Mehr Zinsen für das Tagesgeld: Wie viel Geld im Notgroschen sein sollte
Für ein Tagesgeldkonto gibt es bei vielen Banken wieder mehr Zinsen. Gerade jetzt kann es sich lohnen, mehr Geld im Notgroschen anzulegen – aber wie viel genau?
Stuttgart – Horrende Energiekosten, zweistellige Inflationsraten oder auch die düstere Entwicklung der Strompreise ab 2023 – für viele Verbraucher ist die Geldanlage aktuell ein schwieriges Thema. Zumal in der jüngsten Vergangenheit die niedrigen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) das klassische Sparbuch ohnehin unattraktiv gemacht haben. Vor Inflationsraten über der 10-Prozent-Marke kann man sein Erspartes mit Zinssätzen bei nahe null nicht schützen.
Sparbücher wieder attraktiver: Banken geben mehr Zinsen aufs Tagesgeld
Stand heute hat sich die Situation zumindest ein wenig gebessert. Die EZB hat am Leitzinssatz geschraubt. Damit fallen für Kredite wieder höhere Zinssätze an – gleichzeitig gibt es aber auch wieder mehr Zinsen auf eine Geldanlage. „Wer sein Geld für zwei Jahre fest anlegt, kann dafür bei deutschen Banken inzwischen gut drei Prozent Zinsen einstreichen“, sagte Geschäftsführer Oliver Maier jüngst gegenüber „Focus Online“ – seine Bank ist damit nicht allein.
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Gleich mehrere Banken haben auf die Leitzinskorrektur der EZB reagiert und gewähren wieder mehr Zinsen. Die ING gibt statt 0,001 Prozent seit 6. Dezember 2022 0,3 Prozent Zinsen auf das Tagesgeldkonto. Ein wenig mehr bietet Berichten von „CHIP 365“ zufolge die Ford Bank in Köln (0,85 Prozent), die Merkur Privatbank München (1,0 Prozent) oder die Deutsche Skatbank aus Thüringen (1,09 Prozent). Alles keine großen Schritte – aber besser als die Zinssätze der Vorjahre.
Tages- oder Festgeld? Das ist der Unterschied
Das Tagesgeld ist eine Geldanlage ohne feste Laufzeit. Der Bankkunde kann frei entscheiden und nach Gutdünken Geld ein- oder auszahlen. Der Zinssatz für ein Tagesgeldkonto kann jedoch variabel von der Bank angepasst werden und ist im Vergleich zum Festgeld niedriger. Die Tagesgeldkonten eignen sich ideal als Notgroschen, da der Kunde jederzeit auf das ersparte Geld zugreifen kann.
Das Festgeld ist eine Termineinlage mit einer festen Laufzeit. Zinssatz und Laufzeit werden mit der Bank fest vereinbart – vor Ablauf der Frist kann man über das eingezahlte Geld nicht frei verfügen. Zinssatz und Laufzeit können nachträglich meist nicht geändert werden. Über welchen Zeitraum das Geld angelegt wird, ist unterschiedlich. Dazu gibt es keine Vorgaben. Das Festgeldkonto eignet sich für die längerfristige Geldanlage – für Geld, das man in der Zeit nicht benötigt.
Wieder mehr Zinsen fürs Tagesgeld: Wie viel Geld im Notgroschen sein sollte
Ein wenig Geld auf der Kante sollte jeder Verbraucher haben – unabhängig der Zinssätze. Geht etwa die Spülmaschine kaputt oder kommt es unerwartet zu Mehrausgaben, kann man sein finanzielles Polster anzapfen – und muss nicht etwa sein Konto überziehen. Wie viel Geld man in seinen Notgroschen einzahlt, muss jeder für sich entscheiden. Es gibt jedoch ein paar Tipps, die helfen können, den richtigen Betrag zu ermitteln – ein Überblick:
- Wer Single ist, sollte sich zwei bis drei Netto-Monatsgehälter zur Seite legen. „Mit einer solchen eisernen Reserve kann man auf unvorhergesehene Ausgaben schnell und ohne Kreditaufnahme reagieren“, berichtet die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
- Je mehr Personen im Haushalt leben, desto mehr Geld sollte im Notgroschen sein. Die ING empfiehlt Familien eine Not-Rücklage von sechs Netto-Monatsgehältern. Die Commerzbank nennt als Faustformel drei bis sechs Monatsgehälter.
- Auch auf die persönliche Situation kommt es an: Wer als Eigentümer in seinem Haus lebt, sollte für Notfälle mehr Geld im Notgroschen haben – etwa für aufwendigere Reparaturen.
- Grundsätzlich kann man festhalten: Je mehr Geld im Notgroschen ist, desto mehr finanzielle Sicherheit hat man. Ist viel Geld in der Rücklage, kann man damit etwa eine Erwerbslosigkeit überbrücken.
Die genannten Punkte sind Empfehlungen und Faustformeln, die allgemein gelten und nicht in Stein gemeißelt sind – selbst, wer in der aktuellen Energie- und Preiskrise nur einen geringeren Betrag als Notgroschen anlegt, sorgt vor. Wichtig ist nur, das Geld immer so anzulegen, dass man schnell und unproblematisch rankommt. Festgeldkonten oder Wertpapiere wie ETFs eignen sich daher eher weniger als Notgroschen-Depot.
Zinssatz für Tagesgeld trotzdem weiter niedrig – diese Alternativen gibt es
Besser ist das Tagesgeldkonto, wo man seit einigen Wochen zusätzlich wieder von etwas besseren Zinsen profitieren kann. Zu viel sollte man aber auch nicht im Tagesgeldkonto parken, raten Finanzexperten. Nach wie vor sind die Zinsen vergleichsweise niedrig – das Geld vermehrt sich nur geringfügig und steht weiter einer Rekord-Inflationsrate gegenüber. Banken empfehlen ihren Kunden in der aktuellen Situation deshalb ein gestreutes Sparsystem.
Das bedeutet, dass man sein Geld in verschiedene Anlageformen packt. Der Notgroschen ist etwa das Tagesgeldkonto – Geld, das man auf kurze Sicht nicht benötigt, kommt stattdessen auf ein Festgeldkonto oder wird in Wertpapieren angelegt. Welche Anlage die bessere ist, lässt sich nicht pauschal bestimmen. Wertpapiere versprechen Rendite, sind im Gegensatz zu Tages- oder Festgeld aber risikobehafteter. Bankberater oder neutrale Finanzberater können bei der Entscheidung helfen.
Geld für Notgroschen beschaffen: Von steuerfreien Entlastungen profitieren
Wer umgekehrt noch Geld für seinen Notgroschen benötigt, kann versuchen, über verschiedene Entlastungen der Ampel-Koalition kurzfristig an mehr liquide Mittel zu kommen. Die Inflationsprämie von bis zu 3.000 Euro ist steuerfrei und daher rentabler als Extra-Zahlungen wie das Weihnachtsgeld, die steuerpflichtig sind. Die Arbeitgeber können zusätzlich zum Lohn auch steuerfreie Benefits gewähren, die in der Summe ebenfalls finanzielle Spielräume schaffen und das Sparen somit erleichtern können.