Nach Griechenland lockt auch Mallorca mit satten Rentner-Rabatten für Langzeit-Urlaub
Teure Energie- und Heizkosten gibt es in Südeuropa nicht – auch deshalb scheint das Geschäft mit Langzeit-Urlauben in der Energiekrise zu boomen.
Stuttgart/Mallorca – Alltags-Produkte wie Lebensmittel, Kraftstoffe oder Energie werden immer kostspieliger. Keine guten Zeichen, zumal die kalten Wintermonate in Deutschland erst noch bevorstehen. Zwar versucht die Politik, mit finanziellen Hilfen große Teile der Verbraucher zu entlasten, mit Blick auf die drohenden Mehrkosten sind die aber meist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die 300-Euro-Energiepauschale wird nur einmalig ausbezahlt.
Griechenland wirbt für Winter-Asyl: „Leben genießen, anstatt zu Hause zu hocken“
Hinzu kommt, dass auch für Rentner die Energiepauschale steuerpflichtig ist, weshalb der Nettobetrag bei vielen noch geringer ausfallen könnte, berichtet Merkur.de zur Einmalzahlung. Wie viel von der Energiepauschale tatsächlich auf das Konto kommt, lässt sich mithilfe von Online-Tools einfach und individuell berechnen. Fest steht aber schon jetzt, dass die bisherigen Maßnahmen kaum ausreichen werden, sollte sich die Energiekrise weiter zuspitzen.
Für viele Verbraucher kommen deshalb die Einladungen zu Langzeit-Urlauben aus Südeuropa gerade recht. „Für Herbst und Winter wäre es für uns Griechen eine große Freude, deutsche Rentner zu begrüßen“, sagte vor einigen Wochen der griechische Tourismus-Minister Vasilis Kikilias. Im Interview mit der BILD legt er noch einmal nach: „Warum nicht lieber in Griechenland sein und sein Leben genießen, anstatt zu Hause zu hocken und die Energierechnungen zu zahlen?“
Jetzt lockt auch Mallorca mit Rentner-Rabatten im Winter – 39 Euro pro Tag
Und das griechische Winter-Asyl für deutsche Rentner stößt offenbar auf Interesse. „Wir bekommen E-Mails aus Deutschland, auch die Hotels und Flugunternehmen“, berichtet Kikilias, der vor wenigen Wochen zu Besuch in Berlin war und mit Reisekonzernen wohl auch über das Projekt gesprochen hat. Dass ein Langzeit-Urlaub in Griechenland eine Win-win-Situation für beide Seiten sein kann, ist auch in Spanien nicht unerkannt geblieben.
Davon zeugen zumindest die satten Rentner-Rabatte für Langzeit-Urlaube auf Mallorca, über die zuvor die BILD berichtet hat. Ingo Burmester von DER Touristik nennt gegenüber der Mallorca Zeitung ein attraktives Beispiel. Er weiß, dass 64 Prozent der Hotels auf der Balearen-Insel mittlerweile Ermäßigungen für Langzeit-Urlauber in ihrem Portfolio haben. In einem dieser Hotels kosteten etwa 42 Nächte nur 1.649 Euro pro Person – also 39 Euro pro Tag.
„Man macht sich Gedanken um uns“ – Facebook-User erfreut über Einladung
Ein traumhaftes Angebot, von dem man in der Hauptsaison nur träumen kann. Burmester ist sich sicher: „Wer es zeitlich einrichten kann, wird länger im Ausland verweilen und dort ein mildes Klima und geringere Nebenkosten nutzen.“ Also die Flucht nach Süden, ehe einen die Energiekosten in Deutschland kaltstellen? Die Reaktionen auf Facebook fallen dazu geteilt aus. „Traurig, dass andere Länder mehr Solidarität zeigen, als das eigene Land“, schreibt eine Userin unter einen Beitrag von BW24.
Passend hierzu ergänzt eine andere: „Dort macht man sich Gedanken um uns, während unsere Regierung über Energieeinspar-Tipps diskutiert.“ Das sei ein gut gemeintes Angebot, schreibt eine weitere Userin und ergänzt: „Es ist aber auch ein Armutszeugnis für die deutsche Regierung, die es offensichtlich nicht schafft, ordentlich für ihre Rentner zu sorgen.“ Allerdings sehen nicht alle Facebook-Nutzer die Griechen und Spanier als Krisenretter.

CDU-Politikerin warnt vor Langzeit-Urlauben im Winter – „Doppelbelastung“
Einer der Hauptgründe, der oft zu lesen ist, lautet, dass die Wohnung in Deutschland trotzdem weiter bezahlt werden muss. „Ohne Heizen plus Lüften kommt zudem der Schimmel“, kommentiert eine Userin. Und wieder ein anderer Nutzer meint, dass Rentner, die sich in Deutschland die Energiekosten nicht mehr leisten können, auch kein Geld für einen Langzeit-Urlaub haben. „Von wem wird der Flug bezahlt?“, will eine Userin wissen.
Ähnlich sieht es CDU-Politikerin Jana Schimke, sie sagt: „Nur wenige Rentner dürften sich die Doppelbelastung aus laufender Miete in der Heimat und Auslandsaufenthalt tatsächlich leisten können, trotz staatlicher Subventionierung.“ Zudem sei nicht klar, wie viel Geld am Ende tatsächlich eingespart werden könne. Kosten, die in Deutschland auch in Abwesenheit anfallen, sind etwa Miete für die Wohnung, Versicherungen oder Steuern.
Langzeit-Urlaub im Winter: Welche Kosten Interessierte hier beachten sollten
Wer einen Langzeit-Urlaub im Ausland plant, sollte deshalb immer die Gesamtkosten im Blick haben. Wie hoch die Kosten konkret für einen Langzeit-Urlaub sind, haben Experten für fünf Urlaubsländer analysiert. Das Ergebnis der Analyse, über die BW24 im eben verlinkten Artikel berichtet, überrascht. Ein Winter-Asyl in der Energiekrise kann sich lohnen – jedoch nur dann, wenn man seine Kosten in Deutschland kompensieren kann, etwa mit Untermiete.
Marija Linnhoff vom Verband unabhängiger selbstständiger Reisebüros (VUSR) sieht in der Idee, im Winter Urlaub zu machen, aber auch eine Chance. „Senioren rechnen immer die Kosten für den Urlaub zu ihren normalen Ausgaben hinzu“, sagt sie. Jedoch gebe es auch Kosten, die zu Hause eingespart werden können. „Man kann die GEZ abmelden und muss kein Geld für das Essen einrechnen.“ Viele Hotels hätten zudem im Winter besonders günstige Angebote, argumentiert Linnhoff.