Mehr Gehalt ab 2023: Wie viel Geld Beschäftigte dieses Jahr bekommen können
Wer 2023 auf mehr Gehalt hofft, hat gute Chancen – mehrere Faktoren begünstigen eine Gehaltsaufbesserung. Diverse Benefits sind zudem steuerfrei.
Stuttgart – Die vom Krieg in der Ukraine ausgelöste Energie- und Preiskrise verlangt vielen Menschen einiges ab. Lebensmittel, Heizkosten und ab Januar 2023 auch noch die düstere Entwicklung der Strompreise in Deutschland – zumindest auf kurze Sicht ist nicht mit einer Entspannung zu rechnen. Davon zeugt auch die Inflationsrate, die im September zwar etwas gesunken ist, mit 10,0 Prozent im November aber immer noch zweistellig vom Statistischen Bundesamt vermeldet wird.
Mehr Gehalt 2023: Arbeitnehmer in guter Position – mit dieser Argumentation
Die Statistikbehörde gibt die Inflation eines Monats immer erst im Folgemonat offiziell bekannt. Für besonders von der Energie- und Preiskrise betroffene Verbraucher gibt es aber auch gute Nachrichten. Für Wohngeldberechtigte gibt es ab Januar mehr Geld, die Reform wurde von der Ampel-Koalition mittlerweile beschlossen. Zudem kommt jetzt auch eine Entlastung für Haushalte mit einer Öl- oder Pelletheizung, wie Merkur.de berichtet. Für viele Arbeitnehmer gibt es zudem mehr Geld.
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In einigen Branchen greift ab Januar 2023 ein neuer Mindestlohn für Tarifbeschäftigte. Davon profitieren auch Arbeitnehmer, die in einem Unternehmen ohne Tarifbindung arbeiten. Für sie kann es sich lohnen, im Personalgespräch das Thema Gehalt anzusprechen. Die neuen Stundenlöhne in den Tarifverträgen sind eine gute Argumentationsgrundlage. Dazu kommt der Mangel an Fachkräften – viele Betriebe suchen verzweifelt Personal. Arbeitnehmer sind daher in einer guten Position.
Wunsch nach mehr Geld – Tipps fürs Gehaltsgespräch
Zunächst ist die Vorbereitung wichtig: Gute Argumente sammeln und Erfolge dokumentieren – was hat man erreicht, wie haben sich eventuell die Zuständigkeiten verändert? Und inwieweit hat das Unternehmen von mir profitiert? Zudem kann es sinnvoll sein, den eigenen Marktwert zu ermitteln und einen Blick in die geltenden Tarifverträge der Branche zu werfen. Allgemeine Argumente wie die Inflation sollte man eher vermeiden.
Im Gespräch empfehlen Jobexperten ruhig zu sein und nicht zu allzu viel zu reden. Das Ruder sollte man jedoch nicht aus der Hand verlieren, sondern sich stets aktiv am Gespräch beteiligen. Zudem sollte man offen für Kompromisse sein – das kann etwa eine stufenweise Gehaltsanpassung oder eine Sonderzahlung sein. Wünsche sollten zudem klar und deutlich, aber auch nett und freundlich formuliert werden.
Quelle: Staufenbiel Institut / StepStone
Wie viel mehr Gehalt ist realistisch? Beratungsfirma nennt konkrete Zahlen
Berichten von Focus Online zufolge soll sich der Konkurrenzkampf vieler Unternehmen um neue Talente noch weiter verschärfen – zum Vorteil der Beschäftigten. „Die Machtverhältnisse haben sich zugunsten der Beschäftigten verschoben“, sagt Annina Hering von der Online-Jobbörse Indeed. Umso erfreulicher fällt die Gehaltsprognose der Vergütungsberatungsfirma Kienbaum aus. Bis zu 4,9 Prozent könnte das Lohnplus im Schnitt betragen.
Das ebenfalls auf Analysen spezialisierte Unternehmen WTW kommt auf einen nahezu identischen Prozentsatz. Fast fünf Prozent mehr – das klingt erst einmal nicht viel, ist aber mit Blick in die Vorjahre ein Rekord. Zum Vergleich: 2022 liegt das Lohnplus ersten Auswertungen zufolge bei nur 3,5 Prozent, berichtet Focus Online in Berufung auf Kienbaum und WTW. Auffällig ist, dass ab 2023 in Deutschland voraussichtlich die Arbeiterschicht von mehr Gehalt profitiert.
Mehr Gehalt: Fachkräfte knapp – die Berufsgruppe profitiert am meisten
In der Gruppe der Fachkräfte wird ersten Berechnungen zufolge ein Lohnplus von 5,6 Prozent erwartet – im Bereich Management sind es in Anführungszeichen nur 4,4 Prozent. „Man sieht hier, dass die Knappheit bei Fachkräften besonders hoch ist. Das ist auch ein weltweites Phänomen“, sagt Vergütungsexperte Michael Kind von Kienbaum im Gespräch mit Focus Online. Für viele Betriebe, die selbst unter der Energie- und Preiskrise leiden, ist es eine schwierige Situation.
Auch deshalb kann es sich für beide Seiten lohnen, in einem Personalgespräch über Sonderzahlungen, Sozialleistungen oder auch Benefits zu sprechen, die zusätzlich zum Gehalt gewährt werden können. 2023 ist etwa die steuerfreie Inflationsprämie von bis zu 3.000 Euro sehr interessant. Vergütungsexperte Florian Frank von WTW empfiehlt Unternehmen, das Instrument der Extra-Zahlung zu nutzen. „Das muss man sich aber auch leisten können.“
Nicht nur auf das Gehalt achten: 2023 von Prämien und Benefits profitieren
Frank gegenüber Focus Online dazu: „Ein Unternehmen sollte genau schauen, welche Mitarbeitergruppe von der Inflation wie stark getroffen wird.“ Die Anwendung der Inflationsprämie könnte etwa für Angestellte viel interessanter sein als für Führungskräfte mit Dienstwagen oder Tankkarten. Am Ende können Arbeitgeber und Arbeitnehmer profitieren: Der Betrieb spart Geld und der Arbeiter bekommt dank der Steuerfreiheit am Ende sogar mehr als bei einer prozentualen Gehaltsaufbesserung.
Zur Inflationsprämie können zudem Sachleistungen in Personalgesprächen ein Thema sein. Denn auch Sachleistungen und Benefits zum Gehalt sind bis zu einem gewissen Betrag pro Jahr steuerfrei. Genau wie bei der Inflationsprämie können Arbeitnehmer etwa über einen Mietkostenzuschuss oder Gutscheine mehr profitieren, als von einer reinen Gehaltsanpassung. Daher empfehlen einige Jobexperten auch, für solche Zusatzleistungen zum Gehalt offen zu sein.

Gehaltswünsche im Personalgespräch: Benefits & Steuer – was zu beachten ist
Am Ende kann es sich im wahrsten Sinne vielleicht sogar mehr auszahlen, im Personalgespräch nicht nur auf das Gehalt beharrt zu haben. Im Blick sollte man in solchen Situationen auch die Steuer- und Sozialabgaben haben und sich fragen: Was rechnet sich für mich mehr? Das Brutto- und Nettogehalt kann man einfach berechnen oder sich über ein Online-Tool ausrechnen lassen. Für die Lohnsteuer ist primär die Wahl der richtigen Steuerklasse relevant.
Wenn sich die Einkommensverhältnisse ändern – etwa beim Ehepartner – oder man alleinerziehend ist, kann sich ein Wechsel der Steuerklasse mitunter lohnen. Je nach Steuerklasse gelten verschiedene Freibeträge. Der Haken an der Sache ist, dass ein Wechsel in eine andere Steuerklasse nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist. Etwa, wenn man heiratet oder sich scheiden lässt. Umso mehr sollte man das Thema beachten, wenn ein solcher Fall eintritt.