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Wohngeld-Reform beschlossen: Wie man an die staatliche Finanzspritze kommt

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Von: Jason Blaschke

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Die Ampel-Koalition will Verbraucher mit niedrigen Einkommen entlasten, der Schlüssel soll eine Wohngeld-Reform sein – doch es gibt einen Haken.

Berlin – Nebenkosten, Lebensmittel oder Kraftstoffe sind bloß drei Alltags-Kosten, die in vielen Haushalten das finanzielle Budget enorm belasten. Um die Verbraucher zu entlasten, hat die Ampel-Koalition bislang drei Entlastungspakete geschnürt, die mehrere finanzielle Hilfen beinhalten. Viele der Maßnahmen, wie die 300 Euro Energiepauschale und der steuerfreie Inflationsausgleich von bis zu 3.000 Euro, sind auf die breite Masse der Bevölkerung ausgelegt.

Mehr Wohngeld ab Januar 2023: Wer berechtigt ist und wie viel man bekommt

Im Entlastungspaket III finden sich aber auch Entlastungen, die auf Verbraucher mit niedrigeren Einkommen abzielen, die aber keine Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld II beziehen. Konkret geht es um das Wohngeld, das all die Bürger beziehen können, die nicht über ein ausreichendes Einkommen verfügen, um ihren Wohnraum bezahlen zu können. Beantragt werden kann das Wohngeld über die zuständige Wohngeld-Behörde.

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Wie viel Wohngeld ein Haushalt bekommt, ist von mehreren Faktoren abhängig. In die Berechnung fließen etwa die Miete, die Zahl der Haushaltsangehörigen und der Wohnort ein, heißt es im Serviceportal Baden-Württemberg zu der Thematik. Im Schnitt können Haushalte rund 180 pro Monat beziehen – doch hier soll die Wohngeld-Reform ansetzen. Berichten der Bild zufolge will die Ampel-Koalition das Wohngeld ab 2023 im Schnitt auf 370 Euro aufstocken.

Wohngeld-Berechtigte stellen keinen Antrag: Sozialverband nennt die Gründe

2022 sollen Wohngeld-berechtige Verbraucher zudem einen Heizkostenzuschuss von bis zu 800 Euro zusätzlich bekommen, der an die Bezieher unbürokratisch ausbezahlt werden soll. Wer wissen möchte, ob sein Haushalt Wohngeld-berechtigt ist, kann dies über den Wohngeldrechner vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen ermitteln lassen. Trotzdem gibt es an der Sache einen Haken, der viele Verbraucher abschreckt.

Der Wohngeldrechner dient nur der Selbstauskunft, über den Antrag entscheidet die jeweilige Wohngeldbehörde. Sprich, wer die Sozialleistung bekommen möchte, muss seine Einkommensverhältnisse komplett offenlegen, was viele potenziell Berechtigte sehr abschreckt. Hinzu kommt, dass viele Verbraucher es als stigmatisierend empfinden, wenn sie Sozialleistungen beantragen müssen, heißt es vom Sozialverband Deutschland (SoVD).

Das Wohngeld könnte bald Milliarden kosten: Länder sehen Bund in der Pflicht

Und auch in der Facebook-Community ist das Wohngeld nicht sonderlich beliebt. Unter einen Beitrag der Bundesregierung schreibt etwa ein User, dass der Staat besser die Ursachen der Energie- und Preiskrise bekämpfen sollte, weil „halb Deutschland sonst bald Bezieher solcher Leistungen ist“. Und wieder eine andere Facebook-Nutzerin möchte wissen, „wie das Wohngeld auf längere Zeit finanziert werden soll.“

Eine berechtigte Frage, über die auch in der Politik debattiert wird. Bislang teilen sich Bund und Länder die Finanzierung, 2020 hat das Wohngeld die Steuerzahler rund 1,3 Milliarden Euro gekostet. Für 2023 erwarten die Bauminister der Länder Mehrausgaben in Höhe von vier Milliarden Euro, berichtet die Bild. Die Länder fordern, dass der Bund künftig allein für die Sozialleistung aufkommt, derzeit geht man von 600.000 Wohngeld-berechtigen Haushalten aus.

Hat die Reform beim Wohngeld durch das Kabinett gebracht: Bauministerin Klara Geywitz (SPD).
Bauministerin Klara Geywitz (SPD) ist die Initiatorin der Wohngeld-Reform – noch ist jedoch unklar, wer die Milliarden Euro Mehrkosten bezahlen soll. © Ksoecki/Monika Skolimowska/imago/dpa/Montage

Facebook-User schießt gegen Wohngeld – „kann auf Dauer nicht funktionieren“

Im Hinblick auf die Energie- und Preiskrise wird vermutet, dass ab Januar 2023 bis zu vier Millionen zusätzliche Haushalte das Geld beantragen könnten. „Das kann doch auf Dauer nicht mehr funktionieren“, beschwert sich ein Facebook-Nutzer. Er kritisiert zudem, dass all jene Verbraucher, die sich knapp über der Bemessungsgrenze bewegen, keinen Cent Wohngeld sehen. „Da fällt der untere Mittelstand immer noch raus“, schreibt eine andere Userin dazu.

Für viele Verbraucher kommt der Mindestlohn von 12 Euro ab 1. Oktober 2022 daher gerade recht. Das Arbeitgeber-Vergleichsportal kununu hat dazu eine Datenauswertung veröffentlicht, wonach primär 9 Berufe vom neuen Mindestlohn enorm profitieren werden. Der Hintergrund ist, dass nach wie vor viele Arbeitnehmer, die in einer 40-Stunden-Woche arbeiten, nicht das ab Oktober gültige Mindest-Jahreslohnniveau erreichen.

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