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Teures Spritpreis-Debakel trotz Tankrabatt – „einfach nur noch krank“

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Von: Jason Blaschke

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Der Tankrabatt kommt nicht zu 100 Prozent an der Zapfsäule an. Im Gespräch mit BW24 verrät ein ADAC-Experte, in welchem Bereich die Preise eigentlich liegen sollten.

Stuttgart – Der Krieg in der Ukraine wirkt sich massiv auf die Preise in Deutschland aus. Viele Alltags-Produkte sind teurer und zum Teil knapper geworden – davon betroffen sind auch Zigaretten. Zwar werden die nicht in der Ukraine produziert, jedoch das Papier für die Verpackungen. Die Folge ist, dass in Deutschland eine bekannte Zigaretten-Marke kaum noch verfügbar ist. Der US-Konzern Philip Morris teilte mit, dass Verbraucher auf andere Packungen ausweichen müssten.

ADAC-Wochenvergleich enthüllt Spritpreis-Debakel: 15 Cent vom Rabatt fehlen

Doch die Preise für Konsumprodukte sind nicht das einzige, was die Verbraucher in Deutschland gerade teuer zahlen müssen. Auch die Kosten für Kraftstoffe und Energie bewegen sich weiter auf Rekordniveau – trotz Tankrabatt. Der Verdacht ist, dass eben dieser Tankrabatt nicht komplett an die Verbraucher weitergegeben wird. Auch der ADAC sieht hier noch viel Luft nach oben. Das zeige der Wochenvergleich nur allzu deutlich, sagt ADAC-Sprecher Alexander Schnaurs.

Im Gespräch mit BW24 erklärt der Experte, dass der Liter Superbenzin 20,3 Cent günstiger ist, als in der Vorwoche. „Eigentlich sieht der Tankrabatt aber eine Senkung von 35 Cent pro Liter vor.“ Die Differenz ist knapp 15 Cent – würden diese 15 Cent berücksichtigt, müsste der Liter Benzin statt 1,95 Euro (Stand, 10. Juni) 1,80 Euro kosten. Gleiches mit Blick auf die Dieselpreise. Der sei zwar rund 5,2 Cent günstiger, als in der Vorwoche, liegt laut ADAC aber immer noch 12 Cent unter dem Tankrabatt (17 Cent).

Die ADAC-Grafik zeigt die Entwicklung der Spritpreise im Zeitraum 8. Februar bis 7. Juni 2022.
Trotz Tankrabatt bewegen sich die Spritpreise oft weiter über der 2-Euro-Marke. Laut ADAC müssten die Preise aber deutlich sinken. © ADAC e.V./Pressegrafik

Experte fordert für Tankrabatt-Aus: „Politik muss ihren Fehler eingestehen“

Für die Verbraucher sei das ärgerlich. „Weil eigentlich ist der Tankrabatt eine gute Idee, die schnell umgesetzt werden konnte.“ Der ADAC fordert, dass die Mineralölkonzerne den Tankrabatt vollständig an die Verbraucher weitergeben. Schnaurs zu BW24: „Es muss schnell was passieren.“ Über weitere Maßnahmen müsse jetzt die Politik entscheiden. Dabei ist Baden-Württemberg kein Einzelfall. Auch in NRW sind die Spritpreise trotz Tankrabatt noch zu teuer, berichtet RUHR24.

Aus Sicht von Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschafts­forschung ist der Tankrabatt gescheitert. „Die Politik muss ihren Fehler eingestehen“, sagte der Forscher im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Und auch auf Facebook mehren sich die Stimmen, die ein Ende des Tankrabatts fordern. „Ja, habt ihr allen Ernstes was anderes erwartet?“, schreibt eine Userin. „Man hätte in Deutschland einen Riegel vorschieben oder zumindest mit den Konzernen sprechen müssen“, meint eine andere.

Facebook-User sauer wegen Spritpreis-Frechheit: „So verarscht man das Volk“

Unter vielen kritischen Stimmen kommt aber auch der Unmut vieler Verbraucher über die teuren Spritpreise auf Facebook massiv zum Ausdruck. „Einfach nur krank, was in Deutschland abgeht“, schreibt etwa ein Nutzer. Wieder eine andere Nutzerin textet: „So verarscht man das Volk.“ Ein Weckruf, der in der Politik angekommen ist. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Renate Künast will die Steuergelder laut tagesschau.de „anders und gezielter“ einsetzen.

„Hier haben wir faktisch einen Rabatt, der in die Taschen der Mineralölkonzerne fließt und noch nicht einmal eine Wirkung auf die Steuer hat“, sagte Künast im ARD-Morgenmagazin. Daher sei es richtig, über das Ende des Tankrabatts zu diskutieren. Im Gespräch mit BW24 erinnert ADAC-Experte Schnaurs aber daran, dass auch die Verbraucher eine gewisse Marktkraft haben, die es gerade in der aktuellen Situation zu nutzen gelte.

ADAC-Experte gibt Spritpreis-Spartipp – „Verbraucher haben Marktkraft“

„Wer abends tankt, tankt günstiger“, nannte Schnaurs als Spritpreis-Spartipp für die Verbraucher im BW24-Gespräch. Wer das tut, lässt nicht noch zusätzlich Geld in die Taschen der Ölkonzerne fließen. Zudem sei es sinnvoll, die Spritpreise zu vergleichen, denn: Manche Konzerne geben mehr Tankrabatt weiter als andere. Helfen können hier Apps wie die ADAC-Spritpreise App, welche die Preise nahezu aller 14.500 Tankstellen in Deutschland zur Verfügung stellt.

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