Palmöl-Produkte wohl bald noch teurer – „und das ist erst der Anfang“
Auf die Verbraucher in Deutschland könnte bald die nächste Teuerungswelle zukommen. Der Auslöser dafür ist das Exportverbot für Palmöl in Indonesien.
Indonesien – Die Folgen des Kriegs in der Ukraine spüren die Verbraucher auf der ganzen Welt – vor allem im Geldbeutel. Auch in Deutschland kosten zahlreiche Lebensmittel viel mehr als noch 2021. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die teuren Energie- und Spritpreise, aber auch die Ausgaben für Dinge wie Dünger oder die Verpackungen machen der Wirtschaft zu schaffen. Die Folge ist, dass die Verbraucher für das Endprodukt mehr bezahlen müssen.
Immer mehr Produkte rar und teuer: Ein Lebensmittel ist besonders betroffen
„Futter- und Düngemittel sind enorm im Preis gestiegen“, sagte Eckhard Heuser – Hauptgeschäftsführer im Milchindustrie-Verband e. V. (MIV) – im BW24-Interview. Er prophezeit, dass viele Milchprodukte bald noch teurer werden könnten. „Mit Blick auf die Butter sind starke Veränderungen festzustellen, der Rest kommt noch, spätestens zum 1. Juli 2022.“ Ähnlich äußert sich im BW24-Gespräch der Verband Erwerbsobstbau in Baden-Württemberg.
Geschäftsführerin Kathrin Walter zu BW24: „Viele Produkte wie Dünger sind exorbitant teurer.“ Eines der Lebensmittel, das sich mit am stärksten verteuert hat, ist das Speiseöl. Speziell das mittlerweile seltene und teure Sonnenblumenöl stand erst vor einigen Wochen wieder in den Schlagzeilen, nachdem Händler wie Aldi oder Kaufland das Speiseöl für fast fünf Euro pro Liter angeboten hatten. Im letzten Jahr waren noch Literpreise von unter zwei Euro die Regel.
Indonesien stoppt Palmöl-Exporte: „Unglaublich, was da derzeit abgeht“
„Unglaublich, was da derzeit abgeht“, schreibt ein User auf Facebook. Die Bilder von überteuerten Preisschildern an Speiseöl-Regalen gehen auf Facebook, Twitter und Co. aktuell viral. Ein „absurd teures“ Speiseöl in einer Edeka-Filiale fand etwa ein Nutzer, der in Stuttgart auf Einkaufstour war. Und bald könnte es in Sachen Speiseöl-Kosten noch dicker kommen. Denn neben Sonnenblumenöl wird nun ein weiteres Speiseöl knapp.
Berichten der Tagesschau zufolge stoppt Indonesien als weltgrößter Produzent von Palmöl den kompletten Export. Das Verbot soll laut Präsident Joko Widodo am 28. April in Kraft treten. Erst, wenn sich der Markt im Land stabilisiert habe und Speiseöle wieder zu erschwinglichen Preisen verfügbar seien, werde er die Situation neu bewerten. Genau wie Deutschland kämpft auch Indonesien im Land mit explodierenden Lebensmittelpreisen.
Palmöl-Exportstopp mit massiven Folgen – auch Alternativen sind knapp
Für viele Länder könnte das massive Folgen haben, denn Palmöl ist nicht nur in zahlreichen Lebensmitteln, sondern vermehrt auch in Produkten wie Kosmetika oder Putzmitteln enthalten. Die Entscheidung beeinträchtige nicht bloß die Verfügbarkeit von Palmöl allein, warnt Rohstoff-Experte James Fry von der Beratungsfirma LMC International im Gespräch mit der Tagesschau. Der Grund ist, dass das Exportverbot zu einem ungünstigen Zeitpunkt kommt.
Diese Entscheidung beeinträchtigt nicht nur die Verfügbarkeit von Palmöl allein
Laut Fry falle das Exportverbot in eine Zeit von Angebotsengpässen an allen Ecken und Enden. Der Experte zählt auf: Sojaöl wegen einer Dürre in Südamerika, Rapsöl wegen einer Missernte in Kanada und Sonnenblumenöl wegen des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine. Allein die genannten Probleme hätten die Speiseöl-Preise in den vergangenen sechs Monaten um rund 50 Prozent steigen lassen. Was der Exportstopp bedeuten könnte, liegt auf der Hand.
Exportstopp trifft viele Branchen: Jedes zweite Produkt im Handel enthält Palmöl
Alarmiert ist auch die Umweltschutzorganisation WWF. Fast jedes zweite Produkt im Supermarkt enthalte Palmöl, schreibt WWF in einer Mitteilung. Es finde sich in Schokoaufstrich, Tütensuppen, Cremes, Waschmitteln, Lippenstift und Keksen sowie im Biosprit. In Deutschland könnte der Exportstopp aus Indonesien vorrangig diese Produkte teurer machen. Viele Alternativen zum Palmöl haben die Produzenten in Europa nicht.
Daten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen – über welche die Süddeutsche Zeitung informiert – zeigen, dass das größte Problem die starke Abhängigkeit von indonesischem Palmöl ist. Die folgende Tabelle zeigt, wie viel Öl die fünf größten Palmöl-Exportländer 2019 produziert haben:
Land | Angabe in Millionen Tonnen |
Indonesien | 42,9 |
Malaysia | 19,9 |
Thailand | 3,0 |
Kolumbien | 1,5 |
Nigeria | 1,2 |
Indonesien stoppt Palmöl-Exporte – diese Produkte könnten teurer werden
Schnell zeigt sich, dass andere Länder wie Malaysia oder Thailand die Lücke, die Indonesien reist, nicht so einfach schließen können – erst recht nicht, wenn eine große Masse an Industrieländern auf das Palmöl angewiesen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass sehr viel Palmöl ausgerechnet in vielen Alltags-Produkten verarbeitet wird, dazu gehören zum Beispiel:
- Schokolade und Pralinen
- Butter und Margarine
- Brotaufstriche und Schokocremes
- Babynahrung
- Tütensuppen
- Fertiggerichte
- Kekse
Der NDR berichtet, dass neben den genannten Lebensmitteln auch viele Kosmetikprodukte betroffen sind. Der Grund dafür sind die in vielen Kosmetika und Putzmitteln enthaltenen Tenside und Emulgatoren, die aus Palmöl-Bestandteilen hergestellt werden. Dass das plötzlich knapp wird, sehen Experten aber nicht nur kritisch. Seit Jahren stehen Länder wie Indonesien wegen der Zerstörung des Regenwaldes in der Kritik.
Facebook-User wegen Palmöl-Stopp alarmiert – „das ist erst der Anfang“
„Da Ölpalmen fast ausschließlich dort wachsen, wo sonst Regenwälder gedeihen, fallen dem Anbau Millionen Hektar zum Teil illegal gerodeter Wälder zum Opfer“ heißt es dazu vom Verbraucherzentrale-Bundesverband. Auf Facebook wird über das Exportverbot in Indonesien aktuell viel debattiert. Gerade mit Blick auf die alarmierenden Klima- und Tierfolgen durch den Palmöl-Anbau sehen hier viele User das Verbot weniger kritisch.

Es gibt aber auch Facebook-User, die nach der Ankündigung des Exportstopps in großer Sorge sind. Das sei gerade erst der Anfang, meint eine Userin und schreibt: „Es gibt noch alles, aber wenn in der Ukraine nicht der Krieg beendet wird, dann gibt es keine neue Ernte. Dann fängt es erst richtig an, ungemütlich zu werden.“ Ein anderer Nutzer ist sich mit Blick auf die massiven Hamsterkäufe in Baden-Württemberg sicher: „Bald gehen die Plünderungen los.“
Hamsterkäufer haben es auf Speiseöl abgesehen – Aldi-Kunde macht Entdeckung
In welchen Ausmaßen solche Hamsterkäufe enden können, zeigt die Speiseöl-Entdeckung eines verärgerten Aldi-Kunden, über die HEIDELBERG24 aktuell berichtet. Experten, Verbände und Politiker rufen immer wieder zur Besonnenheit auf und appellieren an die Verbraucher, nur so viel einzukaufen, wie ein Haushalt tatsächlich benötigt. Denn auf rasant steigende Nachfrage kann der Handel nicht sofort reagieren.