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„Regal voller Sonnenblumenöl“: Angebliches Foto aus Supermarkt in Ungarn sorgt für Aufregung

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Von: Jason Blaschke

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Ein Twitter-User teilt ein Foto, das ein übervolles Regal mit Speiseöl und Mehl zeigt. Woher kommen diese Vorräte? Ein Experte kennt die Antwort.

Berlin – Seit Wochen tobt der Krieg in der Ukraine. Und seit Wochen spüren auch die Verbraucher in Deutschland die teils massiven Folgen. Neben teuren Energie-, Sprit- und Lebensmittelpreisen ist auch immer wieder von Lieferengpässen die Rede, die besonders Alltags-Produkte wie Speiseöle oder Mehl betreffen. Große Händler wie Kaufland oder Lidl haben Produkte wie Speiseöl oder Mehl schon rationiert, damit die flächendeckende Warenversorgung gesichert ist.

Twitter-User entdeckt Regal voller Speiseöl: „Können ja in Zukunft dort einkaufen!“

Einen sehr extremen Weg ging der Discounter-Riese aus Neckarsulm. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Lidl Speiseöl in einer Filiale bloß noch an Kunden ab 18 Jahren verkauft. Erst später stellte Lidl klar, dass es sich dabei um „ein Versehen“ gehandelt habe. Der Fall zeigt aber, wie extrem zumindest in manchen Filialen die Situation rund um das Speiseöl sein muss. Dass es in Deutschland überhaupt zu solchen Engpässen kommt, können viele Menschen nicht nachvollziehen.

Auf Twitter etwa teilt ein Nutzer ein Foto, das ein prall gefülltes Regal voller Speiseöl und Mehl zeigt. „Hauptsache, wir haben noch Klopapier“, schreibt der User sarkastisch dazu und ergänzt, dass er die übervollen Regale in Tschechien gesehen habe. „Können ja in Zukunft dort einkaufen.“ Eine ähnliche Entdeckung machte ein weiterer Twitter-Nutzer in Ungarn. „Das ganze Regal ist voller Sonnenblumenöl“, schreibt er und zeigt ein Foto, auf dem sich die in Deutschland so begehrte Ware palettenweise stapelt. „Warum gibt es in Ungarn Sonnenblumenöl, während es in Deutschland kaum lieferbar ist?“, fragt sich ein anderer User.

Volle Lager im Ausland – „Speiseöl-Mangel ist ein deutsches Problem!“

Verkauft wird das Sonnenblumenöl in Ungarn für umgerechnet etwa 1,45 Euro. Zum Vergleich: Kaufland verkaufte sein Sonnenblumenöl zuletzt für 4,99 Euro pro Liter. „Warum gibt es in Ungarn Sonnenblumenöl, während es in Deutschland kaum lieferbar ist?“, will der Twitter-Nutzer wissen. Florian Block, der Sprecher des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), kennt die Antworten. Im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) erklärte er, dass der Speiseöl-Mangel ein deutsches Problem sei.

„Als Russland seinen Angriff auf die Ukraine startete, begann in Deutschland ein starker Run der Verbraucher auf Sonnenblumenöl, weil berichtet wurde, dass die Ukraine einer der größten Produzenten von Sonnenblumen ist.“ Allerdings seien die Discounter und Supermärkte auf einen „normalen Konsum“ ausgerichtet und eben nicht auf panische Hamsterkäufe im Speiseöl-Regal in einem so großen Ausmaß.

Keine Speiseöl-Produktionsengpässe in Deutschland – „ohne Störungen“

So schnell hätten die Produzenten die Kapazitäten gar nicht ausbauen können. Dass die Lücken in den Speiseöl-Regalen verstärkt auf Hamsterkäufe und weniger auf Lieferengpässe zurückzuführen sind, bekräftigt auch Ulrich Hettinger vom Verband der Ölsaaten-verarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID). Hettinger zu BW24: „Die Produktion in den Werken läuft bei normaler Auslastung. Die Abfüllanlagen für Speiseöl sind kontinuierlich in Betrieb und die Produkte werden ohne Störungen abtransportiert.“

Die Produktion in den Werken läuft bei normaler Auslastung.

Ulrich Hettinger, OVID

Im Ausland wurden Hamsterkäufe wie in Deutschland weniger beobachtet. Zudem beziehen nicht alle Länder ihre Produkte aus der Ukraine oder Russland. Deutschland etwa ist mit Blick auf das Getreide nahezu Selbstversorger, weshalb auch die Lieferengpässe in der Ukraine weniger starke Auswirkungen auf die Verfügbarkeit in Deutschland haben. Es seien primär Länder in Südafrika, die vom Getreidestopp in der Ukraine betroffen seien, sagte Ariane Amstutz vom Landesbauernverband Baden-Württemberg kürzlich im Gespräch mit BW24.

Twitter-Userin über Hamsterkäufe – „In Deutschland drehen die Leute durch!“

In den sozialen Netzwerken werden die Hamsterkäufe teils scharf verurteilt. Zu einer der Fotoaufnahmen auf Twitter schreibt etwa ein User: „In Deutschland drehen die Leute halt durch. Wenn jeder das kauft, was er braucht, funktioniert es auch.“ Ähnlich äußert sich ein anderer Nutzer. „Ich habe vor einigen Tagen mit einem CEO einer Ölmühle telefoniert. Diese Mühle produziert 7 Tage, 365 Tage im Jahr Öl und läuft auf 100 Prozent Auslastung.“

Der Twitter-Nutzer dazu weiter: „Er sagte deutlich, dass dieses ein rein deutsches Problem ist. Sobald Öl vorhanden ist, wird es von wenigen gehamstert.“ Viele Nutzer erstaunt dabei, dass selbst die abartigen Speiseöl-Preise in Deutschland – über die derzeit auch HEIDELBERG24 berichtet – die Hamsterkäufer nicht abschrecken kann. „Spätestens wenn jeder einen gewissen Vorrat angelegt hat, dann würden alle wieder normale Mengen kaufen, schon aus Platzgründen“, merkt dazu eine andere Userin an.

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