Hört auf, wegen steigender Spritpreise zu jammern - es gibt viel wichtigere Probleme!

Die Spritpreise klettern immer weiter nach oben. Für viele ist das gerade das größte Problem. Unsere Autorin meint: Es gibt derzeit weitaus wichtigeres, das plötzlich keine Beachtung mehr erhält.
Stuttgart - Der Blick auf die Tafeln vor den Tankstellen schmerzt aktuell bei fast allen in der Bevölkerung. Der Liter Diesel liegt in der Landeshauptstadt Stuttgart aktuell (10. März) bei 2,344 Euro. Ein Liter Super kostet 2,278 und Super E10 2,217. Eine große finanzielle Belastung für diejenigen, die auf das Auto angewiesen sind, um beispielsweise zur Arbeit oder überhaupt von A nach B zu kommen. Es ist jedoch ziemlich traurig, dass die Probleme der Spritpreise plötzlich über allem stehen - und andere, schwerwiegendere Probleme in den Hintergrund rücken.
Durch den Krieg in der Ukraine steigen die Kosten auch in Deutschland. Keine Frage: Die erhöhten Preise bei Benzin und Diesel betreffen eine Vielzahl von Menschen. In den sozialen Medien dreht sich alles nur noch um die Preise. Man macht sich Gedanken, Sorgen, schimpft oder stellt sich die Frage, wie viel Sprit man in Kanistern auf Vorrat kaufen darf. Absurd, dass schon wieder übers hamstern nachgedacht wird, wo die Menschen in der Ukraine sich gerade eher Gedanken darüber machen müssen, überhaupt an irgendetwas zu kommen - an eine Unterkunft, an Lebensmittel und Verpflegung zum Beispiel.
Rekordpreise an Tankstellen: Auf das Auto verzichten, um Solidarität mit der Ukraine zu zeigen, ist Blödsinn
Thekla Walker, die Umweltministerin von Baden-Württemberg, schlägt zur Lösung des Spritproblems autofreie Sonntage vor - Immerhin ein Ansatz. Doch dann spricht sie davon, dass der Verzicht aufs Auto auch „ein starkes Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine wäre.“ Nein, das wäre es nicht. Man kann seine Verbundenheit anders bekunden, wie es durch Demonstrationen oder Hilfsmaßnahmen öffentlicher und privater Einrichtungen passiert.
Der Satiriker Jan Böhmermann schrieb auf Twitter: „Erzähl mal den Familien in Charkiw im Keller, wie sehr dich ein Benzinpreis über 2 Euro wütend macht“ und beschreibt so, wie gering die Relevanz des Problems gerade in Bezug auf andere Themen ist. Oder eine andere Userin, die die steigenden Spritpreise mit den steigenden Corona-Infektionszahlen vergleicht: „Der eine dieser beiden Anstiege wird in Deutschland für Tote, viele Genesene mit Langzeitfolgen und womöglich überlastete Krankenhäuser sorgen“, schreibt sie „Über den anderen wird rund um die Uhr diskutiert.“ Sind die hohen Kosten für Benzin und Diesel also wirklich das größte Problem, dass es derzeit gibt?
Neben hohen Spritpreisen drohen weitere schlimmere Auswirkungen des Ukraine-Kriegs
Während die Spritpreise für viele Menschen derzeit Gesprächsthema Nummer eins sind, wird bei Kaufland, Lidl und Co hingegen ein wichtiges Alltags-Lebensmittel knapp und teuer. Darüber hinaus rechnet man auch mit einer erheblichen Steigerung der Energiepreise. Es werden also noch weitere Auswirkungen auf unsere Bevölkerung zukommen. Die Politik muss sich mit dem Ausbau von Alternativen beschäftigen und nicht nur, wie Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU), Wahlkampf mit dem Handy vor einer Tankstelle betreiben.
Es müssen eigene Energiequellen vorangebracht werden, E-Autos müssen mehr an Bedeutung gewinnen und auch öffentliche Verkehrsmittel ausgebaut werden, um einen Mehrwert für die Bevölkerung zu bieten. Denn es wird vermutlich nicht das letzte Mal sein, dass die Spritpreise ins Uferlose steigen. Davon abgesehen: Es gibt momentan weitaus größere Probleme in Deutschland als das.