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RB Leipzig und Red-Bull-Boss Mateschitz: Auch die Nähe zur rechten Szene ist ein Problem

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Von: Niklas Noack

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Bei einer Partie gegen RB Leipzig hissen die Fans des VfB Stuttgart ein Plakat mit einer Hassbotschaft gegen Red Bull.
Stuttgarter Fans schimpfen gegen Red Bull. (Fotomontage) © Matthias Koch/IMAGO/motivio/Imago

Eine Analyse, warum viele Fußballanhänger immer noch ein Problem mit dem künstlichen Verein RB Leipzig und dem dahinter stehenden Red-Bull-Konzern haben.

Stuttgart/Leipzig - Es war das letzte Spiel vor Zuschauern, bevor die Corona-Pandemie ein volles Fußballstadion für lange Zeit unmöglich machte. Der VfB Stuttgart empfing Arminia Bielefeld und im Vorfeld herrschte eine hitzige Debatte über Beleidigungen aus der Fankurve gegen Dietmar Hopp, Milliardär und Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim.

Die meisten Ultraszenen hatten sich bereits mit gewohnt rauer Sprache positioniert, weshalb gespannt und mit etwas Furcht die Reaktion der Stuttgarter erwartet wurde. Die hissten schließlich ein Banner mit dem durchaus kreativen Spruch: „Dietmar Hopp ist ein Timo Werner.“

RB Leipzig: Timo Werner machte sich mit seinem Wechsel zu den Sachsen beim VfB Stuttgart unbeliebt

Als Timo Werner bezeichnet zu werden, gilt in Stuttgart als Beleidigung. Nicht, weil das hoch veranlagte Talent im Jahr 2016 den VfB verließ, sondern es war die getroffene Vereinswahl des damals 20-Jährigen, womit er die Fans auf die Palme brachte. So ging Werner statt etwa zum FC Bayern München, zu RB Leipzig.

Ausgerechnet zum hochgezüchteten Klub des Red-Bull-Konzerns, der in den Augen vieler der natürliche Feind eines Traditionsvereins ist. Eine Entscheidung, die man beim VfB selbst einem in Bad Cannstatt geborenen Eigengewächs nicht verzeiht.

Bei der Partie gegen Arminia Bielefeld im März 2020 hissen die Fans des VfB Stuttgart ein Plakat mit der Aufschrift: Dietmar Hopp ist ein Timo Werner.
März 2020: Die Stuttgarter Fans beleidigen TSG-Mäzen Dietmar Hopp als Timo Werner. © ULMER/IMAGO

RB Leipzig: Was den Brauseklub vom VfL Wolfsburg, Bayer 04 Leverkusen und der TSG Hoffenheim unterscheidet

Doch was hat es mit der Abneigung gegen RB Leipzig auf sich? Ist sie gerechtfertigt?

Gab es anfangs viele kritische Stimmen gegen RB, ist die Akzeptanz des amtierenden DFB-Pokalsiegers längst gewachsen und die Kritik am Konstrukt wird häufig relativiert. Im Fußball gehe es generell nur noch ums Geld und Werkklubs wie der VfL Wolfsburg oder Bayer 04 Leverkusen seien nicht besser, heißt es dann. Dementsprechend verstehe man die besonders harsche Kritik an Rasenball nicht.

Auch Hopps TSG Hoffenheim wird gerne mit RB verglichen. Doch selbst zwischen dem umstrittenen SAP-Verein und dem Brauseklub gibt es einen entscheidenden Unterschied: Während die TSG aktuell 11.000 Mitglieder zählt, hat RB gerade mal 25. Nicht, weil niemand den Sachsen angehören möchte, sondern, weil es der Konzern verhindert.

Alle 25 Mitglieder sind offenbar Geschäftsleute aus dem Red-Bull-Imperium, die bei RB die Strippen ziehen. Lästige private Fans möchte man sich als stimmberechtigte Mitglieder lieber vom Hals halten. Klar, Red Bull bewegt sich damit im Rahmen der Legalität. Deutlich wird hier aber: An erster Stelle steht nicht der Fußball. Es sind auch nicht die Fans und es ist erst recht nicht der eingetragene Verein, sondern der Konzern Red Bull.

Ich rede darüber, dass keiner von denen, die ‚Willkommen‘ oder ‚Wir schaffen das‘ gerufen haben, sein Gästezimmer frei gemacht oder in seinem Garten ein Zelt stehen hat, in dem fünf Auswanderer wohnen können.

Dietrich Mateschitz, Boss bei Red Bull

Dietrich Mateschitz: Red-Bull-Boss liebäugelte mit Rechten

Der starke Mann hinter dem Brause-Konzern war der inzwischen verstorbene Dietrich Mateschitz, dem eine Nähe zum rechten Spektrum nachgesagt wurde. 2017 kritisierte er in einem Interview mit der österreichischen Kleinen Zeitung die Flüchtlingspolitik. Dabei sprach Mateschitz, der bislang reichste Mensch Österreichs, vom unverzeihlichen „Ausmaß der politischen Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen bei der Nichtbewältigung der Flüchtlingswelle oder, besser gesagt, der Auswanderungswelle.“

Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz beim Großen Preis von Österreich.
Dem im Alter von 78 Jahren verstorbenen Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz wurde eine Nähe zum rechten Spektrum nachgesagt. © Angerer/Eibner-Pressefoto /EXPA/

Weiter ärgerte er sich über die Politik, die sich in „politischer Correctness ergeht“ und sagte: „Ich rede darüber, dass keiner von denen, die ‚Willkommen‘ oder ‚Wir schaffen das‘ gerufen haben, sein Gästezimmer frei gemacht oder in seinem Garten ein Zelt stehen hat, in dem fünf Auswanderer wohnen können.“

Gegen Applaus von Rechts hatte Mateschitz nie etwas. Dafür sprach auch das Programm seines TV-Senders ServusTV, der sich während Corona zur Quelle für Verschwörungstheoretiker entwickelte. Der Sender selbst sieht darin kein Problem. Man halte es für grundsätzlich falsch „mindestens 20 Prozent der österreichischen Bevölkerung als Spinner, Verschwörungsmystiker oder Rechtsextreme zu diffamieren“, hieß es in einem Statement gegenüber dem Bayrischen Rundfunk.

Mit RB Leipzig empfängt der VfB Stuttgart zum Bundesligastart keinen normalen Fußballklub

Dass sich ServusTV vor dem Kontakt mit Rechten nicht scheut, zeigt zudem ein Blick auf die Gästeliste gewisser Talkshows. Mehrmals lud der Mateschitz-Sender Martin Sellner von der Identitären Bewegung ein, die in Deutschland und Österreich vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingeordnet wird.

Anmerkung der Redaktion: Es handelt sich um einen älteren Text, der aktualisiert wurde.

Was das ganze mit Fußball zu tun hat? RB Leipzig lässt sich eben weder losgelöst von Wirtschaftlichem noch von Politischem betrachten, sondern einzig im Kontext des Red-Bull-Universums. Denn bei RBL handelt es sich nicht um einen normalen Fußballklub. Vielmehr um ein Produkt, mit dem wiederum pompöse Werbung für den Energiedrink-Riesen gemacht wird.

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