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„Warten vor Automaten kotzt mich an“ – bald Pfand-Grenze bei Aldi und Co.?

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Von: Jason Blaschke

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Zum 1. Juli wurde die Pfandpflicht in Deutschland stark ausgeweitet. Reagieren Kaufland, Aldi und Co. bald mit einer Obergrenze? BW24 hat nachgefragt.

Stuttgart – Seit 1. Juli 2022 gelten für Pfandpflicht und Elektroaltgeräte im Einzelhandel neue Vorschriften, die Kaufland, Lidl und Co. umsetzen müssen. Die Verbraucher profitieren davon, dass mittlerweile fast alle Einwegdosen- und Flaschen unter die Pfandpflicht fallen und im Einzelhandel abgegeben werden können. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern entlastet auch die Mülltonnen, argumentieren Befürworter.

Maximal 20 Pfandflaschen pro Ladung? Streit um Obergrenze am Automat

Doch an anderer Stelle werden Stimmen laut, die auf die perfiden Tricks von Pfand-Betrüger hinweisen, die mit ihren fiesen Pfand-Maschen jetzt noch leichteres Spiel haben. Denn außer Milchprodukten gibt es keine Ausnahmen mehr, die die Hersteller von der neuen Pfandpflicht befreien. Das bedeutet auch, dass Aldi und Co. mittlerweile deutlich mehr Pfand erreicht. Mehrere Supermärkte und Discounter haben laut Berichten von inFranken.de jetzt die Nase voll.

Pfand-Obergrenze heißt eine Lösung, von der die Händler mittels Hausrecht Gebrauch machen. Zumindest in manchen Märkten in Deutschland können nur noch maximal 20 Flaschen und Dosen auf einmal am Automat abgegeben werden, berichtet inFranken.de dazu. Welche Märkte das genau sind, ist nicht bekannt. BW24 ist dieser Frage nachgegangen und konfrontierte Kaufland, Lidl, Aldi, Edeka und Rewe mit der Frage, wie viel und unter welchen Voraussetzungen Pfand angenommen wird.

Aldi Süd nimmt unbegrenzt Pfandflaschen zurück – unter zwei Voraussetzungen

Von Aldi Süd heißt es dazu, dass es „keine maximale Abgabenmenge für Pfandflaschen gibt“. Die Kunden könnten alle bepfandeten Einweg-Getränkeverpackungen am Automaten zurückgeben, erklärt eine Sprecherin von Aldi gegenüber BW24. „Hierzu müssen das Pfandsymbol und der EAN-Code lesbar sein.“ Der Discounter aus Essen begrüßt, dass die Pfandpflicht zum 1. Juli ausgeweitet wurde – auch, wenn es für die Filialmitarbeiter Mehrarbeit bedeutet.

„Mit der Zuführung in den PET-Kreislauf können alle Flaschen sortenreiner aufbereitet werden als in der Entsorgung über die gelbe Tonne und tragen so zu einem Fortschritt in Richtung Kreislaufwirtschaft bei“, heißt es hierzu in einer Mitteilung von Aldi an BW24. Auch Kaufland äußert sich auf eine Nachfrage. An den Automaten könne Pfand „jeglicher Art und Menge schnell und unkompliziert abgegeben werden“, heißt es aus der Konzernzentrale in Neckarsulm.

Kaufland, Lidl und Co. können Pfandrücknahme verweigern – in wenigen Fällen

Voraussetzung sei, dass das Pfandzeichen unversehrt und der Barcode lesbar ist – eine Aussage von Kaufland, der Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg nicht zu 100 Prozent zustimmen kann. Er sagt: „Form, Marke oder Inhalt spielen bei der Rückgabe von Einwegflaschen oder -dosen keine Rolle.“ Ein beschädigter Strichcode sei kein Grund, pfandpflichtige Dosen oder Flaschen von Kunden abzulehnen.

Form, Marke oder Inhalt spielen bei der Rückgabe von Einwegflaschen oder -dosen keine Rolle.

Tristan Jorde, Verbraucherzentrale Hamburg

Umso wichtiger ist es, als Verbraucher die cleveren Pfand-Tricks zu kennen und sein Geld mit Nachdruck einzufordern, sollte es am Automaten Probleme geben. Kaufland erklärt in der Stellungnahme an BW24 zudem, dass lediglich Flaschen und Dosen von der Pfandrücknahme ausgeschlossen seien, die nicht im Sortiment geführt werden. Die neuen Vorschriften zum Einwegpfand gelten in Deutschland übrigens schon seit 2021, zum 1. Juli 2022 endete die Übergangsphase.

Mehrere Facebook-Nutzer wollen Pfandobergrenze – „das Warten kotzt mich an“

Als dritte große Handelskette äußerte sich Edeka zum Thema Einwegpfand. „Seitens der Großhandlung gibt es keinerlei Vorgaben für die Begrenzung der Pfand-Annahme“, erklärte ein Sprecher der Edeka-Gruppe gegenüber BW24. Da allerdings ein Großteil der Märkte in Deutschland von selbstständigen Kaufleuten betrieben wird, könne man zu konkreten Pfandabläufen keine einheitliche Aussage treffen.

Rewe und Lidl reagierten bisher nicht auf die Anfrage. Fest steht aber, dass es zumindest in einer Vielzahl von Läden in Deutschland bisher keine Pfandobergrenze gibt. Mit Blick auf mehrere Facebook-Kommentare zu der Thematik würden das aber mehrere Nutzer befürworten. „Zehn Flaschen am Tag sollten hier die Obergrenze sein“, schreibt dazu ein User und ergänzt noch: „Das Warten vor den Automaten kotzt mich an.“

Debatte über Pfandgrenze: Facebook-Nutzerin ärgert ein ganz anderes Problem

„Finde das einfach nur rücksichtslos“, kommentiert eine andere Userin gleich darunter. Doch es gibt auch Stimmen auf Facebook, die eine ganz andere Meinung haben. Ein Nutzer argumentiert etwa, dass er die Menge, die er im Laden kauft, auch auf einmal wieder abgeben will. „Wenn ich 100 kaufen kann, dann kann ich auch 100 abgeben.“ Und wieder eine andere Userin ist der Meinung, dass es wichtiger sei, dass die Pfandautomaten zuverlässig funktionierten, ehe man sich über Obergrenzen Gedanken mache.

Die Meinungen auf Facebook gehen auseinander. Und auch die Frage, wo genau es Pfandgrenzen tatsächlich gibt, lässt sich nicht abschließend beantworten. Fest steht, dass die Ausnahmen für Händler begrenzt sind und Pfandprodukte grundsätzlich immer in den Filialen zurückgenommen werden müssen. Dabei gilt es aber zu beachten, dass Pfandbons bei Kaufland und Co. nur begrenzt gültig sind und schnell eingelöst werden sollten.

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