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Corona in Bayern: Höchststand an Neuinfektionen in München seit April - R-Wert weit über kritischer Marke

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Von: Katarina Amtmann, Nadja Hoffmann, Katharina Haase, Mike Schier

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Noch immer steht die Regierung nach der Corona-Test-Panne in der Kritik. Derweil müssen 120 Menschen in Quarantäne. Ein infizierter Urlauber hatte zuvor eine Geburtstagsparty besucht.

Update von 21.07 Uhr: Wie gefährlich die Welle der Urlauber ist, zeigt sich auch im Landkreis Starnberg: Hier gab es gestern acht Neu-Erkrankte, davon sieben Reiserückkehrer. Gleiches Bild im Landkreis Weilheim-Schongau. Hier verzeichnete das Amt an einem Tag drei Neuinfizierte – alle kamen aus den Ferien zurück. Im Landkreis Ebersberg, der wochenlang coronafrei war, sind seit Freitag sogar 27 neue Fälle bestätigt worden. Oft handelt es sich bei den Betroffenen um Rückkehrer aus dem Balkanraum, meist aus Kroatien.

Auch ein Grund, warum sich Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (42) gestern dafür entschied, die geplante Ferienfahrt mit ihrer Familie abzusagen. Die Eltern der CSU-Politikerin stammen ursprünglich aus Bosnien und Herzegowina sowie aus Kroatien. Derweil fordern Bayern und Baden-Württemberg, eine Reisewarnung für Kroatien auszusprechen. Die Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und Winfried Kretschmann (Grüne) hätten den Vorstoß gestern vereinbart, hieß es aus dem Stuttgarter Staatsministerium. Entscheiden muss der Bund. Zu all den Problemen kommt: Bei den Corona-Teststationen (beispielsweise an den Grenzen) läuft nicht alles glatt.

Update von 16:16 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die Faschingssaison im Winter und Frühjahr absagen. Ein normales Stattfinden der Karneval-Events könne er sich nicht vorstellen.

Update von 15:14 Uhr: Während in ganz Europa die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen steigt, macht der Trend auch vor dem Freistaat nicht Halt. Vor allem in der Landeshauptstadt München werden von Tag zu Tag mehr Infektionen bekannt, weshalb Rücktrittsforderungen gegen Gesundheitsministerin Melanie Huml laut wurden. Am Montag wurden dort 84 neue Corona-Fälle gemeldet, wie die Stadt München mitteilt. Somit wurde die 80er Marke erstmals seit April wieder überschritten.

Der R-Wert in München liegt derzeit bei 1,54 und ist somit in einem sehr kritischen Bereich. Besonders beunruhigend: Ganze 48 der Fälle fallen auf Reiserückkehrer zurück, die sich an den Testzentren von Flughafen, Autobahn oder Hauptbahnhof hatten testen lassen. Damit bestätigt sich die Entwicklung, dass vor allem Urlauber das Virus vermehrt aus möglichen Risikogebieten einschleppen.

Corona in Bayern: Infizierter Urlauber nimmt an Geburtstagsfeier teil - Quarantäne für 120 Menschen

Update von 13.11 Uhr: Kommen bundesweite Corona-Regeln für Feste und Partys? Aus der Sicht Bayerns gehört das Thema auf die Agenda der nächsten Konferenz der Bundesländer. „Dieses Thema muss im Rahmen der Ministerpräsidentenkonferenz diskutiert werden“, sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU). Die Entwicklung mit steigenden Fallzahlen bestätige „das vorsichtige und umsichtige Vorgehen Bayerns bei der Veranstaltungsgröße. Wir beobachten die aktuellen Entwicklungen und die neuen Ansteckungsgefahren sehr genau.“

Der Ärzteverband Marburger Bund hatte zuvor bundesweit einheitliche Regeln für Feste und Partys gefordert, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Wichtig seien etwa Obergrenzen für Gäste und Konzepte fürs Lüften. Derzeit ist noch offen, ob es in der kommenden Woche eine Konferenz der Ministerpräsidenten geben wird. Als möglicher Termin ist der 26. August im Gespräch.

Falsche Zeitangabe beim Test: Infizierter Urlauber nimmt an Geburtstagsfeier teil - Quarantäne für 120 Menschen

Update vom 18. August, 8.33 Uhr: Nach einem bestätigten Corona-Fall in Bodenwöhr (Landkreis Schwandorf) müssen nun 120 Kontaktpersonen in Quarantäne. Die Kontakte seien im privaten Bereich geschehen, wie das Landratsamt auf seiner Seite mitteilte. Wie die Mittelbayerische Zeitung berichtet, hatte ein nach einer Italienreise positiv getesteter Mann an einer Geburtstagsparty mit rund 100 Gästen teilgenommen - noch bevor er sein Ergebnis erhalten hatte. Die anderen 20 Menschen seien weitere Kontaktpersonen des Mannes.

Der Mann hatte sich laut Zeitung bei seiner Rückkehr am Donnerstag an der Grenze bei Kiefersfelden kostenlos testen lassen und am Sonntag sein Ergebnis erhalten - da hatte der Mann aber schon kräftig gefeiert. Seinem Gastgeber hatte er laut Zeitung gesagt, ihm sei an der Grenze zugesagt worden, bei einem positiven Test innerhalb von 24 Stunden informiert zu werden. Weil ein Anruf ausblieb, habe er an der Feier teilgenommen.

Die ausufernde Test-Panne rund um Urlaubsheimkehrer hängt Markus Söder schwer in den Kleidern. Nun zieht Bayerns Ministerpräsident personelle Konsequenzen - abseits der Politik.

Ein Mann weigerte sich in einem Zug der Bayerischen Regiobahn eine Maske zu tragen, obwohl dies aufgrund von Corona vorgeschrieben ist. Seine Begründung: Er sei der „König von Bayern“.

Nach Test-Panne im Freistaat: Opposition fordert Sondersitzung - Grüne mit heftigen Worten: „Bei Söder gehen...“

Update vom 17. August, 22.10 Uhr: Die peinliche Panne um die Auswertung zehntausender Corona-Tests von Urlaubsrückkehrern in Bayern ist noch immer nicht vollständig aufgeklärt. Nun zieht das Geschehen weitere Konsequenzen mit sich. Obwohl er sich bereits gemeinsam mit Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) auf einer Pressekonferenz zu der Angelegenheit äußerte, muss Ministerpräsident Markus Söder gemeinsam mit Staatskanzleichef Florian Herrmann (beide CSU) am Mittwoch (19. August) nun auch dem bayerischen Parlament und Rede und Antwort stehen. Die Oppositionsparteien SPD, FDP und Grüne hatten die Sondersitzung eingefordert. Wenige Tage später steht jedoch ein schwerwiegender Verdacht im Raum. Ministerin Huml wusste wohl bereits Tage zuvor Bescheid.

Wegen Corona verbringen viele Deutsche ihren Urlaub statt am Ballermann in den bayerischen Wäldern. Nicht immer wird Rücksicht auf die Natur genommen - doch es gibt auch positive Folgen.*

Corona-Test-Panne in Bayern: Opposition fordert Sondersitzung - Hofreiter mit harscher Kritik an Söder

Trotz heftiger Kritik der Opposition hatte Herrmann das Vorgehen der bayerischen Regierung zuletzt vehement verteidigt. Nachdem mehrfach der Vorwurf aufgekommen war, Söder habe durch sein „Vorpreschen“, das lediglich von seinem Ehrgeiz getrieben worden sei, Unsauberheiten bei der Durchführung der Tests billigend in Kauf genommen, sagte Herrmann am Montag in einem Interview mit dem Radiosender Bayern 2: „Entscheidend war, dass wir mit den Tests möglichst früh begonnen haben. Der Vorgang ist jetzt auch abgeschlossen. Man muss jetzt auch in die Zukunft sehen.“

Dennoch gibt es noch immer 46 positiv getestete Urlaubsrückkehrer, die nichts von ihrer Infektion mit dem Coronavirus wissen, da sie nach einer Datenpanne nicht mehr namentlich zugeordnet werden konnten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch gefunden werden können, wird als sehr gering eingestuft.

Der Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Anton Hofreiter wurde in seiner Kritik besonders deutlich. Der Passauer Neuen Presse sagte er, Söder gehe es in der Corona-Krise um Selbstdarstellung. Ihm sei es darum gegangen „sich als Klassenprimus
im Krisenmanagement darzustellen“. Hofreiter fügte hinzu: „Bei Söder gehen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander.“

Corona in Bayern: Fälle im Freistaat steigen - München meldet so viele Infektionen wie seit Mai nicht mehr

Update von 15.36 Uhr: Für die bayerische Landeshauptstadt München sind nun neue Corona-Zahlen bekannt. Am vergangenen Freitag (14. August) wurden 53 Infektionen gemeldet, am Samstag (15. August) 27 sowie am Sonntag (16. August) 49 neue Corona-Fälle. Damit sind in München bislang insgesamt 7718 Infektionen bestätigt. In dieser Zahl enthalten sind 7012 Personen, die bereits genesen sind, sowie 223 Todesfälle. Damit wurden von Freitag bis Sonntag insgesamt 129 Fälle gemeldet. Der Freitag verzeichnet mit 53 Neu-Infektionen den stärksten Anstieg seit dem 13. Mai, damals waren es 72 Fälle.

Die 7-Tage-Inzidenz für München beträgt 17,60. Die Reproduktionszahl für München liegt bei 1,17 (Stand 16. August)

Bayern sorgt erneut für Aufsehen: Corona-Tester selbst mit Virus infiziert - Opposition mit Wut auf Söder

Update von 12.17 Uhr: Die Testpanne in Bayern sorgt immer noch für Aufsehen und beschäftigt jetzt weiter den Landtag (siehe Erstmeldung). Nun wurde bekannt: Ein Mitarbeiter des Dienstleisters Eurofinds, der für den Freistaat Bayern Corona-Tests an Autobahnraststätten vornimmt, ist nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks (BR) positiv auf das Virus getestet worden. Der Sender beruft sich auf das örtliche Gesundheitsamt. Mehrere Kontaktpersonen, darunter Ehrenamtliche von Rotem Kreuz, Malteser Hilfsdienst und Technischem Hilfswerk, seien deshalb in Quarantäne, hieß es am Montag.

Corona-Test-Panne in Bayern: „Bei der Pandemiebekämpfung geht es immer auch um Zeit“

Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann (CSU), der seit Kurzem auch Corona-Koordinator der bayerischen Staatsregierung ist, hat derweil das Vorgehen der Regierung verteidigt. „Entscheidend war, dass wir mit den Tests möglichst früh begonnen haben“, so Herrmann am Montag gegenüber dem Radiosender Bayern 2. Dabei habe man in Kauf genommen, dass das Testsystem zu Beginn noch nicht so perfekt war. „Bei der Pandemiebekämpfung geht es immer auch um Zeit“, sagte Herrmann.

Auf die Frage, ob die 46 bereits vor dem 11. August positiv Gestesteten jemals gefunden werden können, sagte Herrmann: „Der Vorgang ist jetzt auch abgeschlossen. Man muss jetzt auch in die Zukunft sehen.“ Die Testzentren würden von Urlaubsheimkehrern sehr gut angenommen, das Verfahren sei nun von Anfang bis Ende digitalisiert, die Fehleranfälligkeit deutlich geringer.

Auch Kanzlerin Angela Merkel war nach dem Debakel in Bayern in die Schusslinie geraten. Nun reagiert sie offenbar mit einer Rolle rückwärts.

Nach Panne bei Corona-Tests: Opposition tobt, Sondersitzung anberaumt - „Söders planloses Vorpreschen“

Erstmeldung vom 17. August, 9.38 Uhr: München – Melanie Huml entscheidet sich am Sonntag für eine Pressemitteilung. Mehrere Tage lang hat ihr Ministerium vertröstet, wenn nach der Aufarbeitung der Testpannen an Autobahnen und Flughäfen gefragt wurde. Gestern dann kommt eine kurze Erklärung. Von 949 positiven Corona*-Tests wurden bis Sonntagmittag 903 zugeordnet. Zu 46 Tests* fehlen allerdings die Personendaten, jetzt hilft die Polizei.

Corona-Test-Panne in Bayern: Mehr als 100 Infizierte wissen noch nicht Bescheid

„Es war wichtig, dass nun möglichst viele Getestete ermittelt werden konnten“, lässt sich Huml zitieren. Später am Nachmittag schiebt ein Pressesprecher noch nach, dass auch von den 903 zugeordneten Positiven noch 59 Personen nicht informiert wurden. Es laufen insgesamt also weiter mehr als 100 Corona-Infizierte herum, die nichts davon wissen.

Die Opposition ist mit dem Krisenmanagement der Staatsregierung unzufrieden. „Die Staatsregierung hat sich heillos in ihrem Test-Chaos verheddert“, sagt FDP-Fraktionschef Martin Hagen. „Die Versäumnisse sind nicht ordentlich aufgearbeitet“, findet auch Landtags-Vizepräsident Markus Rinderspacher (SPD). „Viele Fragen sind ungeklärt.“

Nach Corona-Testpanne in Bayern: Sondersitzung beantragt - Huml soll sich äußern

Um diese Fragen zu klären, haben Grüne, SPD und FDP für Mittwoch nun eine Sondersitzung des Gesundheitsausschusses beantragt, obwohl sich das Parlament eigentlich in der Sommerpause befindet. „Wir erwarten, dass die Ministerin dann Rede und Antwort steht“, sagt Hagen. Rinderspacher formuliert bereits etliche offene Punkte: „Gibt es heute Kenntnisse über die Wohnorte der Getesteten? In welchen Urlaubsländern haben sie sich angesteckt? Welche Kosten sind insgesamt entstanden?“

Corona in Bayern: Kritik nach Testpanne - Planloses Vorgehen von Söder?

„Söders planloses Vorpreschen mag seinem Image als entschlossener Macher nützen, in der Sache hat es sich als schädlich erwiesen“, sagt Hagen. „Statt Aktionismus braucht es eine zwischen Bund und Ländern koordinierte Strategie für das Reiserückkehrer-Management.“ Reisende aus Risikogebieten müssten dabei Priorität haben. „Die zuständigen Behörden müssen personell und technisch endlich in die Lage versetzt werden, schnell und zuverlässig zu arbeiten.“

Die Grünen haben ebenfalls Fragen, wollen aber vor allem nach vorne blicken: „Wie können die Lücken bei den Rückkehrern aus Risikogebieten an Bayerns Flughäfen geschlossen werden?“ will Fraktionschef Ludwig Hartmann wissen. „Was kann vorbereitend unternommen werden, um bei der Ausweisung neuer Risikogebiete besser gewappnet zu sein?“ Söder* und Huml müssten künftig „ihr Handeln am Leistbaren und Vertretbaren ausrichten“.

Corona-Testpanne in Bayern: Huml beschwichtigt ehrenamtliche Helfer

Huml bemüht sich derweil erneut, den Unmut der ehrenamtlichen Helfer zu lindern. „Ohne unsere ehrenamtlichen Helfer wäre es nicht möglich gewesen, die Teststationen so schnell aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Es war entscheidend, möglichst schnell mit den Tests zu beginnen.“ Für alle, die noch immer auf ihr Ergebnis warten, hat das Landesamt für Gesundheit inzwischen eine Hotline eingerichtet – von 8 bis 18 Uhr unter der Telefonnummer 0 91 31/ 68 08-51 01. *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

In einem Biergarten im niederbayerischen Pilsting ist ein Streit um die Corona-Maskenpflicht eskaliert. Am Ende biss ein Polizeihund zu.*

Auch Bundesminister müssen sich mal erholen. Eine Ministerin aus Angela Merkels Kabinett gönnt sich eine Auszeit am Strand in Sylt. Erraten Sie, wer es ist?

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