Update vom 7. Februar, 15.00 Uhr: Die Kleinstadt Bad Sooden-Allendorf beschäftigt die Frage, wo die Angst vor dem Coronavirus aufhört und wo Rassismus anfängt. An der örtlichen privaten Hochschule Diploma studieren 500 Studenten aus China, bei insgesamt nur 8300 Einwohnern in der Stadt. Die Hochschule erhielt nun ein Schreiben mit einer Beschwerde: Eine Zahnarztpraxis im Ort soll die Behandlung verweigert haben - das Schreiben werde noch geprüft. Vier Studenten kamen erst kürzlich aus China zurück - sie sollen sich auf eigenen Wunsch hin in ihre Wohnungen zurückgezogen haben. Auch andernorts kam es zu rassistischen Äußerungen gegenüber Menschen aus Asien.
Update vom 6. Februar, 19.50 Uhr: Die Bundesregierung will wegen der Ausbreitung des Coronavirus in China weitere deutsche Staatsbürger und ihre Angehörigen aus der Millionenstadt Wuhan zurück nach Deutschland holen. Entsprechende Informationen des „Spiegel“ bestätigte das Auswärtige Amt am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe in Wuhan „einzelne Personen“, die sich erst nach dem Rückholflug am vergangenen Samstag gemeldet oder es nicht rechtzeitig zum Flughafen geschafft hätten, hieß es aus dem Ministerium. „Wir bemühen uns intensiv darum, auch diesen Personen eine Ausreise zu ermöglichen.“
Update vom 6. Februar, 19.40 Uhr: Eine Studie zur Angst vor dem Coronavirus in Deutschland liefert ein deutliches Ergebnis: Die meisten Deutschen fürchten sich nicht vor dem neuen Virus aus China, an dem 13 Menschen in Deutschland infiziert sind. Bei neun von zehn Deutschen (89 Prozent) ist die Sorge, dass sie oder Familienmitglieder sich mit dem Virus anstecken, weniger groß oder klein. Das ergab eine Umfrage für den ARD-Deutschlandtrend. Nur bei jedem Zehnten ist diese Sorge groß (7 Prozent) oder sehr groß (3 Prozent). Für die Umfrage wurden am Montag und Dienstag dieser Woche insgesamt 1003 Wahlberechtigte in Deutschland per Telefon befragt.
Das Vertrauen der Bürger in die Behörden und Gesundheitseinrichtungen ist in Deutschland mit Blick auf das Virus hoch. Vier von fünf Deutschen (82 Prozent) sind der Meinung, diese hätten die Situation alles in allem unter Kontrolle. 14 Prozent sehen das anders: Sie meinen, diese haben die Situation nicht unter Kontrolle.
Update vom 6. Februar, 14.30 Uhr: In Deutschland gibt es einen weiteren, den 13. Coronavirus-Fall. Eine Frau eines Patienten aus Bayern hat sich angesteckt, teilte das bayerische Gesundheitsministerium am Donnerstag mitteilte. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass sich die zwei Kinder des Paares angesteckt haben. Sie sind Ärzten zufolge - ebenso wie die Mutter - symptomfrei. Der gesundheitliche Zustand des Vaters ist stabil.
Update vom 6. Februar, 12.44 Uhr: Die spanischen Gesundheitsbehörden vermeldeten am 1. Februar einen deutschen Corona-Patient auf der Kanareninsel La Gomera. Der Deutsche ist seitdem in einem Krankenhaus auf der Insel isoliert. Der Corona-Patient (26) stammt aus Bayern* und habe Kontakt mit einem Mitarbeiter der Firma Webasto gehabt, teilte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Donnerstag mit.
Update vom 6. Februar, 11.30 Uhr: Eine Frage beschäftigt die Mediziner und Forscher: Wie ansteckend ist das neue Coronavirus 2019-nCoV tatsächlich?
„Der Erreger ist deutlich infektiöser als ursprünglich angenommen“, sagt der Infektionsepidemiologe Lars Schaade, Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI). Fest steht, dass sich das Coronavirus durch Tröpfchen Infektion - beim Husten und Sprechen - verbreitet.
Viele Details einer Infektion seien noch unklar, sagt der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité. Chinesische Mediziner hatten den Erreger in Stuhlproben von Patienten gefunden. Ob sich das Coronavirus durch das Verdauungssystem verbreitet, sei nach RKI-Angaben noch nicht abschließend geklärt. Nach Erkenntnissen aus China ist das Virus wahrscheinlich auch von der Mutter auf das Neugeborene übertragbar.
Update vom 5. Februar, 13.17 Uhr: Auch in Europa ist die Angst vor dem Coronavirus spürbar und die Länder der Europäischen Union rüsten sich. Allerdings durchaus unterschiedlich. Italien geht nun nach einem Bericht des ORF einen drastischen Schritt: Das Gesundheitsministerium in Rom entschied am Dienstag, dass alle eintreffenden Passagiere internationaler Flüge mit Thermoscannern untersucht werden sollen. Auf Flughäfen, die nicht über Thermoscanner verfügten, sollten Ärzte des Roten Kreuzes oder anderer Organisationen Untersuchungen durchführen.
Update vom 5. Februar, 12.04 Uhr: Wegen der Ausbreitung des Virus wächst aus Sicht der chinesischen Botschaft in Berlin die Zahl der Anfeindungen gegen chinesische Bürger in Deutschland. „Die jüngsten Anfeindungsfälle und die fremdenfeindlichen Äußerungen in einzelnen Medien haben nach dem Coronavirus-Ausbruch zugenommen und sind besorgniserregend“, teilte die Botschaft auf Anfrage mit. Nach einem Angriff auf eine Chinesin in Berlin habe man sofort die Polizei kontaktiert.
Wie die Berliner Polizei mitteilte, sollen zwei Frauen am Freitagnachmittag im Stadtteil Moabit eine Chinesin rassistisch beleidigt, bespuckt, an den Haaren zu Boden gerissen sowie geschlagen und getreten haben. Die 23-Jährige wurde demnach am Kopf verletzt und ambulant in einem Krankenhaus behandelt, ihre Brille zerbrach. Die Angreiferinnen flüchteten.
Der Coronavirus hat unterdessen für viele Haustiere drastische Konsequenzen. Auch, da sich hartnäckig das Gerücht hält, das Coronavirus würde etwa von Hunden und Katzen übertragen. Und auch die Sorge, ob der Erreger in einem Paket per Post angeliefert werden könne, hät sich vehement. Experten haben dazu eine klare Meinung.
Update vom 5. Februar, 11.31 Uhr: Das Coronavirus ist offenbar bereits bei sehr leichten Symptomen * übertragbar. Das berichteten das Institut für Virologie der Berliner Charité und das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr nach regelmäßigen Untersuchungen der in der Münchner Klinik Schwabing betreuten Patienten.
Die Labore beider Institute stellten demnach in mehreren Fällen fest, dass infektiöse Viren aus dem Nasen- und Rachenraum von Menschen mit geringen Symptomen in Zellkulturen angezüchtet werden können. Die Krankheitszeichen der untersuchten Patienten ähnelten dabei eher einer harmlosen Erkältung als einer schwerwiegenden Lungenentzündung.
Zugleich fanden die Forscher Hinweise darauf, dass sich das neuartige Coronavirus unabhängig von der Lunge auch im Nasen- und Rachenraum sowie im Verdauungstrakt vermehrt. Über eine mögliche Verbreitung über das Verdauungssystem hatten Berichten zufolge auch chinesische Experten berichtet.
"Diese Beobachtungen sind deutliche Hinweise für eine Übertragbarkeit des Virus bereits bei milder oder beginnender Erkältungssymptomatik", schrieben die Virologen aus München und Berlin. Dazu zählen demnach Halsschmerzen, Zeichen einer akuten Nasennebenhöhleninfektion oder ein leichtes Krankheitsgefühl ohne Fieber.
Auch das Robert-Koch-Institut hatte zuvor auf Berichte über einzelne Fälle hingewiesen, in denen sich Menschen möglicherweise bei Betroffenen ansteckten, die noch keine Symptome zeigten.
Roman Wölfel vom Institut für Mikrobiologie die Bundeswehr betonte, mit den Untersuchungen in München und Berlin seien erstmals außerhalb Chinas wissenschaftliche Daten hinsichtlich der Übertragung der Viren zusammengetragen worden.
Daneben wurde bekannt, dass es wohl eine falsche Annahme im Zusammenhang mit der Ansteckung mit dem Coronavirus in Bayern gab. Zunächst hieß es, dass die Chinesin, über die sich Webasto-Mitarbeiter angesteckt hatten, keine Symptome gehabt habe. Jetzt berichtet das Fachblatt Science dagegen, dass diese Information nicht von der Frau, sondern von den infizierten Deutschen gestammt habe.
Dem Blatt gegenüber stellte die Chinesin demnach später klar, dass sie schon in Deutschland Gliederschmerzen gehabt und sich erschöpft gefühlt habe. Diese Information ist wichtig, da wegen der Frau zunächst angenommen worden war, dass das Coronavirus übertragen wird, auch wenn Infizierte noch keine Symptome zeigen. Durch die Klarstellung der Frau ist diese Schlussfolgerung nun vorerst nicht bestätigt. Ausgeschlossen ist die Übertragung ohne Symptome allerdings auch nicht.
Update vom 4. Februar, 12.40 Uhr: In Deutschland möchte sich wohl niemand mit dem Coronavirus anstecken. Jetzt wurde in Düsseldorf eine Karnevalsveranstaltung abgesagt, berichtet express.de.
Der traditionelle Prinzenpaar-Empfang sollte demnach bei einer Versicherungs-Agentur in Düsseldorf am kommenden Freitag stattfinden. Es handelt sich dabei um die Agentur des Prinzen aus dem Vorjahr. Der Grund: In der Bürogemeinschaft sei eine gebürtige Chinesin erst vergangenen Samstag aus ihrer Heimat zurückgekehrt.
„Wir lassen die Kollegin in den nächsten 14 Tagen vorsichtshalber von zu Hause aus arbeiten. So lange beträgt nämlich die Inkubationszeit“, erklärt der Ex-Prinz Martin Meyer gegenüber dem express.de. Zu dem Empfang seien außerdem viele chinesische Kunden eingeladen gewesen. Die Absage wegen des Coronavirus sei von allen Mitarbeitern nach einer „demokratischen Abstimmung“ getroffen worden. Der Ex-Prinz selbst wollte diese Karnevalsveranstaltung nicht absagen.
Update vom 4. Februar, 7.46 Uhr: Deutschlandweit sind insgesamt zwölf Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. In Bayern ist der Erreger bei acht Mitarbeitern des Autozulieferers Webasto (Stockdorf, in Bayern) nachgewiesen worden, so wie bei zwei Kindern eines Mitarbeiters. Zwei Patienten werden in der Uniklinik in Frankfurt behandelt, sie gehören zu den Rückkehrern aus Wuhan.
Update, 3. Februar, 20.35 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Span (CDU) tauschte sich am Montag (3.2.) mit den Gesundheitsministern der USA, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Kanada aus, um über eine einheitliche Strategie gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu sprechen. Wie Spahn erklärte, könne „eine angemessene Reaktion auf das Virus nur international und europäisch abgestimmt erfolgen“. Der Austausch der G7-Staaten sei wichtig und hilfreich zum gegenseitigen Verständnis". Am Dienstag (4.2.) will sich Spahn mit den Ministern aus Großbritannien und Frankreich treffen, um auf europäischer Ebene über das weitere Vorgehen zu sprechen.
Berlin - Philipp Stehling hat sich selbst bei bild.de gemeldet, um seine Bedenken zu teilen: Der Rettungssanitäter aus Hessen sieht Deutschlands Rettungsdienste nicht ausreichend vorbereitet auf eine Pandemie. Bei einer starken Ausbreitung des Virus auch in Deutschland müssten die Menschen deutliche Abstriche hinnehmen.
Komme es zu Zuständen wie in China, wo Experten jüngst eine positive Prognose zur Ausbreitung des Virus korrigieren mussten, müsse man sich in Deutschland auf eine andere Versorgung durch den Rettungsdienst einstellen: „Dann ist die Individualversorgung nicht mehr so, als wenn Sie jetzt die 112 rufen. Wenn wir sieben, acht oder zehn Fälle in Deutschland haben, die die Symptome haben, kommen wir damit klar. Wenn es mehr wird, ist es ein Problem“, sagte er in einem Videointerview mit bild.de (hinter Bezahlschranke). Der Hintergrund dazu sei, dass die Rettungssanitäter nur auf eine bestimmte Anzahl an Fällen pro Tag ausgerichtet seien. Dass sich Krankenhäuser mit zusätzlichen Isolierstationen* rüsten sollten, sagte kürzlich der Virologe Christian Drosten.
Sorge bereitet dem Sanitäter vor allem die 14-tägige Inkubationszeit des Coronavirus* - das heißt, dass bereits Infizierte zwei Wochen lang gänzlich ohne Symptome sein können, bevor die Krankheit ausbricht. Hinzu komme, dass man gar nicht so genau wisse, wie der Virus überhaupt beschaffen sei und wie man ihn wirksam bekämpfen könne.
Ähnlich äußerte sich auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag im ARD-Morgenmagazin. „Solange man eben nicht abschließend etwas weiß über ein solches Virus, ist immer größtmögliche Vorsicht angesagt“, sagte er mit Blick auf Bilder des Klinikpersonals, das in Sicherheitsanzügen die Chinarückkehrer vom Flughafen abgeholt und weiter versorgt hatte. Ansonsten rät er aber von Panikmache ab. Deutschland sei gerüstet, verkündet der CDU-Politiker.
Bernd Salzberger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, sieht in den strengen Sicherheitsmaßnahmen in China und weltweit vor allem einen Vorteil: Es gehe darum, Zeit zu gewinnen, bevor sich der Coronavirus weiter ausbreitet. „Je langsamer das geht, umso mehr wissen wir über Gegenmaßnahmen wie zum Beispiel antivirale Medikamente - die in China auch eingesetzt werden - und schaffen vielleicht auch die Entwicklung einer Impfung“, sagt er. Während durch die Forschung in Deutschland* schon ein Schnelltest zur Diagnose des Coronavirus entwickelt wurde, wird weltweit nach weiteren Verbreitungswegen gesucht.
Paradoxerweise sind es vielleicht gerade diese strikten Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des Virus, die weltweit Angst verbreiten: Der Göttinger Angstforscher Professor Borwin Bandelow sagt gegenüber dpa, dass sich die Bilder aus der abgeriegelten Millionenstadt Wuhan auf die Psyche der Menschen auswirken würden - denn die Vermutung sei automatisch, dass so etwas wohl nicht ohne Grund geschehe. Aber: „Angst ist nicht gut in Statistik“, meint er - und verweist damit auch darauf, dass die Angst nicht immer begründet sein muss.
Sonia Lippke, Gesundheitspsychologin an der Jacobs University Bremen, ordnet die Maßnahmen in China auch unter anderen Gesichtspunkten ein: Es scheine eine Angst unter chinesischen Behörden zu geben, dass sie in der eigenen Bevölkerung - und ihre Regierung im Ausland - für inkompetent gehalten werden könnten.
So komme es zu Maßnahmen, die „in Deutschland nicht üblich wären“, so die Gesundheitspsychologin. Zur wissenschaftlichen Unsicherheit über die Beschaffenheit des Virus kommt also eine emotionale Komponente, die nicht zu unterschätzen ist.
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Die Firma Webasto hat entschieden, bis 11. Februar geschlossen zu bleiben. Lokale Gastronomie in Stockdorf spürt das Fehlen der etwa tausend Mitarbeiter enorm.
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