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Trockenheit in BW: Mit Trinkwasser Garten gießen – was zu beachten ist

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Von: Jason Blaschke

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In Baden-Württemberg sind die Vorschriften, was Wasserentnahme für die Gartenbewässerung angeht, nicht einheitlich geregelt – teils drohen Bußgelder.

Stuttgart – Trockenheit und Hitze bestimmten 2022 das Wetter in Deutschland und ganz Europa. Und auch in Baden-Württemberg waren das Frühjahr und jetzt der Sommer viel zu trocken, Niederschläge sind die Ausnahme. Die Wetterprognose für September in Deutschland sieht da leider nicht viel besser aus, auch zu Herbstbeginn ist mit vielen Sommertagen zu rechnen. Zum Ferienende ist das für viele Familien sicher ein Segen, für die Gärtner ein Fluch.

Trinkwasser zur Gartenbewässerung ist nicht verboten, doch es gibt Ausnahmen

Vielerorts sind die Regentonnen schon seit Wochen leer und auch, wer sein Wasser in einer Zisterne sammelt, kommt bald um den Einsatz von Leitungswasser nicht mehr herum, sofern es im Garten auch weiterhin grün sein soll. Doch Vorsicht, überall in Baden-Württemberg werden niedrige Wasserstände zunehmend ein Problem. Allein das extreme Niedrigwasser im Bodensee macht den Experten Sorgen mit Blick auf zunehmende Hitzeperioden.

Hier stellt sich die Frage: Ist das Gießen mit Leitungswasser im Garten angesichts niedriger Wasserstände überhaupt noch erlaubt? Ganz grundsätzlich lautet die Antwort ja, da Trinkwasser für anderweitige Zwecke, wie zum Pflanzengießen oder Autowaschen in Deutschland verwendet werden kann. Berichten von CHIP 365 zufolge gibt es kein Gesetz, das die Wasserentnahme verbietet – jedoch kann es in begründeten Einzelfällen Beschränkungen geben.

Trinkwasser-Wirrwarr in Baden-Württemberg: Städte haben ungleichen Vorgaben

Und das ist auch der Knackpunkt an der Sache, denn: Begründete Einzelfälle werden meist von einzelnen Behörden festgestellt, die die Verwendung von Trinkwasser, etwa in Gärten, untersagen können. Im Landkreis Esslingen wurde im Sommer ein solches Verbot schon erlassen – das Bewässern von Gärten, das Befüllen von Pools oder das Waschen von Autos mit Trinkwasser war untersagt. In Baden-Württemberg ist es daher wichtig, sich über die Städte und Kommunen zu informieren.

Denn wer Trinkwasser trotz Verbot zum Bewässern nutzt, riskiert teils saftige Geldbußen. Wie hoch die Geldstrafen ausfallen, ist in Deutschland ganz unterschiedlich. In Potsdam etwa werden Verstößen gegen das Verbot von Wasserentnahme aus Gewässern mit Geldbußen von bis zu 50.000 Euro geahndet. Wer trotz Verbot Trinkwasser für die Gartenbewässerung anzapft, zahlt im Schnitt um die 100 Euro Strafe, sofern man erwischt wird.

Stadt Freiburg empfiehlt, Bäume mit Trinkwasser zu gießen – „läuft ganz gut“

Doch in Baden-Württemberg gibt es tatsächlich auch eine Stadt, die die Trinkwassernutzung zu Bewässerungszwecken sogar noch explizit fördert. Wie der Südwestrundfunk (SWR) berichtet, hat die Stadt Freiburg ihre Bürger dazu aufgerufen, die stark unter der Trockenheit leidenden Bäume mit Trinkwasser zu gießen. Hintergrund der Aktion ist, dass die Stadt es nicht mehr schafft, die rund 42.000 öffentlichen Bäume selbst zu bewässern.

Von der Stadt heißt es, dass man sich auf primär auf die „jüngsten Exemplare“ konzentriere, damit diese am Leben bleiben. Mit der Aktion „Baumpate“ soll verhindert werden, dass die älteren Freiburger Bäume nicht vertrocknen. „Bisher läuft es ganz gut“, erzählt Jutta Hermann-Burkart vom Garten- und Tiefbauamt der Stadt Freiburg auf SWR-Nachfrage. Und weiter: „Viele Leute wollen wissen, ob sie dafür wirklich Trinkwasser verwenden dürfen. Die Antwort lautet ja“

Viele Leute wollen wissen, ob sie dafür wirklich Trinkwasser verwenden dürfen. Die Antwort lautet ja.

Jutta Hermann-Burkart, Stadt Freiburg

Trinkwasser für rund 42.000 Bäume: Facebook-Streit um Gießaktion in Freiburg

Schließlich gehe es hier um den Klimaschutz. „Da sollten wir versuchen zu retten, was wir können.“ Bisher habe auch der Wasser-Versorger der Stadt Freiburg noch keinerlei Mangel signalisiert. Sollte das aber passieren, werden der Aufruf sofort zurückgezogen, versichert Hermann-Burkart. Auf Facebook stößt die Aktion auf ein geteiltes Echo. „Den eigenen Garten soll man vertrocknen lassen und das eigene Wasser der Stadt geben“, beschwert sich ein User.

Eine andere Facebook-Nutzerin ergänzt dazu: „Ich sehe die Umsetzung eher bei den Grünämtern.“ Wieder andere User können die ablehnende Haltung nicht nachvollziehen. „Willkommen in unserer ‚Geiz-ist-Geil-Gesellschaft‘! Jammern wegen Klimawandel, aber zu geizig für ein paar Liter Wasser für die Bäume direkt vor der Haustüre?“, textet eine Nutzerin und gibt ihren Vorkommentatoren damit ordentlich Contra.

Ärger um Städte in Baden-Württemberg: „Reutlingen gießt auch Grünflächen“

Was viele User auf Facebook zudem anprangern ist, dass viele Städte in Baden-Württemberg zum Wassersparen aufrufen, selbst aber öffentliche Grünflächen weiter bewässern. „Reutlingen gießt auch noch seine Grünflächen in der Innenstadt täglich, während die Bürger zum Wassersparen aufgerufen werden, auch so ein Ding“, lautet einer der Kommentare. Einer Userin wird diese ganze Debatte zu viel, sie schreibt: „Gott sei Dank haben wir einen Steingarten rund ums Haus angelegt, Steine brauchen kein Wasser –Und nun springe ich in meinen Pool.“

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