Energiekrise in Deutschland
Strompreis droht gewaltig zu steigen: Stolze 200 Euro mehr – laut Prognose
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- VonJason Blaschkeschließen
Genau wie bei Heizöl und Gas könnten auch die Strompreise für Verbraucher ab 2023 gewaltig ansteigen – mit was für Preisen Experten rechnen, offenbart eine neue Prognose.
Stuttgart – Nahrungsmittel, Kraftstoffe und seit mehreren Wochen auch noch die Nebenkosten: Die Verbraucher-Preise kennen in Deutschland schon seit Wochen nur eine Richtung. Was für Ausmaße diese Energie- und Preiskrise mittlerweile angenommen hat, zeigt die vom Statistischen Bundesamt (Destatis) am 13. Oktober veröffentlichte Inflationsrate für September 2022 deutlich: Plus 10 Prozent – „ein neuer Höchststand“, sagt Destatis-Präsident Georg Thiel.
Explosion der Strompreise deutet sich nach neuer Prognose ab 2023 an
Die Haupttreiber für die Rekord-Inflation seien weiter die teuren Preise für Energie, aber auch Nahrungsmittel, erklärt der Destatis-Chef. Und ein Ende der Energie- und Preiskrise scheint erst einmal nicht in Sicht. Zwar versucht die Politik, mit Entlastungspaketen die finanziellen Schäden abzumildern, vielfach wird allerdings kritisiert, dass viele der Maßnahmen wie der Heizkostenzuschuss für Wohngeld-berechtige Verbraucher ein Tropfen auf den heißen Stein sind.
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Heikel wird es, wenn es um Dinge geht, auf die Verbraucher nur schwer oder gar nicht verzichten können. Dazu zählt die Heizung, aber auch Gas oder Strom. Über die Preise für Heizöl und Gas ist in den letzten Monaten vielfach berichtet worden. Eher weniger im Fokus steht der Strompreis, der zwar ebenfalls teurer geworden ist, aber nicht in extremen Ausmaßen, wie es etwa bei Gas der Fall ist – zumindest bis jetzt. Denn eine neue Prognose lässt aufhorchen.
Entwicklung der Strompreise in Deutschland: Konstante Kosten – noch
Jahr | Strompreis Cent/kWh |
2022 | 32,7 |
2021 | 31,89 |
2020 | 31,47 |
2019 | 30,43 |
2018 | 29,42 |
Quelle: strom-report.de
Experte ist sich sicher – Strompreise bald „auf doppeltem Niveau von heute“
Das Erste hat in der Sendung „plusminus“ vom 12. Oktober einen Experten befragt, der eine erste Prognose für die Strompreise 2023 gewagt hat. Markus Barella, Gründer und alleiniger Gesellschafter der Stromberaterfirma FirstEnergy, gibt zu bedenken: „Das, was heute bei den Kunden ankommt, ist noch nicht das Ende der Fahnenstange – und noch nicht das aktuelle Börsenpreis-Niveau.“ Zum Vergleich: Die Börsenpreise bei Strom sind zuletzt massiv angestiegen.
Barella ist sich sicher: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Preise für Verbraucher perspektivisch auf dem doppelten Niveau von heute liegen werden.“ Für eine vierköpfige Familie mit einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr würden ab 2023 die Stromkosten auf 250 Euro pro Monat steigen, rechnet plusminus als Beispiel vor. Zum Vergleich: 2021 haben Verbraucher für die gleiche Menge Strom noch rund 100 Euro im Monat bezahlt.
Wie sich der Strompreis pro kWh zusammensetzt
Der Strompreis von derzeit 32,7 Cent pro kWh setzt sich in Deutschland aus drei Bestandteilen zusammen: 51 Prozent für Steuern, Abgaben und Umlagen / 24 Prozent für die Nutzung der Stromnetze vom Netzbetreiber / und 25 Prozent gehen an den Stromanbieter für Stromerzeugung und Vertrieb. Die Abgaben für Steuern und Umlagen machen knapp über die Hälfte des Strompreises pro kWh aus – auch deshalb ist der Strompreis in Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Staaten so teuer.
Quelle: co2online.de
Politik denkt über einen Preisdeckel für Strom nach – Ökonomen lehnen es ab
Rechnet man die aktuellen Heiz- und Gasölpreise noch dazu, kommen auf viele Verbraucher 2023 gewaltige Nebenkosten zu. Kein Wunder, dass es Berichten von Merkur.de zufolge einen Ansturm auf Brennholz gibt und die Preise enorm gestiegen sind. Die Verbraucher suchen Alternativen zu Strom, Gas und Öl in Deutschland, um sich vor den Preisexplosionen zu schützen. In der Politik wird als Reaktion über einen Preisdeckel für Strom und Gas nachgedacht.
Die Meinungen dazu gehen jedoch weit auseinander. Die Frankfurter Allgemeine (FAZ) berichtet, dass Ökonomen die Preisdeckel ablehnen und stattdessen ein Energiegeld sowie einen Weiterbetrieb der Atomkraftwerke empfehlen. „Sinken wird die Nachfrage durch Preisdeckel auf Energie nicht. Vielmehr sollte die Lenkungswirkung hoher Preise erhalten bleiben und bedürftigen Betrieben und Haushalten mit gezielten Zahlungen geholfen werden“, sagt etwa der Ifo-Forscher Niklas Potrafke.
Facebook-User sind in großer Sorge: „Habe gerade neue Strompreise bekommen“
Ganz anders sehen Industrievertreter die Pläne. Jörg Rothermel vom Verband der Chemischen Industrie in Deutschland bezweifelt, dass solche gezielten Hilfszahlungen auf Antrag tatsächlich bei den Unternehmen ankommen. „Die bessere Lösung ist, tatsächlich den Strompreis auf einen bestimmten Betrag zu deckeln und den dann den Industrieunternehmen zur Verfügung zu stellen“, sagt Rothermel. Fest steht, dass das Thema noch für Diskussionen sorgen wird.
Einigen Nutzern auf Facebook ist egal, was für Maßnahmen von der Politik ergriffen werden – Hauptsache, es passiert überhaupt etwas. „Habe gerade meinen neuen Strompreis für 2023 bekommen. 2023 für stattliche 55,04 Cent die kWh“, schreibt ein User. „Wer sich schon auf die Erhöhung des Bürgergeldes um 50 Euro gefreut hat, erlebt jetzt die brutale Realität“, teilt eine andere mit. Das Bürgergeld ist eine neue Sozialleistung, die Verbraucher ab 2023 bekommen.
Strompreise für Verbraucher – der aktuelle Börsenpreis macht wenig Hoffnung
„Was kann ich noch tun, um meinen Stromverbrauch zu drosseln?“, fragt die betroffene Nutzerin in die Facebook-Community. Sie spare jetzt schon, wo es nur geht. Doch bald gäbe es einfach kein Einspar-Potenzial mehr. Eine Herausforderung, vor der ab 2023 noch mehr Verbraucher stehen könnten, sollten sich die Strompreise tatsächlich derart verteuern, wie es in der Prognose gesagt wird. Die aktuellen Börsenpreise für Strom machen da jedenfalls wenig Hoffnung.
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