Supermärkte heben Preise massiv an - Produkte jetzt bis zu 60 Prozent teurer
Neben Aldi, Lidl und Kaufland korrigieren auch Penny, Edeka und Rewe die Preise für viele Alltags-Produkte nach oben. Ein Vergleich zeigt das Ausmaß.
Neckarsulm – Die Verbraucher in Deutschland müssen immer tiefer in die Tasche greifen – primär im Einzelhandel, wo die Preise für viele Lebensmittel ungeahnte Höhen erreichen. Für wütende Reaktionen sorgten vor ein paar Wochen etwa Fotos, die zeigen, dass zumindest in einigen Kaufland-Filialen Sonnenblumenöl für 4,99 pro Liter verkauft wurde. Und auch die Tatsache, dass ein Stück der 250-Gramm-Butter von Weihenstephan mehr als 3 Euro kostet, wird auf Facebook hitzig debattiert.
„Weitere Preissteigerungen wahrscheinlich“ – Experten nennen Gründe
„Die Preise steigen in einem Ausmaß an, wie wir es in den vergangenen 40 Jahren nicht erlebt haben“, erzählt Eckhard Heuser vom Milchindustrie-Verband (MIV) im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung. Ähnlich äußerte sich dazu auch Anne-Kristin Barth, Sprecherin des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft. Barth zu BW24: „Mit Blick auf die Kostensituation und die Steigerungen in allen relevanten Bereichen, sind weitere Preissteigerungen wahrscheinlich.“
Berichten von FOCUS Online zufolge sind solche neuen Preisanpassungen derzeit schon Realität. Betroffen seien alle Filialen von Lidl, Aldi Süd, Aldi Nord, Penny, Rewe, Edeka, Hit, Kaufland und anderen. Eines der betroffenen Produkte ist die Butter, die schon vor ein paar Wochen Schlagzeilen machte, nachdem Aldi und Lidl die Preise für viele Produkte angepasst hatten. „Das ist alles bloß noch Abzocke“, schrieb dazu ein User.
Preissprünge von bis zu 60 Prozent – mehrere Alltags-Produkte betroffen
Dass es jetzt wieder zu Preisanpassungen kommt, können viele Nutzer auf Facebook nicht nachvollziehen. „Wer soll sich das noch leisten können?“, kommentiert eine Nutzerin. Ein anderer meint: „Bin gespannt, wann der Bürgerkrieg ausbricht – weil die Menschen nicht mehr wissen, wie sie leben sollen.“ Die Armen würden jetzt noch ärmer werden, merkt dazu eine andere Nutzerin an. Die folgenden Produkte sind von der neuen Teuerungswelle betroffen:
- Butter
- Milch
- Saure Sahne
- Senf
- Paniermehl
- Fleisch
Der Preis für eine Packung Butter war schon Anfang Mai bei vielen Markenprodukten über drei Euro geklettert, heißt es Berichten von FOCUS Online zufolge. Der Kilopreis liegt derzeit mit 12 Euro über der 10-Euro-Marke. Konkret kostet eine Packung „Irish Butter“ von Kerrygold (250 Gramm) aktuell 3,39 Euro – vor einer Woche waren es noch 2,89 Euro pro Stück. Ein sattes Plus von 17 Prozent, wie die aktuellen Zahlen zeigen.
Auch Eigenmarken von Kaufland, Lidl und Co. betroffen – Beispiel Milch
Etwas günstiger sind die Eigenmarken, mit denen die Kunden von Kaufland, Lidl und Co. im Schnitt etwa 30 Cent einsparen können. Doch auch hier zeichnen sich Preissprünge ab. Die Butter-Eigenmarke „streichfeine“ von Netto (250 Gramm) kostet aktuell 1,95 Euro, vor einer Woche waren es laut FOCUS Online mit 1,79 Euro noch 15 Cent weniger. Gleiches Spiel bei der Milch: Die Eigenmarken von Aldi und Lidl sind von 88 Cent auf 92 Cent pro Flasche angestiegen.
Das dritte betroffene Milchprodukt ist die saure Sahne. Laut FOCUS Online kletterte der Preis flächendeckend um 20 Prozent nach oben. Die Eigenmarken von Lidl, Aldi Süd und Rewe kosteten am 2. Mai noch 42 Cent pro Packung. Aktuell ist ein Preis von 55 Cent pro Produkt Realität – eine Steigerung von 12 Cent. Noch extremer ist der Preissprung beim Senf. Ein Glas der Rewe-Eigenmarke „Ja“ kostet jetzt nicht mehr 29 Cent, sondern 49 Cent.

Ein Produkt massiv verteuert – Kunden müssen 20 Cent mehr dafür zahlen
Das macht eine Preissteigerung von 60 Prozent innerhalb der vergangenen Woche aus. Der Frage, weshalb ausgerechnet der Senf aktuell teuer und auch knapp wird, geht RUHR24 in einem separaten Serviceartikel nach. Fakt ist, dass auch Lidl und Aldi für ihre Senf-Eigenmarken mehr verlangen – laut FOCUS Online stolze 20 Cent pro Packung. Tiefer in die Tasche greifen müssen die Verbraucher auch, wenn sie Fleisch kaufen und zubereiten.
Denn sowohl Paniermehl als auch einige Fleischprodukte sind noch teurer geworden. Im Schnitt müssen die Verbraucher zwischen 40 Cent und 1,60 Euro mehr bezahlen, als in der Vorwoche. Für die Bockwurst der Eigenmarke „Gut Drei Eichen“ von Aldi Nord müssen die Kunden zum Beispiel 7,19 Euro zahlen, vor ein paar Wochen waren es noch 5,99 Euro. In den Regalen von Kaufland, Lidl und Co. finden sich ähnliche Beispiele.
Experten gehen von neuen Preissteigerungen aus – „der Rest kommt noch“
Experten vermuten, dass es bald noch zu weiteren Verteuerungen im Bereich Lebensmittel kommen könnte. Einer Umfrage des ifo-Instituts zufolge will ein Großteil der Unternehmen in Deutschland die Preise in den kommenden Monaten erhöhen. Als Gründe werden höhere Kosten genannt – primär für Produktion, Energie, Transport, Rohstoffe und Verpackung. „Strom ist inzwischen um das fünf- bis zehnfach teurer. Und der Gaspreis hat sich mindestens verdoppelt“, sagt Barth.
Daher sei es „wahrscheinlich“, dass bald auch Getreideprodukte noch teurer werden könnten. Ähnlich äußerte sich auch Heuser auf Anfrage von BW24 zur Preisentwicklung von Milchprodukten. „Mit Blick auf die Butter sind starke Veränderungen festzustellen, der Rest kommt noch, spätestens zum 1. Juli 2022.“ Sprich: Auch Milch und Milchprodukte kosten wohl bald mehr, sollte sich an der aktuellen Situation nichts ändern.