Autofreie Münchner Innenstadt? Seehofer-Tochter protestiert drastisch gegen Grünen-Pläne

Im Münchner Glockenbachviertel polarisieren knallrote Radelwege, in Haidhausen eine geplante Fußgängerzone in der Weißenburger Straße. FDP-Politikerin Susanne Seehofer kritisiert die rot-grüne Stadtregierung bei tz.de scharf.
München - Manchmal stehen knallgelbe Paketlieferwagen auf den knallroten Streifen. Manchmal sind es Pizzalieferanten mit ihren Mopeds. Ab und an verwechselt auch mal ein Bierlaster die Radelwege in der Fraunhoferstraße mit Parkbuchten. Die Fahrradstreifen im Münchner Glockenbachviertel zwischen Isar und Müllerstraße polarisieren.
Münchner Innenstadt autofrei? Radelwege auf der Fraunhoferstraße polarisieren
Jetzt nimmt FDP-Lokalpolitikerin Susanne Seehofer das Politikum aus der Isarvorstadt im Gespräch mit tz.de zum Anlass, um entschieden gegen Pläne der Grünen zu protestieren, die Münchner Innenstadt Schritt für Schritt in autofreie Zonen zu verwandeln. Noch 2019 hatten die Grünen gar eine autofreie Münchner Altstadt bis zum Jahr 2025 gefordert - was sich wahrscheinlich nicht mehr verwirklichen lässt.
„Man darf die Menschen nicht gegeneinander ausspielen, die bösen Radfahrer oder die bösen Autofahrer. Ich glaube, dass beides möglich sein muss“, sagt die Tochter des ehemaligen Bundesinnenministers Horst Seehofer (CSU): „Wir können doch nicht den Tausenden Pendlerinnen und Pendlern, den Handwerkern und Lieferanten in der Innenstadt die Mobilität wegnehmen. Der Kulturkampf gegen das Auto ist der falsche Weg. Der richtige Ansatz ist, das Auto so nachhaltig wie möglich zu machen.“
Im Video: Bayern - Volle Autobahnen an Gründonnerstag und Ostermontag erwartet
Fakt ist: Radelwege, die auf bestehenden Auto-Straßen markiert wurden, sorgen in der bayerischen Landeshauptstadt immer wieder für Diskussionen. Denn: Auf mutmaßlich zu wenig Platz sollen seither verschiedene Verkehrsmittel nebeneinander funktionieren. Unfälle, Streitereien auf offener Straße, Lastenräder-Stau an der Ampel - etlichen Beobachtungen zufolge klappt das eher mäßig.
Mehr Fahrradwege in Münchner Innenstadt? FDP-Politikerin Seehofer wirbt für das Auto
Kommt dann zum Beispiel noch eine Großbaustelle direkt an der Straße dazu, wird es richtig knifflig. 2022 gab es beispielsweise Ärger um eine Lidl-Filiale in der Zweibrückenstraße, weil der Discounter wegen eines neuen Radelwegs angeblich zeitweise nicht mehr beliefert werden konnte. Pläne, die Münchner Innenstadt weitgehend autofrei zu gestalten, treibt der Stadtrat dennoch seit Jahren voran. Ideen der rot-grünen Rathauskoalition für eine Fußgängerzone im Tal stocken aber etwa, weil die Bahn wegen der 2. Stammstrecke die Gegend für den Baustellenverkehr braucht. Dennoch ist eine grünere Münchner Innenstadt Wunsch so manchen Bürgers - kürzlich erst präsentierte eine Künstler spektakuläre Vorschläge.
Man darf die Menschen nicht gegeneinander ausspielen, die bösen Radfahrer oder die bösen Autofahrer. (...) Der Kulturkampf gegen das Auto ist der falsche Weg.
FDP-Politikerin Seehofer plädiert dagegen: „Schiene ist wichtig. Fahrrad ist wichtig. Zentraler Verkehrsträger ist und bleibt aber die Straße.“ Die rot-grüne Stadtregierung kommuniziere nicht mit den Bürgern, kritisiert die Anfang-Dreißigerin: „Ich war kürzlich in Haidhausen in der Weißenburger Straße, die zur Fußgängerzone werden soll. Leute, die dort ein kleines Geschäft, eine Boutique oder einen Spielwarenladen haben, sagen mir, dass niemand von der Stadt jemals dort vorbeikam und mit ihnen vorher mal geredet hat. Wie sollen die ihre Geschäfte beliefern lassen?“
Fußgängerzone in München-Haidhausen? Seehofer verweist auf Lieferanten
Dabei seien es solche Menschen, „die unsere lebenswerte Innenstadt zusammenhalten, auch das Glockenbach zum Beispiel, eines der schönsten Viertel in München“, sagt Seehofer, die sich im Stimmkreis München-Mitte für die Liberalen um einen Platz im bayerischen Landtag bewirbt, wie Merkur.de berichtete.

Sie fordert bei tz.de: „Auto zu fahren muss weiter möglich bleiben. Es ist keine Frage des Ob, sondern des Wie. Zum Beispiel müssen wir uns fragen, wo Autos stehen können, die gerade nicht benötigt werden. Wir brauchen weniger Verbote und mehr innovative Ideen.“ Seehofer macht mit Blick auf das stark frequentierte Glockenbachviertel einen Vorschlag: „Einige FDP-Stadträte und ich haben kürzlich über den Edeka in der Ickstattstraße gesprochen. Der verfügt über ein riesiges untergeschossiges Parkhaus. Warum macht es niemand möglich, dass Anwohner dort parken können?“
ÖPNV in München: FDP-Politikerin Seehofer fordert höhere Taktung bei U-Bahnen
Seehofer, die bei BMW in der Entwicklung nachhaltiger Automobile arbeitet, verlangt ferner eine höhere Taktung im teils überlasteten Münchner ÖPNV.
„Die Leute würden viel weniger mit dem Auto fahren, wenn es in München bessere Alternativen gäbe. An einem Sonntag braucht man mit den Öffis aus Schwabing an den Lenbachplatz zum Beispiel eine halbe Stunde“, meint sie: „Mit rot-grüner Bimmelbahnpolitik kommen wir in München nicht weiter. Wir brauchen Taktungen, die zu einer Millionenmetropole passen. Wir brauchen mehr Waggons für Trambahnen und U-Bahnen, die sind teils völlig überfüllt. In den Stoßzeiten müssen die Taktungen erhöht werden.“ (pm)