regionen vorsieht. Es gibt somit weder eine einheitliche Regelung für Quarantäne- und Testpflichten, noch sind die Empfehlungen bindend.
Anfang September hatte die EU-Kommission Kriterien für einheitliche Reisebeschränkungen sowie Corona- und Quarantäneregeln vorgeschlagen, die umfassender waren, als die jetzigen Einigungen.
München - Europa befindet sich weiterhin im Klammergriff der Corona-Pandemie. Die Zahl der Neuinfektionen* ist in vielen Ländern besorgniserregend. Die oft zitierte zweite Welle* scheint endgültig angekommen zu sein. Auch in Deutschland bewegen sich die Werte weit über dem Niveau des Sommers.
Innerhalb der Bundesrepublik wurden Berlin sowie einige Großstädte Nordrhein-Westfalens mittlerweile zu Risikogebieten erklärt, der Blick über die Grenze hinaus offenbart kaum ein anderes Bild. Das auswärtige Amt warnt vor Reisen in zahlreiche europäische Länder. Auch in Italien, wo man sich im September noch über stabile Zahlen hatte freuen können, steigen die Inzidenzwerte wieder enorm.
Vor allem aber in Frankreich wirkt ein erneuter Lockdown mittlerweile beinahe unausweichlich. Knapp 27.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus* wurden am Samstag nachgewiesen, unter anderem in Lille, Grenoble, Saint-Étienne und Lyon gilt die höchste Warnstufe. Am morgigen Dienstag soll das in Toulouse Montpellier ebenfalls so sein. Richtwert dafür ist der 7-Tage-Inzidenzwert*. Steigt er über 250, wird die maximale Alarmstufe ausgerufen.
„Wenn man die Lage unserer Krankenhäuser sieht, dann darf man nichts mehr ausschließen“, sprach Premierminister Jean Castex am Montag nun von möglichen Ausgangssperren und einer Überlastung des Gesundheitssystems. Das Handelsblatt geht nach einem Gespräch mit Wirtschaftsforscher Xavier Ragot davon aus, dass härtere Maßnahmen im deutschen Nachbarland kurz bevor stehen, die von der Mehrzahl der Franzosen auch akzeptiert würden.
Einige hundert Menschen in Spanien tun nun das exakte Gegenteil in Bezug auf Corona-Maßnahmen der Regierung. Ein Aufruf der rechtsextremen Partei Vox führte zu Chaos in mehreren Städten. Unter anderem in der Hauptstadt Madrid machten die Demonstranten mit Autokorsos ihrer Wut Luft und riefen Ministerpräsident Pedro Sánchez zum Rücktritt auf. „Die Regierung missbraucht ihre Macht und zwingt ihre Entscheidungen mit einem verfassungswidrigen Dekret auf“, zitiert die Nachrichtenagentur AFP einen Teilnehmer.
Die Menschen stören sich an partiellen Ausgangssperren, die in Madrid und acht angrenzenden Orten verhängt worden waren. Diese Art des Lockdowns verbietet es den Bürgern, ihre Städte zu verlassen. Im eigenen Ort dürfen sie sich jedoch frei bewegen.
In England wird diese Bewegungsfreiheit nicht überall mehr möglich sein. Im Norden der Insel werden dramatische Werte verzeichnet. 600 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner registrierte beispielweise die Stadt Liverpool. Jetzt verkündete Premier Boris Johnson einen Dreistufen-Plan für den Umgang mit der aktuellen Entwicklung.
Der Risikograd wird von nun an in jeder Region einzeln bestimmt. Je nachdem, ob er mittel, hoch, oder sehr hoch eingeschätzt wird, stehen ab Mittwoch verschärfte Maßnahmen an. Lockdowns will Johnson zwar tunlichst vermeiden, doch in den Hotspots führt offenbar kaum ein Weg daran vorbei. In Liverpool müssen so übermorgen sämtliche Bars und Fitnessstudios schließen. „Die kommenden Wochen und Monate werden schwierig“, räumt Johnson ein, „wir müssen jetzt handeln.“ (moe) *merkur.de ist Teil des Ippen-Redaktionsnetzwerks.