Netzentgelte: Strom ab 2023 bis zu 156 Euro teurer – „Gier ist unersättlich“
Nicht nur der reguläre Strompreis pro Kilowattstunde (kWh) droht im kommenden Jahr teurer zu werden – auch die Netzentgelte schlagen stärker zu Buche.
Stuttgart – Die Kosten für Energieträger wie Heizöl oder Gas treiben die Rekord-Inflation von 10,0 Prozent (Stand: September 2022) in Deutschland weiter an. Die Hauptursache seien die Preise bei Energieprodukten – zunehmend würden aber auch die Teuerungen im Bereich Nahrungsmittel ins Gewicht fallen, sagte Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Licht am Ende des Tunnels ist zumindest mittelfristig nicht in Sicht.
Strompreis 2023: Netzentgelte steigen „so stark wie nie“ – Experte kennt den Grund
Im Gegenteil, insbesondere der Strompreis droht ab 2023 deutlich teurer zu werden. Von einem „doppelten Preisniveau von heute“, spricht ein Brancheninsider, der die Entwicklung der Strompreise an der Börse genau analysiert hat – er meint: „Das, was heute bei den Kunden ankommt, ist noch nicht das Ende der Fahnenstange.“ Damit nicht genug, sollen die Netzentgelte für Strom und Gas in Deutschland „so stark steigen wie noch nie“, berichtet das Vergleichsportal Verivox in einer Mitteilung.
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Zusätzlich zu den ohnehin schon teuren Strompreisen pro kWh kommen auf die Verbraucher ab 2023 noch mehr Mehrkosten zu – wie hoch diese ausfallen werden, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Fest steht aber: „Auch bei den Netzentgelten kommt die Energiekrise an. Durch die explodierenden Großmarktpreise sind auch die Kosten für Netzverluste beim Stromtransport deutlich gestiegen“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Was Netzentgelte genau sind
Die Netzentgelte sind vergleichbar mit Briefmarken bei der Post, sie sind das Porto für den Stromtransport. Jene Entgelte setzten sich aus Kosten für die großen Übertragungsleitungen sowie für die örtlichen Verteilnetze zusammen und sind in Deutschland entfernungsunabhängig zur Stromquelle zu entrichten. Die Netzentgelte werden pro Bundesland vom zuständigen Netzbetreiber eingezogen, sind öffentlich einsehbar und im Preis pro kWh inkludiert.
Strompreis immer teurer: Netzentgelte steigen – Mehrkosten nach Bundesland
Storck ist sich sicher: „Die vorgelagerten Übertragungsnetzentgelte steigen im kommenden Jahr an.“ Wie stark genau, bestimmt in Deutschland der Wohnort. Nimmt man einen Stromverbrauch von 4.000 kWh pro Jahr als Grundlage, steigen die Stromnetzkosten im Jahr 2023 voraussichtlich bundesweit von aktuell 303 Euro auf 360 Euro an. In Prozent ausgedrückt entspricht das einem Rekord-Preisanstieg von 19 Prozent und Mehrkosten von 57 Euro pro Jahr.
Bundesland | Mehrkosten Netzentgelte (Ø 4.000 kWh/Jahr) |
Baden-Württemberg | + 30 Euro |
Bayern | + 46 Euro |
Berlin | + 79 Euro |
Brandenburg | + 156 Euro |
Bremen | + 9 Euro |
Hamburg | + 61 Euro |
Hessen | + 60 Euro |
Mecklenburg-Vorpommern | + 143 Euro |
Niedersachsen | + 55 Euro |
Nordrhein-Westfalen | + 54 Euro |
Rheinland-Pfalz | + 68 Euro |
Saarland | + 61 Euro |
Sachsen | + 60 Euro |
Sachsen-Anhalt | + 80 Euro |
Schleswig-Holstein | + 118 Euro |
Thüringen | + 27 Euro |
Quelle: Verivox / CHIP 365
Mit einem Preisplus von 43 Prozent schlagen die Netzentgelte ab 2023 in Brandenburg am stärksten zu Buche, das entspricht einer Mehrbelastung von 156 Euro pro Jahr und Haushalt bei 4.000 kWh Stromverbrauch. Mecklenburg-Vorpommern (plus 143 Euro) und Berlin (plus 79 Euro) belegen Platz zwei und drei im Teuer-Ranking. Am günstigsten kommen die Verbraucher in Bremen, Thüringen und Baden-Württemberg weg.
Facebook-User teilen gegen Stromanbieter aus – „Gier ist unersättlich“
Empört zeigen sich einige User auf Facebook, was die düstere Entwicklung der Strompreise betrifft. „Ausnehmen der Leute bis zum geht nicht mehr“, schreibt ein Nutzer. Passend dazu ergänzt ein anderer: „Die Gier ist unersättlich.“ Eine weitere Userin berichtet, dass sie erst kürzlich den Bescheid ihres Versorgers erhalten habe. „Von aktuellen 32,21 Cent/kWh auf 47,56 Cent/kWh ab 1. Dezember“, teilt sie der Community mit.
Um die Verbraucher zu entlasten, hat die Ampel-Koalition eine Reihe finanzieller Entlastungen auf den Weg gebracht – etwa einen Heizkostenzuschuss für Wohngeld-Berechtigte oder die Inflationsprämie von bis zu 3.000 Euro steuerfrei für Arbeitnehmer. Geplant ist zudem eine Strompreisbremse, die möglichst viele Verbraucher entlasten soll, berichtet kreiszeitung.de zu den geplanten Hilfen. Diese würden auch den teuren Netzentgelten gegensteuern, die ab 2023 auf die Bürger zukommen.