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VfB-Boss Wehrle über Outing: Fußballer wollen sich „nicht auf diesen Aspekt reduzieren lassen“

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Von: Niklas Noack

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Alexander Wehrle vom VfB Stuttgart ist auf dem Bild zu sehen.
Alexander Wehrle will sich beim VfB Stuttgart für Vielfalt einsetzen. © Pressefoto Rudel/Robin Rudel/IMAGO

Alexander Wehrle, Vorstandsboss vom VfB Stuttgart, spricht über das mögliche Outing eines Bundesligaspielers.

Stuttgart - Es ist eine traurige Wahrheit, doch der Begriff „schwul“ wird häufig immer noch als Beleidigung verwendet. Gerade im Kontext Fußball, wie beim vergangenen Aufeinandertreffen des FC St. Pauli und Hansa Rostock. Dabei hissten die Rostocker mehrere homophobe Banner, mit denen der Rivale aus Hamburg diskreditiert werden sollte. Auf einem stand: „Schwule bekommen keinen Nachwuchs“.

Ein Vorfall, der beweist: Ein Fußballstadion ist weit davon entfernt, ein sicherer Ort für jeden Menschen zu sein. Und so dürfte es keinen verwundern, dass es auch im Jahr 2022 noch keinen aktiven deutschen Profifußballer gibt, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt.

VfB Stuttgart: Chef Alexander Wehrle weist auf die Wucht des Themas hin

Alexander Wehrle, Vorstandschef beim VfB Stuttgart, kann diese Zurückhaltung verstehen. Im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung sagte er: „Ich vermute, sie wollen sich während der aktiven Karriere nicht auf diesen Aspekt ihrer Persönlichkeit reduzieren lassen.“ Der 47-Jährige weist in diesem Zusammenhang auf die Wucht des Themas hin.

Es sei eben nicht so, „dass man an einem Tag sein Outing öffentlich macht, worauf alle darüber berichten – und ab dem übernächsten Tag spielt es plötzlich keine Rolle mehr.“ Doch gerade Letzteres wünscht sich Wehrle: „Da haben die Medien eine gewisse Verantwortung“.

VfB-Boss Alexander Wehrle glaubt an die Unterstützung für schwule Fußballprofis

Ob ein Bundesligaspieler mit Beleidigungen rechnen müsste? VfB-Boss Wehrle, der selbst eine gleichgeschlechtliche Beziehung führt, glaubt daran, „dass ein offen schwuler Spieler sehr viel Unterstützung, Zuspruch und Sympathie bekommen würde und dass die negativen Reaktionen sich sehr in Grenzen halten würden.“ Deshalb sei die Bundesliga seiner Meinung nach für das erste Coming-out bereit.

Unter Druck setzen sollte man jedoch keinen. So rät Wehrle den Spielern, auf „ihr Bauchgefühl“ zu hören und „sich bei dieser sehr persönlichen Entscheidung nicht zu sehr von außen beeinflussen“ zu lassen.

Thomas Hitzlsperger war in Deutschland der Erste, der sich nach seiner Fußballerkarriere zu seiner Homosexualität bekannte. Im Mai 2022 outete sich Jake Daniels als erster aktiver Profi in Europa. Der 17-Jährige spielt bei Blackpool in der zweiten englischen Liga. Zuvor war es bereits der australische Kicker Josh Cavallo, der öffentlich machte, schwul zu sein. Viel mehr hat sich im Profifußball seit dem Hitzlsperger-Outing im Jahr 2014 allerdings nicht getan.

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