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Der Mensch Hoeneß: Weggefährten geben Einblicke, wie der neue VfB-Trainer tickt

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Von: Niklas Noack

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Wenn der VfB am Ostersonntag zum Kellerduell gegen den VfL Bochum reist, kehrt Sebastian Hoeneß auf die Bundesligabühne zurück. Doch wie tickt der Mann, der Stuttgart vor dem dritten Abstieg innerhalb von sieben Jahren retten soll?

Stuttgart - Hoeneß. Ein großer Name, mit dem nicht nur die Fußballwelt, sondern fast ganz Deutschland etwas anfangen kann. Es ist auch eine Bürde, die der neue Trainer des VfB Stuttgart, Sebastian Hoeneß, schon sein ganzes Leben lang trägt: Der Neffe von Uli Hoeneß zu sein, dem Macher des heutigen FC Bayern München. Und eben der Sohn von Dieter Hoeneß, der als Spieler das Trikot des VfB trug und dort später als Funktionär anheuerte.

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Für Sebastian Hoeneß ist der Job beim VfB Stuttgart „eine Ehre“

Sein Vater ist ebenso verantwortlich dafür, dass Sebastian Hoeneß eine sehr persönliche Beziehung zu Stuttgart hat. „Für mich ist der VfB ein besonderer Klub. Ich habe hier schon als kleiner Steppke im Stadion gesessen“, sagte der neue Coach bei seiner Vorstellung und erklärte, es sei für ihn eine „Ehre“, als VfB-Trainer an der Seitenlinie stehen zu dürfen.

Bei diesen Worten schwingt Demut und eine gewisse Zurückhaltung mit. Charaktereigenschaften, die immer wieder auftauchen, wenn man mit ehemaligen Weggefährten von Hoeneß spricht. „Ich würde ihn nicht als Rampensau bezeichnen. Er ist in dieser Hinsicht schon zurückhaltender, aber auch nicht ängstlich, schüchtern oder dergleichen. Vielmehr ist er einer, der Situationen durchdenkt und mit Bedacht handelt“, beschreibt ihn Nicolas Feldhahn, der bei der Reserve des FC Bayern München als Kapitän unter Trainer Sebastian Hoeneß spielte, gegenüber BW24. Gemeinsam feierten die beiden in der Saison 2019/20 die Drittliga-Meisterschaft.

VfB-Trainer Sebastian Hoeneß ist einer, der mit Bedacht handelt.
VfB-Trainer Sebastian Hoeneß ist einer, der mit Bedacht handelt. © Julia Rahn/IMAGO

Ex-Bayern-Kapitän Nico Feldhahn spricht über den klaren Plan, den Hoeneß hat

Ein Erfolg, der laut Feldhahn nur möglich war, weil sich Hoeneß in Sachen Taktik alles andere als stur zeigte. Er hätte damals einen klaren Plan gehabt, der zunächst aber nicht aufging. In der Winterpause stellte der Coach dann das System um, was schlussendlich fruchtete. Feldhahn: „Er hat es geschafft, Anpassungen vorzunehmen und ist dabei von manch einer Überzeugung abgerückt, um Lösungen zu finden, ohne aber seine Philosophie zu verlieren.“

Daran erinnert sich der damalige Vize-Kapitän Maximilian Welzmüller ebenfalls, der im Gespräch mit BW24 sagte: „Wir haben ein sehr erfolgreiches Jahr gehabt, wobei die Hinrunde schwierig war, da waren wir auch im Abstiegskampf. Ich fand es gut, dass sich Sebastian sehr viel reflektiert hat. In der Winterpause haben wir dann krasse Anpassungen vorgenommen, die super funktioniert haben.“

Sebastian ist ein sehr sympathischer und empathischer Mensch, der eine gute Art hat, mit den Spielern zu kommunizieren.

Nicolas Feldhahn, ehemaliger Spieler der Bayern-Reserve, über Sebastian Hoeneß

Neben dem Taktischen hob Welzmüller die Art und Weise hervor, wie Hoeneß mit seinen Spielern umging. Demnach habe er „es sehr gut hinbekommen, sowohl übers Fachliche, als auch übers Menschliche, die Spieler zu packen.“ Feldhahn sieht das ähnlich und lobte seinen ehemaligen Coach in den höchsten Tönen: „Sebastian ist ein sehr sympathischer und empathischer Mensch, der eine gute Art hat, mit den Spielern zu kommunizieren. Ich hatte den Eindruck, dass er einen versteht und sich in einen hineinversetzen kann. Ich habe diese Art als sehr angenehm empfunden.“

Hoeneß musste nach zwei durchwachsenen Saisons bei der TSG Hoffenheim gehen

In diesem Zusammenhang fiel dem ehemaligen Kapitän der Bayern-Reserve eine Geschichte ein, als die Corona-Pandemie ausbrach und Hoeneß mit dem nötigen Fingerspitzengefühl agierte. „Er war sehr offen für jegliche Probleme, die entstanden sind. Wenn zum Beispiel jemand doch mehr Respekt oder Angst vor der Krankheit hatte und deshalb noch nicht mit anderen in der Mannschaftskabine sitzen wollte, hat Sebastian Lösungen dafür gefunden. Andererseits hat er es forciert und sich dafür eingesetzt, dass wir in dieser Zeit schnell die Möglichkeit bekamen, wieder trainieren zu können“, erzählte der 36-jährige Feldhahn, der 2022 seine aktive Karriere beendete.

Sebastian Hoeneß spricht als Trainer der Reserve des FC Bayern München mit seinem damaligen Spieler Nicolas Feldhahn.
Sebastian Hoeneß (l.) spricht als Trainer der Reserve des FC Bayern München mit seinem damaligen Kapitän Nicolas Feldhahn. © Markus Fischer/www.imago-images.de

Negatives ließen weder Feldhahn noch Welzmülller durchklingen, was jedoch nicht verwunderlich ist. Immerhin spielten die beiden eine erfolgreiche Saison unter Hoeneß, der im Folgejahr bei der TSG Hoffenheim seine erste Stelle als Bundesliga-Trainer antrat.

Dort lief es für Hoeneß eher durchwachsen. Seine erste Saison 2020/21 schloss er mit den Kraichgauern auf Platz 11 ab. In der Spielzeit darauf lag er mit der TSG zur Winterpause auf einem starken fünften Platz, stürzte dann in der Rückrunde jedoch noch auf den neunten ab. Zu wenig für die Hoffenheimer Ansprüche, die sich daraufhin im Mai 2022 von Hoeneß trennten.

Bayern-Reserve-Coach Holger Seitz nach Telefonat mit Hoeneß: „Habe das Gefühl, er brennt richtig“

Fast ein Jahr dauerte es, bis er jetzt am Ostersonntag gegen den VfL Bochum als VfB-Trainer auf die Bundesligabühne zurückkehrt. Doch somit hatte er immerhin genügend Zeit, um seine Akkus wieder aufzuladen. Holger Seitz, der heute die Bayern-Reserve trainiert, hat erst vor wenigen Wochen noch mit Hoeneß telefoniert, wie er gegenüber BW24 verriet: „Da habe ich das Gefühl gehabt, dass er richtig brennt. Er hat einen super aufgeräumten Eindruck gemacht. Ich glaube, dass es zusammenpasst, auch, weil er VfB-Vergangenheit hat.“

Sebastian Hoeneß spielte in der U17 für den VfB Stuttgart.
Sebastian Hoeneß (r.) spielte in der U17 für den VfB Stuttgart. © Pressefoto Rudel/Herbert Rudel/www.imago-images.de

Damals trug Hoeneß als Jugendspieler den Brustring auf dem Trikot. Jetzt soll er die Profis der Schwaben als Trainer vor dem dritten Abstieg innerhalb von sieben Jahren retten. Ob ihm das gelingt? Sein ehemaliger Kapitän Feldhahn ist sich zumindest sicher, dass er das Zeug dafür hat: „Ich glaube nicht, dass er den Job in Stuttgart einfach nur angenommen hat, weil sich dieser gerade ergeben hat, sondern, dass er sich der schwierigen Lage des Vereins bewusst ist. Ich denke, er hat große Lust auf die Aufgabe. Er wird sie analytisch und mit einer menschlichen Komponente antreten.“

Dieter Hoeneß: „Sebastian wird mit Realismus und Optimismus“ beim VfB arbeiten

Vater Dieter Hoeneß sitzt mit seinen beiden Söhnen Sebastian (l.) und Benjamin (r.) auf der Couch.
Vater Dieter Hoeneß sitzt mit seinen beiden Söhnen Sebastian (l.) und Benjamin (r.) auf der Couch. © Sven Simon/Imago

Ähnlich überzeugt klang sein Vater und Berater Dieter Hoeneß, der sich gerade aufgrund seines großen Namens nicht ausgiebig äußern wollte. Gegenüber BW24 sagte er nur so viel: „Sebastian wird mit Realismus und Optimismus die Aufgabe beim VfB Stuttgart angehen.“

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