Bruno Labbadia ist beim VfB Stuttgart zur Flexibilität gezwungen
VfB-Trainer Bruno Labbadia hält trotz anhaltender Negativserie an vielem fest. Um aus der Krise herauszukommen, müssen jedoch Veränderungen her.
Stuttgart - Längst gehört es beim VfB Stuttgart zur Krisen-Kommunikation dazu, dass die Verantwortlichen des Tabellenletzten die Schuld für die Misere von sich weisen. So trat auch Trainer Bruno Labbadia nach dem 2:0-Testspiel-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim einmal mehr gegen Ex-Sportdirektor Sven Mislintat nach und sagte: „Die Mannschaft ist nicht für den Abstiegskampf zusammengestellt, will Fußball spielen. Daran arbeiten wir, weil wir nicht nur über Schönspielerei zum Erfolg kommen werden.“
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Labbadia bekommt die Offensivschwäche des VfB Stuttgart nicht in den Griff
Schönspielerei? Davon kann bei den Schwaben, die nach der 0:1-Pleite im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg auf den letzten Platz abgerutscht sind, seit längerem nicht die Rede sein. Was Labbadia damit meint, kann also höchstens das Potenzial sein, das in Offensivspielern wie Tiago Tomas, Silas, Chris Führich oder Gil Dias schlummert. Abgerufen haben die ihr Können jedoch nie. Zumindest nicht unter Labbadia, was vor allem an der defensiven Ausrichtung des erfahrenen Trainers liegen dürfte.
Labbadia erklärt sich die offensive Schwäche seiner Mannschaft dagegen besonders mit der Verletzung von Angreifer Serhou Guirassy, der vorne die Bälle hält und Torjägerqualitäten (acht Saisontore) wie kein anderer im Kader hat. Gegen Union Berlin am Samstag (15.30 Uhr/Sky) könnte Guirassy wieder zum Einsatz kommen, worüber auch HEIDELBERG24 berichtete. . Unterm Strich fällt seit dem Guirassy-Ausfall auf: Labbadia hat im Spiel nach vorne keinen Plan B, der greift.
Mislintat: „Labbadia kann den Klassenerhalt schaffen“
Dem Trainer ist es in den vergangenen Wochen nämlich nicht gelungen, die Stärken aus der größtenteils schnellen Offensivabteilung herauszukitzeln. Beim Versuch, den Fokus, wie unter Ex-Coach Pellegrino Matarazzo, wieder mehr auf ein gradliniges Konterspiel zu legen, wurde deutlich: Es fehlt an Abläufen, an einem strikten Plan, wie sich die Spieler im letzten Drittel zu bewegen haben.

Feststellungen, die darauf hinweisen, dass Labbadia tatsächlich nicht „perfekt“ zum VfB-Team passt, wie zuletzt Ex-Sportchef Mislintat bei Sky meinte. Der ehemalige Sportdirektor sagte aber auch: „Nichtsdestotrotz kann Bruno mit seinen Qualitäten in einer etwas anderen Ausrichtung – deutlich defensiver, sehr diszipliniert und kompakt stehend – den Klassenerhalt schaffen.“
Diese Labbadia-Philosophie zündete bislang allerdings nicht, weshalb sich die Frage stellt, ob der 57-jährige Trainer in der Lage ist, sich nochmal neu zu erfinden oder zumindest sich etwas flexibler in der Ausrichtung zu zeigen. Gegen Heidenheim setzte er immerhin Waldemar Anton, wie von vielen Kritikern gefordert, als Innen- statt als Außenverteidiger ein und stellte sein 4:3:3-System auf ein 4:4:2 um. Letzteres machte wiederum deutlich: Zwei statt nur einen Stürmer aufzustellen, verdoppelt noch lange nicht die Torgefahr auf dem Platz.
Trotzdem muss sich Labbadia etwas einfallen lassen und Dinge ausprobieren. Denn sollte es so weitergehen wie bisher, dürfte die Rückendeckung der Verantwortlichen schnell schwinden. Immerhin taumelt Stuttgart aktuell gnadenlos dem dritten Abstieg innerhalb von sieben Jahren entgegen, den sich die Schwaben nicht leisten sollten.