1. bw24
  2. Verbraucher

Strom, Gas und Öl: Experte verrät clevere Spartricks

Erstellt:

Von: Jason Blaschke

Kommentare

Die Preise für Heizöl, Strom und Gas kennen seit Wochen nur die Richtung nach oben. Mit ein paar einfachen Tricks können Verbraucher aber gerade jetzt sparen.

Stuttgart – Sparen ist ein Begriff, der in Zeiten immer teurer werdender Preise für viele Verbraucher allgegenwärtig ist. Zwar wurde von der Ampel-Koalition ein Entlastungspaket mit Tankrabatt und 9-Euro-Ticket beschlossen, aus Sicht vieler Experten ist das aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Auch deshalb wird aktuell viel über weitere Entlastungen spekuliert, die aus Sicht von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich noch vor der Sommerpause beschlossen werden sollen.

Energiepreise belasten viele Verbraucher – „das Schlimmste kommt erst noch“

Die ersten Ideen für finanzielle Hilfen aus der Staatskasse stehen schon im Raum. So will Finanzminister Christian Lindner (FDP) die Lohn- und Einkommensteuer senken. Kabinettskollege und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) spricht sich stattdessen für ein von Steuereinnahmen finanziertes „soziales Klimageld“ aus, das an alle Verbraucher mit weniger als 4.000 Euro brutto im Monat gezahlt werden soll.

Der Haken an beiden Ideen ist, dass sie nicht von heute auf morgen umgesetzt werden können. Doch gerade die teuren Energie- und Lebensmittelpreise belasten viele Verbraucher akut. Mehr noch: Experten gehen davon aus, dass die Preise für viele Alltags-Produkte bald noch massiv teurer werden. „Das Schlimmste kommt auf die Verbraucher erst noch zu“, prophezeit Aurélien Duthoit, Senior Volkswirt von Allianz Trade.

Heizöl: Experte gibt clevere Spartricks

Umso wichtiger ist es, gerade in der aktuellen Situation aktiv zu werden und unnötige Kosten zu vermeiden, sagen Experten. Oliver Klapschus vom Online-Portal Heizöl24 empfiehlt etwa Verbrauchern, die mit Öl heizen, ihre Tankfüllung nicht auf die lange Bank zu schieben. „Wer eine kurzfristige Delle mit Preisen um rund 1,10 Euro erwischt, macht ein Schnäppchen.“ Trotz der teuren Preise lohnt es sich aus Sicht von Klapschus, den Tank ganz vollzumachen.

„Ein voller Tank schafft erst mal Sicherheit“, sagt der Experte mit Blick auf das Ölembargo, auf das sich die Regierungschefs der EU in Brüssel verständigt hatten. Und wenn sich Heizölkunden zu privaten Einkaufsgemeinschaften zusammentun, ist sogar noch Zusatz-Sparpotenzial da. Speziell in Baden-Württemberg gehen Experten davon aus, dass die Wirtschaft ein Ölembargo verkraften könnte. Auch Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) zeigt sich zuversichtlich. Es sei gelungen, schnell alternative Lieferquellen zu organisieren, sagte sie dem SWR.

Gaspreis auf Rekordniveau: Was Verbraucher aktuell besser nicht tun sollten

Weniger Sparpotenzial sehen Experten für alle Verbraucher, die noch vom Gas abhängig sind. „Schnell ein mal vergleichen, wechseln und sparen wie früher üblich, ist momentan einfach nicht möglich“, erklärte Hans Weinreuter, Energieexperte der Verbraucherzentrale Rheinpfalz, der Welt. Im Gegenteil: Wer seinen Gasanbieter wechselt, sollte auf der Hut sein.

Weinreuter: „Mit dem Wechsel wird es ganz oft nur noch teurer, speziell für Kunden mit Sondervertrag.“ Zwar hätten viele regionale Grundversorger günstigere Preise, aber meist nicht für Neukunden. Aus Sicht des Energieexperten haben die Gaskunden zumindest akut wenig Sparoptionen. „Preiserhöhungen schlucken und dabeibleiben, wenn man nicht draufzahlen will“, ist die Empfehlung des Experten.

Stromzähler mit Euroscheinen
Die Energiepreise ziehen weiter an. Aus Sicht von Experten ist selbst ein Anbieterwechsel aktuell wenig vielversprechend (Symbolbild). © Weingartner/Imago

Mieterbund rechnet mit saftigen Nachzahlungen – bis zu zwei Kaltmieten

Etwas optimistischer zeigt sich Staatssekretär Andre Baumann beim Blick auf die Gassituation in Baden-Württemberg. Es sei nun jedoch umso wichtiger, den Ausbau der erneuerbaren Energien schneller voranzutreiben. „Die Energiewende kostet, aber ‚keine‘ Energiewende und damit ‚kein‘ Klimaschutz – das wird unbezahlbar“, sagte Baumann im exklusiven Interview mit BW24. Doch nicht nur Verbraucher mit einer Gasheizung müssen bangen – auch wer zur Miete wohnt, sollte aufpassen.

In Mehrfamiliengebäuden mit Zentralheizung kommt die Nebenkostenabrechnung für 2022 erst im nächsten Jahr. Viele wird der enorme Preisanstieg bei Öl und Gas mit voller Wucht treffen, befürchtet Dietmar Wall vom Deutschen Mieterbund im Gespräch mit der Welt. Wohnungsunternehmen kalkulieren aktuell mit Nachzahlungen von bis zu zwei Monatskaltmieten. Auch hier sehen Experten wenig Sparpotenzial für Verbraucher.

Energiepreise immer teurer – diese Investitionen lohnen sich langfristig

Wer seine monatlichen Vorauszahlungen jedoch großzügiger ansetzt oder etwas Geld zur Seite legt, kommt 2023 nicht so schnell in eine finanzielle Schieflage. Auch wenn das vielen Mietern schwerfalle – es sei für Mieter sehr sinnvoll, rechtzeitig vorzubeugen und mit ihren Vermietern zu sprechen, sagte Wall der Welt. Experten empfehlen allen Eigentümern, sich auf lange Sicht unabhängiger in Sachen Energie zu machen – etwa mit gut gedämmten Häusern.

„Jede energetische Modernisierung der Immobilie kann helfen, Energiekosten einzusparen.“

Hans Weinreuter, Energieexperte der Verbraucherzentrale Rheinpfalz

„Jede energetische Modernisierung der Immobilie, primär der Umstieg auf eine andere Heiztechnik als Öl und Gas, kann sich lohnen und helfen, Energiekosten einzusparen“, sagt Weinreuter. Eine günstigere und klimafreundlichere Alternative seien Heizungen, die statt Öl mit Holzpellets oder einer Wärmepumpe arbeiten. Zum Vergleich: Für 1.500 Liter Heizöl zahlt man aktuell rund 2.000 Euro – für drei Tonnen Pellets mit gleichem Energiegehalt nur rund 1.150 Euro.

Mit Sanierung Energiekosten sparen – aber Fördermittel nicht vergessen

Clevere Spartipps mit Blick auf klimafreundliche Sanierungen sind die staatlichen Förderprogramme, die entweder direkt als Sofort-Zuschuss ausbezahlt oder über Zins-vergünstigte Kredite respektive Darlehen gewährt werden. Die Verbraucherzentralen bieten speziell dafür Beratungen an. Über die Fördermittel für Sanierungen in Baden-Württemberg informiert zudem die Landesregierung über das Serviceportal „Energetische Sanierung“.

Auch interessant

Kommentare