Real-Märkte öffnen als Kaufland: Mitarbeiter und Kunden stehen vor harten Änderungen

Anfang Februar sind die ersten Real-Märkte zu Kaufland geworden, weitere folgen. Das bringt dramatische Veränderungen mit sich - für Kunden und Mitarbeiter.
Neckarsulm - Kaufland macht Ernst. Nachdem die Kette aus dem schwäbischen Neckarsulm (Kreis Heilbronn), die wie Lidl zur Schwarz-Gruppe gehört, grünes Licht für die Übernahme von 92 Real-Märkten vom Bundeskartellamt erhielt, kann es ihr offenbar nicht schnell genug mit dem Umbau gehen. Erst kürzlich sortierte Kaufland Regale bei Real radikal aus, um Platz für die Übernahme zu machen. Und schon folgte der nächste Streich: Kaufland hat quasi von heute auf morgen 13 Real-Filialen in Deutschland umgeflaggt.
Die Übernahme stößt in der Bevölkerung zunehmend auf Kritik. Kunden sind nach dem Umbau bereits genervt und trauern Real nach: „Ich kann kein Kaufland mehr sehen“, schreibt eine Nutzerin auf Facebook in Bezug auf den Umbau in Hamm. „Einfach traurig“, meint eine andere. Währenddessen drückt Kaufland aufs Tempo und stellt alles auf das neue Konzept um.
Diese 13 Real-Filialen sind bereits zu Kaufland umgebaut worden
Wie Kaufland bereits in einem Brief angekündigt hatte, wurden zum Beginn des Februars folgende 13 Märkte umgebaut:
- Detmold
- Bochum-Wattenscheid
- Edingen-Neckarhausen
- Oldenburg
- Kulmbach
- Ettlingen
- Gemersheim
- Moers
- Paderborn
- Heinsberg
- Aachen
- Neuss
- Hamm
Kaufland baut Real-Filialen um: Diese Änderungen gibt es im Sortiment
Noch nicht alle alten Real-Spuren sind in den Märkten verschwunden, wie die Lebensmittelzeitung berichtet. Da der Betrieb nicht länger als zwei Tage pausieren sollte, seien zunächst keine massiven Umbauten möglich gewesen. Größere Veränderungen sollen deshalb in den darauffolgenden Wochen geschehen. Trotzdem müssen sich Kunden schon jetzt an einige Änderungen gewöhnen.
Real war für sein Vollsortiment bekannt, Kaufland legt hingegen einen stärkeren Schwerpunkt auf Lebensmittel. Während man bei Real im Eingangsbereich vor allem Non-Food-Ware wie Elektronik und Haushaltswaren fand, wird bei Kaufland die Obst- und Gemüseabteilung ganz vorne präsentiert. Diese befand sich bei Real eher in der Mitte des Marktes. Was mit der Abteilung für Sport- und Spielwaren passiert, ist vielerorts noch unklar, da Kaufland dieses Sortiment in der bisherigen Größenordnung noch nicht führt.
Real wird zu Kaufland - Kunden sind gespaltener Meinung
Wie der Westfälische Anzeiger berichtet, seien die Kunden der bereits umgebauten Filiale in Hamm gespaltener Meinung zum neuen Supermarkt. Eine Kundin lobte gegenüber der Zeitung die größere Lebensmittelauswahl und, dass sie sich gut zurechtfinde. Eine andere monierte, dass es bei Kaufland im Gegensatz zu Real kaum noch Oberbekleidung gebe. Auch die Fahrradabteilung wird vermisst.
„Vieles ist anders, aber nicht alles ist neu“ - so beschreibt der Westfälische Anzeiger den generellen Eindruck, der beim Betreten der neuen Kaufland-Filiale in Hamm entsteht. Bislang unverändert geblieben sei der Eingangsbereich: Bäcker, Tabakladen, Apotheke und andere kleine Läden seien weiterhin vor Ort. Ein Areal sei abgesperrt, allem Anschein nach für weitere Umbauten. Zudem gebe es auch eine Fläche, auf der Sonderangebote verkauft werden.
Übernahme von Kaufland: Real-Mitarbeiter müssen sich an neues System gewöhnen
Auch die früheren Mitarbeiter der Real-Filialen, die von Kaufland übernommen wurden, müssen sich an die Änderungen gewöhnen. So ist das Kassensystem eine technische Umstellung. „Für uns alle ist das jetzt erst einmal Neuland, weil manche Abläufe anders sind“, sagt der Leiter eines Real-Marktes in Paderborn, der nun als Kaufland wiedereröffnet hat, zum Westfalenblatt. „Handel ist Wandel, das gehört dazu.“ Die Mitarbeiter der Filiale werden von Kaufland-Personal umgeschult.
Der Umbau der Real-Filiale in Paderborn zu Kaufland hat nur zwei Tage gedauert. In den nächsten Wochen werden weitere Veränderungen in dem 7.500 Quadratmeter großen Markt vorgenommen, wie das Westfalenblatt den Verkaufsleiter zitiert. Während in einigen Filialen nur die Anordnung verändert wurde, müssen sich die Kunden in anderen ehemaligen Real-Märkten mit größeren Veränderungen abfinden.
So hat inzwischen auch die Real-Filiale in Wattenscheid als Kaufland wieder eröffnet - jedoch deutlich geschrumpft. Statt auf zwei Stockwerken können die Kunden künftig nur noch im Erdgeschoss nach Waren stöbern, wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtet. Die obere Etage wird aktuell nur noch zu einem Teil genutzt und dient bald gar nicht mehr als Verkaufsfläche.
So unterscheidet sich das System Kaufland von Real
Das Konzept von Kaufland unterscheidet sich deutlich von dem der Kette Real, die sich als Warenhaus mit einer sehr breiten Auswahl an Produkten präsentierte - gemäß dem Slogan „Einmal hin - alles drin“. Ganz anders das System Kaufland: Der Händler legt den Fokus auf Frische-Abteilungen: Obst- und Gemüse, Molkereiprodukte, Fleisch, Wurst und Käse. In Paderborn habe man „das Angebot an Bioprodukten, vegetarischen und veganen Lebensmitteln sowie solche für eine spezielle, beispielsweise glutenfreie, Ernährung erweitert“, berichtet der Verkaufsleiter dem Westfalenblatt.
Im Januar 2020 wurde bekannt, dass der Düsseldorfer Handelskonzern Metro die Supermarkt-Kette Real mit ihren bundesweit 279 Filialen verkaufen will. Nachdem die russische Investorengruppe SCP Real übernommen hatte, verkaufte sie davon einen Großteil an Kaufland. Manche Filialen schließen sogar für immer. Kaufland hat 92 Märkte übernommen, auch Edeka und Globus sind an einer Übernahme interessiert. Kaufland ist Teil der Schwarz-Gruppe, zu der auch Lidl gehört.