VfB Stuttgart: Statt in U-Haft sitzt Atakan Karazor wieder fest im Sattel

Atakan Karazor ist gegen den 1. FC Köln eine Option für die Startelf des VfB Stuttgart. Darf er zum ersten Mal seit dem Ende der Untersuchungshaft von Beginn an ran?
Stuttgart - Atakan Karazor ist längst wieder ein vollständiges Mitglied im Team des VfB Stuttgart. Beim Sieg im Testspiel gegen den FC St. Gallen am Mittwoch (24. August) fiel er besonders auf. Nicht nur, weil er sich die Haare blond gefärbt hatte, sondern vor allem durch seine Körpersprache.
Immer wieder dirigierte er seine teilweise jungen Mitspieler auf dem Feld oder wurde laut, wenn Fehler unterliefen. Zur Freude des Trainers Pellegrino Matarazzo: „Ata war extrem präsent. Er hat seinen Job auf der Sechs gut gemacht“, lobte ihn der Coach für seinen Auftritt.
Karazor will auffallen. Er macht derzeit den Eindruck, als wolle er der ganzen Welt verkünden: Schaut her, ich bin wieder da und ich bin unschuldig. So versteckte er sich auch nach Abpfiff des Testspiels nicht. Erst begrüßte er liebevoll Frau und Kind des Teamkollegen Pascal Stenzel, die am Rande des Trainingsplatzes die Partie verfolgten. Dann lief er locker und lässig, vorbei an den Journalisten, zu den Fans, denen er Autogramme gab.
VfB Stuttgart: Atakan Karazor ist trotz Vergewaltigungsvorwurf zurück im Geschäft
Dass Karazor wieder da ist, ist allerdings alles andere als selbstverständlich. Im Juni wurde er nach einer Partynacht auf Ibiza festgenommen, weil eine Spanierin Anzeige gegen ihn und einen seiner Freunde erstattet hatte. Der mutmaßliche Vorwurf wiegt schwer: Vergewaltigung. So saß der VfB-Profi sechs Wochen in Untersuchungshaft, bevor er gegen eine Kaution in Höhe von 50.000 Euro entlassen wurde. Seitdem ist Karazor auf freiem Fuß, doch gegen ihn wird weiter wegen mutmaßlicher sexueller Nötigung ermittelt.
Sportlich beeinflusst ihn dieser Schwebezustand nicht. Schon zweimal wurde Karazor bei einer Bundesligapartie eingewechselt, unter anderem beim Auswärtsspiel gegen den SV Werder Bremen. Dort hissten die Bremer Ultras ein Banner, auf dem stand: „Kein Schutz für Täter. Solidarität mit Betroffenen. Mislintat, halt‘s Maul.“ Die Werder-Anhänger kritisierten damit, dass Karazor vor allem von Sportdirektor Sven Mislintat die volle Rückendeckung genießt.
Alexander Wehrle verteidigt die Haltung des VfB Stuttgart in der Causa Atakan Karazor
Daraufhin äußerte sich Vorstand Alexander Wehrle. Er verteidigte den Stuttgarter Umgang mit Karazor und deutete an, mehr als die Öffentlichkeit zu wissen: „Dann wird auch jeder verstehen, warum ich die Themen, die wir in Bremen gesehen haben, überhaupt nicht nachvollziehen kann.“
Karazor könnte derweil am Sonntag (28. August, 15.30 Uhr/DAZN) gegen den 1. FC Köln zum ersten Mal nach der U-Haft bei einem Pflichtspiel des VfB in der Startelf stehen. Trainer Matarazzo: „Er kann 60 Minuten gehen, das ist nicht die Frage, er ist fit genug. Die Frage ist eher, wie die Struktur im zentralen Mittelfeld aussieht. Wie defensiv oder offensiv wir das Spiel angehen und was für ein Profil auf dem Platz gebraucht wird.“
Es wird also wieder über sportliche Themen rund um Karazor gesprochen, denn der Sechser ist voll und ganz zurück im Fußballbusiness. Ob es dafür zu früh war, ist derzeit nicht abzusehen und werden die laufenden Ermittlungen zeigen.