„Wann übernimmt Lidl endlich Verantwortung?“: Video zeigt schockierende Szenen aus Zulieferer-Stall

Erneut steht ein Lidl-Lieferant in der Kritik, weil Hühner in einem Betrieb in Österreich misshandelt werden sollen. Der Discounter reagiert auf die Vorwürfe.
Neckarsulm – Es sind schockierende Bilder, vor allem für Tierliebhaber: Kranke und tote Hühner liegen auf dem Boden eines Stalls. Einige überzüchtete Tiere können sich wegen ihrer dicken Bäuche kaum bewegen. Schließlich zeigen die Aufnahmen sogar, wie ein Traktor die lebenden Hühner überfährt. Entstanden sein soll das Videomaterial in einem Hühnermastbetrieb in der Steiermark in Österreich, der wohl auch Lidl beliefert, wie die Albert Schweitzer Stiftung mitteilt. Damit erhebt die Tierschutzorganisation bereits zum vierten Mal innerhalb weniger Wochen schwere Vorwürfe gegen den Discounter mit Sitz in Baden-Württemberg.
Video zeigt schockierende Szenen aus Stall von Lidl-Zulieferer – Discounter reagiert auf Kritik
Unter anderem auf Twitter teilte die Stiftung das Material, das nach eigenen Angaben im Sommer 2022 undercover aufgenommen worden sein soll. „In dem Stall eines Lieferanten von Lidl Österreich werden Hühner rücksichtslos überfahren und zum Sterben einfach liegengelassen“, schreibt die Tierschutzorganisation dazu. Eigentlich trägt der Betrieb in Österreich das sogenannte AMA-Gütesiegel; wird also vom öffentlich-rechtlichen Agrarmarkt Austria kontrolliert. Die Videoaufnahmen zeigen jedoch eine andere Realität. Die Stiftung fragt daher: „Wann übernimmt Lidl endlich Verantwortung für die Zustände bei seinen Lieferant:innen?“
Die Discounter-Kette äußerte sich gegenüber dem SWR zu den neuesten Vorwürfen. Demnach würde keine der deutschen Filialen von dem österreichischen Lieferanten Fleisch beziehen. Lidl in Österreich prüfe zudem derzeit den Wahrheitsgehalt hinter den Beschuldigungen. Bis dies abgeschlossen ist, dürfe keine Ware des Betriebs an die Filialen in Österreich ausgeliefert werden.
„Wie krank ist das bitte“ – User im Netz entsetzt von Aufnahmen
Ein Großteil der User im Netz zeigt sich schockiert von den Aufnahmen. „Unfassbar“, „das macht mich so wütend“ und „wie krank ist das bitte“, schreiben etwa User auf Instagram. „Es zerreißt mir das Herz. Unfassbar, zu welcher Grausamkeit die Menschen fähig sind“, stimmt eine Userin zu. Andere Nutzer, auf Twitter etwa, scheinen von den gezeigten Bildern und Videos eher nicht überrascht zu sein. „Als ob Lidl das Problem wäre. Die Fleischproduktion ist nun mal so, ist bei Kühen, Schweinen und anderen Tieren doch nicht anders. Wer Fleisch isst, muss Tierleid eben in Kauf nehmen“, kommentiert jemand. Wem das nicht gefalle, der dürfe entweder kein Billigfleisch kaufen oder müsse sich pflanzlich ernähren.
Die Berliner Tierschutzorganisation stimmt zu, dass wer Tierleid vermeiden wolle, Tierprodukte boykottieren und vegan leben müsse. „Doch ein Ende des Fleischkonsums ist noch nicht abzusehen. Lidl hat extrem viel Macht und könnte das Leiden von Millionen von Tieren bereits heute zumindest deutlich reduzieren“, argumentiert die Albert Schweitzer Stiftung und bleibt bei seiner Forderung an den Discounter: Lidl soll sich der Europäischen Masthuhn-Initiative anschließen und so die Tierschutzstandards erhöhen.
Bereits mehrfach Tierquälerei-Vorwürfe gegen Zulieferer der Discounter-Kette Lidl
Nun insgesamt viermal in kürzester Zeit hat die Organisation dem Discounter Lidl vorgeworfen, Hähnchenfleisch aus Qualhaltung an seine Kunden zu verkaufen. Bei einem Fall in Niedersachsen hatte Lidl die Anschuldigungen zurückgewiesenen, wie der SWR berichtet. Und auch als Aufnahmen aus Ställen in Spanien und Italien veröffentlicht wurden, reagierte der Discounter. In ersterem Fall würde Lidl kein Geflügel von dem Betrieb beziehen. Auch der italienische Mastbetrieb liefere seit 2019 keine Produkte mehr an die Filialen.